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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Barack Obama beim präsidialen Workout, D-Day-Feier ohne Feindberührung. Schiedsrichter Hollande musste getrennt dinieren - immer hin und her zwischen Putin und Obama. Und dann noch der Anfangsverdacht auf geheimdienstliche Agententätigkeit gegen das Kanzlerinnenhandy.

Von Sigrid Fischer | 06.06.2014
    Ein Mann, zwei Hanteln, ein Fitnessraum. An sich nichts Besonderes. Wäre nicht eine Kamera dabei gewesen und hieße der Mann nicht Obama. Der hatte offenbar nichts dagegen, dass man ihn im Warschauer Hotel beim präsidialen workout filmt. Andere Präsidenten posen im Muscleshirt beim Reiten und oben ohne beim Angeln. Und jetzt, wo der amerikanische Friedensnobelpreisträger gerade den Kalten Krieg wiederbelebt, darf auch muskulär aufgerüstet werden. Ready for YouTube. Kriegsführung im digitalen Zeitalter. Die Gelegenheit zum direkten Kräftemessen auf neutralem französischen Boden hat er leider ausgeschlagen - D-Day Feier also ohne Feindberührung, Schiedsrichter Hollande musste deshalb gestern Abend getrennt dinieren - und auf Pendlerpauschale, immer hin und her zwischen Apéritif und Vorspeise mit Putin, Hauptgericht mit Obama, Dessert mit Putin, Käse und petit Café mit Obama. So was kennt man noch aus eigenen beleidigten Kindertagen: zwei plärrende Bälger, in der Mitte die Mutti, an jeder Hand eins.
    Doppelt delikates Treffen
    Nun ist das Treffen der beiden Muckimänner naturellement doppelt delikat, es ist ja nicht nur D-Day-Jahrestag, sondern auch NSA-, respektive Snowdenenthüllungsjahrestag. Heute vor einem Jahr hat er der Welt gezeigt, was er an seinem geheimen Arbeitsplatz so alles anstellt jeden Tag. Und ausgerechnet der inzwischen alles andere als alliierte Widersacher aus dem Osten gewährt ihm Fluchthilfe. Erstaunlich, dass der deutsche Generalbundesanwalt nach einem Jahr doch noch in die Ermittlungsgänge kommt. Ja warum denn? Anfangsverdacht auf geheimdienstliche Agententätigkeit gegen das Kanzlerinnenhandy. Aber so richtig beschwert hatte sich die Dame doch gar nicht, schon, weil ihr Handy in den ganz entscheidenden Momenten sowieso nie eingeschaltet ist.
    Gerade Montag erst wieder, als Wolfgang Bosbach ihren Rat dringend benötigte, als Joker bei der 500.000 Euro-Frage auf Jauchs Millionärs-stuhl – sprang nur die Mailbox an. Wer will sich schon so medienwirksam blamieren? Aber: Beschwert haben sich Millionen Bundesbürger, wegen geheimdienstlicher Totalüberwachung ihrer Handys und damit permanenter Verletzung ihrer Grundrechte. Die Herr Snowden von seinem Schreibtisch aus nicht länger betreiben wollte. Und zum Landesverräter wurde. Weil Freiheit eben keine Selbstverständlichkeit ist, für die Freiheit muss man ununterbrochen kämpfen. Zitat Barack Obama, diesen Mittwoch in Warschau.
    Jetzt kann Frau Rousseff in Brasilien überlegen, ob sie ihm die Freiheit weiter ermöglicht. Aber die hat eine Woche vor einem gewissen Großereignis schon genug Aufrührer im Land: Unbefristeter U-Bahnstreik und 10.000 Obdachlose versperren mal eben den Zugang zum WM-Eröffnungsstadion. Wie kriegt sie die da wieder weg? Naja, für unsere Jungs wär's gar nicht schlecht, wenn die da einfach stehen blieben und die WM ausfiele – werden wir nach dem Spiel gegen Armenien heute Abend wahrscheinlich denken. Und FIFA-Konquistador Blatter könnte den Brasilianern als Verlustausgleich in einem feierlichen Akt die Schmiergelder aus der Katarbewerbung überreichen. Und danach endlich abtreten.
    Statt der Welt eine fünfte Amtszeit zuzumuten, kann er sich zum Beispiel zusammen mit Juan Carlos von Elefanten jagen lassen, das hält auch fit, und Elefanten sind unkorrumpierbar. Warum nicht mit 78 noch mal ganz neue Erfahrungen machen?