Pumuckl – kennen Sie. Den kleinen roten Kobold. Seit genau 50 Jahren gibt's den, und sein Verlag sagt, der Pumuckl solle nun – wörtlich - einen leicht modernen Touch bekommen. Und was macht der Illustrator? Er malt den Pumuckl schlanker. Das iss äh "moderner Touch". Schlank ist das neue Modern. Der Deutsche aber ist dick, und das Moderne ist ihm darum nicht geheuer.

Die CDU drohte am Anfang der Woche, sie würde jetzt modern. Nein. Sie würde jetzt modern. Jung, weiblich, migrantisch, also all das, wofür Altkanzler Kohl stand, nicht. Dessen obskure schwarzgeldspendenden Männerfreunde, die man aber nicht verpfeift, - diese sagenhaften Gestalten sind out, weil: Es gibt keine.

Sagt in einer Filmdoku über Wolfgang Schäuble - am Montag läuft sie in der ARD - sagt eben Wolfgang Schäuble, gefragt nach Kohls heimlichen Spendern: "Es gibt keine." Waren alles Flick-Gelder. So wird Geschichte neu geschrieben. Alte ranzige Männermythen braucht die neue CDU nicht.

Die moderne, junge CDU - was braucht die? 63 Abgeordnete, die mutig gegen die Fraktionsmehrheit stimmen – nach so etwas giert die neu CDU! Gut, bis auf Fraktionschef Volker Kauder, der immer ein bisschen so aussieht, als seien seine Hobbys Pausenaufsicht und Sodbrennen. Also der Kauder, der würde die Abweichler am liebsten abschieben, in die SPD. Der das wiederum gut bekäme: Endlich Abweichler!

Kämpferisch geht anders. Til Schweiger bei "Maischberger", war aggressiv - kennt man - aber auch voller Empathie. Für viele war das neu. Jedenfalls großes Rätselraten: Wie kann das passieren, dass so ein Haudrauf solch abgrundtief vernünftige Sachen sagt, zum Beispiel, dass die Politik sich eindeutig gegen den rassistischen Pöbel stellen müsse. War nur PR, sagen einige. Ja und? Hätte er dann weniger recht? Soll Til Schweiger, nur weil er Promi ist, mutieren zum Stillschweiger?
Er war einfach erfrischend.

Parteisoldaten können vielleicht modern sein, aber nie erfrischend.

Darum, man kennt's, Mitgliederschwund. Bei Parteien, Gewerkschaften, Kirchen. Margot Käßmann, langjährige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, geht neue Wege. Sie sticht in See. Mit 360 weiteren Passagieren unternimmt sie eine zehntägige Kreuzfahrt über Nord- und Ostsee, in die Länder der Reformation. Und die katholische Kirche, wird sie modern kontern? "Machen die Evangelen eine Kreuzfahrt auffem Schiff, dann machen wir einen Kreuzzug mit der Bahn"? Nein! Da lässt man's halt ganz.
Es ist nun mal so: Je älter eine Organisation ist, um so schwerer ist sie zu modernisieren. Die Evangelen sind jünger als die Katholen, die CDU ist jünger als die SPD. Und der Pumuckl ist jünger als Volker Kauder.
Dennoch: "Modern" und "modern" – geschrieben gibt es da keinen Unterschied.