Als Gegenveranstaltung ist eine Kundgebung des Bündnisses "Dresden für alle - für ein weltoffenes Dresden" geplant. Vor einer Woche waren dem Aufruf der Gruppierung "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" rund 10.000 Menschen gefolgt, 9.000 Menschen demonstrierten gleichzeitig für mehr Toleranz.
Justizminister Maas sieht "Affinität zur Ausländerfeindlichkeit"
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sagte am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin": "Man darf nicht alle, die da demonstrieren, einfach so als Neonazis abtun. Aber die, die demonstrieren und keine Neonazis sind - die müssen sich auch von den Neonazis distanzieren."
Bundesjustizminister Heiko Maas äußerte in der "Süddeutschen Zeitung" die Befürchtung, dass Deutschland "gerade eine neue Eskalationsstufe der Agitation gegen Zuwanderer und Flüchtlinge" erlebe. Unter den Demonstranten seien zwar sicher auch einige, die von hohlen Sprücheklopfern nur verführt würden und die für rationale Argumente hoffentlich noch erreichbar seien. Es gingen aber auch Menschen "mit einer klaren Affinität zur Ausländerfeindlichkeit" auf die Straße. Das sei "widerwärtig und abscheulich". Maas forderte ein breites Gegenbündnis der gesamten Zivilgesellschaft und aller Parteien: "Wir müssen 'Pegida' entlarven."
AfD sieht keine Rechtsradikalen bei "Pegida"
Dagegen zeigte in der ARD-Sendung "Günther Jauch" der Vorsitzende der rechtskonservativen AfD, Bernd Lucke, Sympathie für die Forderungen, die "Pegida"-Initiatoren in einem Positionspapier formuliert haben. "Das allermeiste davon sind legitime Forderungen", sagte er.
Der stellvertretende Sprecher der AfD, Alexander Gauland, kann derweil nach eigenen Angaben bei "Pegida" keine rechtsradikalen Personen ausmachen. Im ARD-Morgenmagazin sagte Gauland: "Ich sehe keine Rechtsradikalen. Ich sehe Bürger, die auf die Straße gehen aus Sorge um Entwicklungen in Deutschland, die Angst haben. Aber ich habe bis jetzt keine Rechtsradikalen gesehen." In Dresden haben sich NPD-Anhänger und -funktionäre der Bewegung angeschlossen, im Netz feiert die NPD die Erfolge der Pegida.
In westdeutschen Städten bestehen die noch kleinen Demos mit wenigen hundert Teilnehmern zum größten Teil aus Mitgliedern von Parteien wie der neonazistischen "Die Rechte" oder der islamfeindlichen Pro-Bewegung. In Köln demonstrierten dagegen am Sonntag 15.000 Menschen gegen Fremdenfeindlichkeit.
Kirchenvertreter wirbt für Dialog mit Demonstranten
Der evangelische Dresdner Superintendent Christian Behr warb derweil für einen Dialog mit den Teilnehmern der "Pegida". Im Deutschlandradio Kultur sagte der Pfarrer der Dresdner Kreuzkirche und Superintendent für den Kirchenbezirk Dresden Mitte, die Kirche distanziere sich zwar von den Inhalten. Sie wolle aber Teilnehmer durch Bildung und Aufklärung wieder zurückholen. Es gebe unter den "Pegida"-Anhängern offenbar "Angst vor dem Unbekannten" und davor, dass der "Islamische Staat" (IS) und seine Verbrechen nach Europa "schwappen" könnten. In Dresden gebe es weder Probleme mit Muslimen noch mit zu viel Zuwanderung. Es gebe in Dresden viel Engagement für Asylbewerber. Das müsse jetzt wieder in den Mittelpunkt gerückt werden.
Auch Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) sprach sich entgegen anderer Äußerungen aus der SPD für einen Dialog mit bestimmten Teilen der Anti-Islam-Bewegung "Pegida" aus. "Diejenigen Bürger, die nicht wirklich begreifen wollen oder begreifen können, was sie da tun, wofür sie sich missbrauchen lassen, auf die muss man zugehen", sagte Thierse im Deutschlandfunk. Die Politik müsse erklären, warum Deutschland Einwanderer brauche. Zugleich müssten Neonazis, Hooligans und Rechtsextremisten bekämpft werden.
(nch/stfr)