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Islamkritik
"Und wenn es mich mein Leben kostet"

Die unter dem Pseudonym Sabatina James bekannt gewordene Buchautorin wuchs in Pakistan auf. Seit sie eine Zwangsehe verweigerte und dann auch noch zum Christentum übertrat, bekommt sie Todesdrohungen. Die Situation hat sich noch verschärft, weil sie mit anderen ehemaligen Muslimen das islamkritische Al Hayat TV im Internet betreibt. Sie wird inzwischen in einem polizeilichen Opferschutzprogramm betreut.

Von Marie Wildermann | 04.11.2014
    "Grüß Gott, meine Damen und Herren. Ist Gewaltanwendung mit dem Islam vereinbar?" Die junge Frau mit dem österreichischen Akzent, die ihre YouTube-Zuschauer begrüßt, stammt gebürtig aus Pakistan. Sie nennt sich Sabatina James, doch das ist nicht ihr richtiger Name. Das Pseudonym hat sie sich nach ihrer Konvertierung vom Islam zum Katholizismus zugelegt. Als sie in Österreich Christin wurde, begannen die Drohungen vonseiten der Familie und der Verwandtschaft. Sabatina James musste fliehen. Seitdem wird sie in einem polizeilichen Opferschutzprogramm betreut. Dennoch tritt sie öffentlich auf.
    "Mein Opferschutzprogramm rät es mir natürlich nicht, dass wir solche Sendungen machen, weil sie sehr kritisch sind. Auf der anderen Seite sehe ich in Deutschland wenig Menschen, die sich auf eine kritische Weise mit dem Islam auseinandersetzen. Der Islam genießt gegenüber allen anderen Religionen ein großes Privileg, nämlich er darf nicht kritisiert werden. Sie können Cartoons zeichnen über Jesus, Sie können die jüdische Religion, Sie können jede Religion beleidigen, es darf nur nicht vom Islam irgendetwas Kritisches gesagt werden."
    Mit einer Gruppe von Ex-Muslimen aus verschiedenen Ländern, die alle Christen geworden sind, betreibt die auffallend schöne Frau mit den dichten schwarzen Haaren den islamkritischen Youtube-Kanal Al Hayat TV. Al Hayat ist arabisch und heißt LEBEN. Der Name ist zugleich Programm: Die Al-Hayat-Aktivisten wollen Leben und Freiheit statt Unterdrückung. Alle, die sich bei diesem Youtube-Kanal engagieren, haben in ihren Heimatländern Unterdrückung im Namen der Religion erlebt. Für sie sind Islam und Islamismus das Gleiche.
    "Ich hab's an meinem eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, gegen den Willen verheiratet zu werden, eine Todesdrohung ausgesprochen zu bekommen über sein Leben, dann im Opferschutz zu leben und dann keine Familie mehr zu haben. Alles Konsequenzen der Entscheidung für die Freiheit. Und deswegen sage ich: Ich werde auftreten, egal, was es mich kostet. Und wenn es mich mein Leben kostet, dann kostet es mich mein Leben."
    Leben und Freiheit statt Unterdrückung
    Die islamkritische Al-Hayat-Gruppe steht natürlich im Visier von Islamisten. "Sie haben mich extrem beschimpft, haben meine Eltern, meinen Vater beleidigt, auf Facebook ganz schlimme Nachrichten geschickt, sodass meine Mitarbeiterin gesagt hat, sie kann Facebook nicht mehr betreuen, weil sie das emotional nicht mehr aushält, diesen Hass."
    Vor einigen Wochen sind die mutmaßlichen Islamisten dann noch einen Schritt weitergegangen. Sie wandten sich an Youtube mit einer dreisten Lüge. Die islamkritischen Videos würden ihnen gehören, behaupteten sie und Al Hayat TV habe eine Urheberrechtsverletzung begangen. Youtube beziehungsweise Google als Konzern, zu dem Youtube gehört, prüfte das nicht etwa, sondern teilte den Islamkritikern mit, dass bei zwei weiteren Beschwerden der Kanal geschlossen werden müsse. "Es sei denn, wir reichen eine Gegendarstellung ein bei Youtube, wobei wir aber unsere persönlichen Daten angeben müssten und diese Daten würden dann an die Beschwerdeführer weitergeleitet werden."
    Al Hayat TV bat Youtube eindringlich, die persönlichen Daten nicht weiterzugeben, da vermutet werden müsse, dass die Beschwerdeführer Islamisten seien, denen es nur darum gehe, an die persönlichen Daten zu gelangen. Doch von Youtube kamen weiterhin nur standardisierte E-Mails: ohne Offenlegung der persönlichen Daten keine Klärung des Urheberrechts. Um nicht Gefahr zu laufen, den Youtube-Kanal zu verlieren, erklärte sich schließlich jemand aus der Al-Hayat-TV-Gruppe bereit, seinen Namen und seine Anschrift an Youtube zu schicken.
    "Wir haben dann eine E-Mail bekommen, von den Beschwerdeführern, - genau die Leute, die bei Youtube gesagt haben, wir würden die Urheberrechte verletzen - die haben dann gesagt, Danke für deine persönlichen Daten, diese werden mit einem Bild deines Senders Al Hayat TV Net auf den Webseiten von Al Kaida und anderen europäischen Dschihadisten gepostet. Und in dem Sender beschimpfst du den Propheten Mohammed, den Propheten des Islams, und sagst, er sei ein Verrückter und ein Verbrecher. Und dann haben sie natürlich Name und Adresse und Telefonnummer eben von unserem, von dem Mann, der sich bereiterklärt hatte, seine Daten weiterzugeben, da auch noch angeführt und dann haben sie uns auch noch hingeschrieben: Pass auf deinen Kopf auf und sorge jetzt schon dafür, dass dein Haus unter Polizeischutz gestellt wird."
    Polizei und Verfassungsschutz sind eingeschaltet und der gefährdete Mitarbeiter von Al Hayat TV ist untergetaucht. Auch wenn der Youtube-Kanal der Al-Hayat-TV-Gruppe inzwischen wieder eingeschaltet ist: Die juristischen Auseinandersetzungen haben gerade erst begonnen, denn, so der Anwalt der Al-Hayat-TV-Gruppe, neben der Bedrohung durch die Islamisten ist das der zweite große Skandal in dieser Geschichte: Dass Youtube so ohne Weiteres Daten weiterreicht und sich nicht im mindesten an Gesetze hält, die in Deutschland gelten.