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Islamischer Staat in Syrien
"Eine Tragödie unvorstellbaren Ausmaßes"

Der Schweizer Kriegsreporter Kurt Pelda, der bis vor einigen Tagen in Syrien war, spricht sich deutlich für Waffenlieferungen an IS-Gegner im Irak und Syrien aus. "Will man die Barbarei aufhalten, kann man das nicht tun, indem man Flugblätter mit Gedichten und Rosen über dem Islamischen Kalifat abwirft," sagte er im DLF.

Kurt Pelda im Gespräch mit Birgid Becker | 31.08.2014
    Eine Syrerin wartet in Istanbul mit Kindern auf eine Fähre
    Die Flüchtlingslage in Syrien bleibt kritisch. (AFP/BULENT KILIC)
    "Wenn man selbst nicht gehen will, muss man anderen Gruppen die Möglichkeit geben, sich mit Waffen gegen den IS zu wehren," so Pelda.
    Die Armee der Kurden sei gut organisiert und würde sich als Ansprechpartner gut eignen, so Pelda. Gerade ihre syrische Filiale biete "Spielraum für Verhandlungen", denn die stünde im Gegensatz zu anderen Filialen nicht auf der Terrorliste vieler Länder.
    Es sei "tragisch", dass sich die Hilfe aus dem Westen derzeit ausschließlich auf den Irak konzentriere. Der IS habe längst Waffen und Panzer aus dem Irak nach Syrien gebracht, wo er jetzt von der Provinz Aleppo aus versuche, sich Richtung Mittelmeer auszudehnen.
    Die Peschmerga hätten bei der Verteidigung der Jesiden und Christen schmählich versagt. Gerettet worden seien die von der syrischen PKK. Sie habe einen Korridor geschaffen, um die Flüchtlinge rauszuholen. "Dafür sollte die westliche Gemeinschaft dankbar sein und diese Leute unterstützen", so Pelda. "Nicht nur mit Waffen, sondern auch mit humanitärer Hilfe."
    Journalisten vor Ort mehr Gehör schenken
    Pelda beklagt außerdem die Flüchtlingssituation in Syrien. Es sei eine "Tragödie unvorstellbaren Ausmaßes". Die westliche Staatengemeinschaft habe zwar Flüchtlingen in den Nachbarländern geholfen, in Syrien selbst aber sei keine Hilfe angekommen.
    Seinen Aufenthalt in dem Krisenland schätzt er als weniger risikoreich ein als noch vor einem Jahr. "Heute gibt es klare Fronten." Irgendjemand müsse aber über die "Barbarei" berichten und die Situation vor Ort analysieren. Hätte die Politik den vielen Journalisten mehr Gehör geschenkt, hätte die Situation, wie sie jetzt ist, verhindert werden können.
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