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Is was?!
Der satirische Wochenrückblick

Recep Tayyip Erdoğan oder Host Seehofer? Zum Geburtstag des Magazins "extra 3" soll ein Satirepreis vergeben werden. Beide Männer haben gute Chancen. Klaus Pokatzky hat noch ein paar andere schöne Vorschläge, wer als Kandidat in Frage kommen könnte: zum Beispiel der philippinische Präsident Rodrigo Duterte.

Von Klaus Pokatzky | 23.09.2016
    Duterte zeigt den Mittelfinger.
    Der philippinische Präsident Duterte beleidigt die EU (Deutschlandradio / Screenshot / Youtube / RTVM)
    Das wird ein spannendes Rennen. Nächsten Mittwoch feiert das Satiremagazin "extra 3" Geburtstag. Und da wird dann ein Satirepreis vergeben: "an Menschen, die sich in den vergangenen Jahren um die Satire verdient gemacht haben". Nominiert sind schon der türkische Präsident Recep Sultan Erdoğan und der königlich-bayerische Ministerpräsident Horst der Erste Seehofer. Klares Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden: garantiert. Obwohl: Kopf? Bei den beiden? Sagen wir also lieber Leib-an-Leib-Rennen.
    Geeigneter Kandidat: Rodrigo Duterte
    Und außerdem: Wir hätten auch noch ein paar Kandidaten. Etwa den philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte. Der arbeitet sich wie ein trotziger Vierjähriger an den Größen der Welt ab. Erst hat er den Papst und dann US-Präsident Obama einen "Hurensohn" genannt. Wie ein Vierjähriger das eben so macht, der immer kichern muss, wenn die großen Jungs "Hurensohn" sagen.
    Und jetzt hat er zur Europäischen Union gesagt: "fuck you". Auf den Philippinen wird ja spanisch gesprochen und da hat er bestimmt mitbekommen, dass der deutsche Film "Fack Ju Göhte" im spanischsprachigen Mexiko jetzt der absolute Kinohit ist. Was "fuck you" bedeutet, wissen Vierjährige ja noch nicht. Wir können nur schon mal gespannt sein, wenn irgendwann der philippinische Präsident auf einen US-Präsidenten namens Donald Trump trifft. Dann prügeln sich ein Vierjähriger und ein Dreijähriger im Sandkasten.
    Unterleib-an-Unterleib-Rennen von AfD und CSU
    Ich habe aber auch noch deutsche Kandidaten für den Satirepreis. Bei den Parteien liefern sich AfD und CSU ein Unterleib-an-Unterleib-Rennen. Der Spitzenkandidat der AfD für die saarländische Landtagswahl, Rudolf Müller, verkauft in seinem Antiquitätengeschäft Hakenkreuzorden und Nazi-Geldscheine aus Konzentrationslagern. Von "Mitte der Gesellschaft" plappern Politikwissenschaftler und Journalistenkommentatoren ja gerne, wenn sie über die AfD schwafeln. Hätten auch den Satirepreis verdient, die Herren. Aber da ist ja noch der AfD-Kompagnon Kay Nerstheimer aus Berlin. Der ist auf dem Ticket der Nazi-Devotionalien-Partei ins Berliner Abgeordnetenhaus gewählt worden. Da wird er aber wohl als Fraktionsloser die Diäten abzocken.
    Die Illustrierte "stern" hat nämlich ganz un-investigativ das gemacht, was jeder Sechsjährige heute machen kann: sich die Facebook-Seite von dem Mann angesehen. All die Fascho-Organisationen, denen der da mit "Gefällt mir" seine Liebe bekundet hat, kann ich hier gar nicht aufzählen. Bei "Dirty Girls" bringt er auch den "Daumen hoch". Stupid boy - der Mann. Jeder Achtjährige hätte ihm heutzutage gesagt: "Ey Mann, räum erst mal deine Facebook-Seite auf, bevor du in die Mitte der Gesellschaft gehst."
    Persönlicher Satire-Spitzenfavorit: Andreas Scheuer
    Mein ganz persönlicher Satire-Spitzenfavorit kommt aber aus Bayern. "Das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese. Der ist drei Jahre hier, als Wirtschaftsflüchtling, den kriegen wir nie wieder los." Das hat nicht ein professioneller Händler von alten Nazi-Sachen gesagt, sondern der Generalsekretär der CSU, Andreas Scheuer. Nun sind unsere Kirchenvertreter heftig entrüstet. Garantiert denken die alle die Worte, die der philippinische Präsident gerne ausspricht. Aber die sprechen sie nicht aus. Sie sind ja zivilisiert. Und deshalb kriegen sie auch keinen Satirepreis.