Archiv

Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Die FDP setzt im Hamburger Bürgerschaftswahlkampf ganz auf Attraktivität. Dafür interessieren sich auf jeden Fall mehr Menschen als für die AfD-Broschüren. Für ganz andere Dinge interessiert sich Dominique Strauss-Kahn - und genau darin könnte eine Chance für Griechenland liegen. Solange es sich sexy anzieht.

Von Klaus Pokatzky |
    Wann war Politik so unterhaltsam wie diese Woche? In Hamburg ist Wahlkampf für die Bürgerschaft. Im Wahlkampf ist alles erlaubt. Und für die FDP sowieso. FDP? Das war mal eine Bundestagspartei. Für die Zeitschrift "Gala" - werden Sie auch nicht kennen - stieg dafür die Hamburger FDP-Spitzenkandidatin Katja Suding in ihre schärfsten High Heels und hampelte gemeinsam mit zwei anderen Parteifreundinnen, die ebenfalls ziemlich high waren, vor einer Kamera herum. Motto des Auftritts - nach der Uralt-Krimiserie "Drei Engel für Charlie" aus jenen Zeiten, als die FDP noch eine erwachsene Partei war: "Drei Engel für Lindner".
    Lindner? Heißt Christian mit Vornamen und ist Vorsitzender der FDP. "Attraktivität hilft, Aufmerksamkeit zu bekommen", hat die FDP-Spitzenkandidatin Suding zu ihrer High-Nummer gesagt - und: "Andererseits ist es schwerer für attraktive Menschen als intelligent wahrgenommen zu werden."
    Nur eigene Wahlkampfhelfer wollen die Broschüren
    Und damit zur AfD. AfD? Alternative für Deutschland, eine Partei für das Milieu, das zu mir immer "Lügenpresse" kreischt. Und besonders high kreischen sie, wenn man die Wahrheit sagt. Im Hamburger Wahlkampf wurde der Spitzenkandidat der AfD - den Namen müssen wir uns jetzt wirklich nicht merken - an seinem Wahlkampfstand von einem NDR-Team filmerisch begleitet. Sollte tolle Werbung geben. War dann aber ziemlich blöde. Die Passanten winkten nämlich alle ab, als der AfD-Mann ihnen seine Prospekte in die Hand drücken wollte.
    Also schickt er, vor laufender Kamera, einen jungen, gut aussehenden Mann aus seinem Wahlstandsteam kurz weg, und der kommt dann wieder und spielt vor der NDR-Kamera einen ganz zufällig vorbeilaufenden Passanten, der die AfD-Broschüre mit ganz warmen Worten in Empfang nimmt. Das alles also zeichnete der NDR auf und sendete es. Jetzt empört sich die AfD. So viel zum Thema Lügenparteien.
    Der gut aussehende jugendliche Wahlkampfhelfer, der einen auf naiv-unbeteiligten Passanten macht, ist übrigens Vorstandsmitglied der Jugendorganisation "Junge Alternative" in Nordrhein-Westfalen. Ein sehr gut aussehender junger Mann. Da halten wir es mit der FDP-Frau Suding: Es ist schon sehr schwer für attraktive Menschen, als intelligent wahrgenommen zu werden.
    Berlusconis Strafe reduziert - gut für die armen alten Leute
    Ein anderer Betrüger aus der Politik, wegen Steuerschummeleien zu einem Jahr Sozialdienst in einem Altenheim verurteilt, Italiens Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi, darf, wegen guter Führung, seine Strafe vorzeitig beenden. Ist auch besser so für die armen alten Leute. Der Finanzfachmann Dominique Strauss-Kahn steht dafür wegen Zuhälterei vor Gericht, weil er Sex-Parties mit Prostituierten organisiert haben soll. Früher war er mal Chef des Internationalen Währungsfonds IWF und heißer Anwärter auf den Posten des französischen Staatspräsidenten. Vielleicht könnte man ihn zu einem Sozial- und Finanzdienst für Griechenland verurteilen.
    Der neue griechische Regierungschef Alexis Tsipras tingelt ja jetzt durch Europa und will Geld. Da kann er lange tingeln. Ohne Schlips kriegt der doch von keinem Zocker-Banker auch nur einen Euro. Der Grieche soll sich mal High Heels anziehen. Und darauf durch Europa tänzeln. Dann kriegt er auch Geld. Von Strauss-Kahn jedenfalls sofort.