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Islamlehrer in Deutschland
Raus aus der Gebetsnische

Einerseits wird der Islam immer mehr als Bestandteil Deutschlands akzeptiert, andererseits geraten viele Muslime durch den "Islamischen Staat" oder Anschläge in die Defensive. Erste Bundesländer setzten dabei auf eine eigene Ausbildung von Islamlehrern - doch der Ansatz stockt.

Von Ita Niehaus |
    Koran und Gebetskette
    Koran und Gebetskette (dpa / picture alliance / Roos Koole)
    - "13 Uhr ist Gebetszeit, Ok, 13 Uhr ist Gebetszeit, zehn vor ist Vorbereitung, dann machen wir bis 20 nach. Ist das ausreichend?"
    - "Okay."
    Montagmittag, das Weiterbildungsseminar am Institut für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück wird gleich für das Gebet unterbrochen. Islamwissenschaftler Michael Kiefer sitzt mit einer Gruppe von Imamen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Moscheegemeinden zusammen. Das Thema des bundesweit einmaligen Programms: Jugendarbeit in Moscheegemeinden und Extremismusprävention. Einer der 20 Teilnehmer ist Redzo Sekic. Freundlicher, offener Blick, Jeans und Pullover. Der 35 Jahre alte bosnische Imam lebt mit seiner Familie in Osnabrück und arbeitet Teilzeit. Regelmäßig pendelt er zu seiner Moscheegemeinde nach Bochum. Redzo Sekic möchte sich nicht nur fortbilden, er studiert zusätzlich noch Islamische Theologie.
    "Ich wollte mein Deutsch verbessern, die Gesellschaft besser kennenlernen und für meine Gemeinde, für mich mehr über den Islam lernen. Auch die anderen Religionen kennenlernen."
    Die große Mehrheit der rund 2200 Imame in Deutschland ist, wie Redzo Sekic, nicht hier aufgewachsen. Die Geistlichen der DITIB etwa, der Türkisch-islamischen Union der Anstalt für Religion, sind Beamte des türkischen Staates, werden dort auch ausgebildet. Und nicht an den vier vom Bundesbildungsministerium geförderten Zentren für Islamische Theologie. Jeden Freitag stehen in den Moscheen also vor allem Vorbeter, die wenig vertraut sind mit der Lebenswirklichkeit der Muslime, in ihrem Arbeitsalltag teilweise überfordert sind. Sie sollen Vorbilder sein, wissen aber weniger als ihre Gemeinde vom Leben in Deutschland. Und das, obwohl sie anders als in ihren Heimatländern, hier nicht nur Vorbeter, sondern auch Sozialarbeiter und Ansprechpartner für Jugendliche sein sollen.
    Der 38 Jahre alte Tuncay Nazik reist extra aus Bochum an. Er fühlt sich als Deutscher mit türkischen Wurzeln, ist Jugendleiter in einer unabhängigen Moscheegemeinde. Ehrenamtlich.
    "Das ist ja Extremismusprävention. Ausgebildete Leute. Ich wollte einfach wissen, was man da machen kann, also auch professionell."
    Bereits zum vierten Mal bietet das Osnabrücker Institut für Islamische Theologie das einjährige Weiterbildungsprogramm für "Imame und Religionsbedienstete" an. Zum ersten Mal auch mit einem Schwerpunkt auf Extremismusprävention. Schon lange fragen sich viele, was eigentlich in den Moscheen und Koranschulen gelehrt wird. Seit den Pariser Anschlägen im Januar auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo und den jüdischen Supermarkt, seitdem bekannt ist, dass junge Muslime aus Deutschland sich in Syrien und dem Irak dem "Islamischen Staat" anschließen wollen, ist diese Aufmerksamkeit enorm gewachsen. Das Interesse am Seminar jedoch, sagt Michael Kiefer, sei dieses Mal geringer als sonst.
    "Ja, das merkt man schon, die zucken immer alle ein bisschen. Das ist klar. Wir befinden uns natürlich mit dieser Thematik in einem gesellschaftlichen Spannungsfeld. In den Zeiten, wo Pegida jeden Tag durch die Gegend läuft fast, da ist es mit diesen Begrifflichkeiten ein bisschen schwierig, weil jeder sich seines dazu denkt."
    Umdenken über die Radikalisierung
    Ist der Islam eine gewalttätige Religion? Und: Muss er sich nicht endlich reformieren? Hin zu einer Religion für moderne, offene Gesellschaften, wie es etwa der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide anregt? Themen, über die bisher mehr an den Zentren für Islamische Theologie oder in den Medien diskutiert wird als in den Moscheegemeinden. Doch langsam findet auch dort ein Umdenken statt, gerade was Radikalisierung angeht. Das beobachtet auch Tuncay Nazik.
    "Sechs, sieben Jahre vorher, da haben wir immer gedacht, das sind vielleicht Leute, die eigentlich nicht zu den Muslimen gehören. Irgendwo vielleicht konvertiert und dann sofort radikalisiert. Mittlerweile haben wir gesehen, es gibt leider auch Muslime, die aus den Gemeinden kommen, aus ganz normalen muslimischen Familien kommen. Und dagegen muss man was tun."
    In seiner Moscheegemeinde in Bochum werde ein friedlicher Islam gepredigt, sagt Nazik. Sie habe sich nach den Attentaten, wie die großen muslimischen Verbände, sofort von jeglicher Form von Gewalt distanziert. Bisher ist auch aus der Gemeinde von Imam Redzo Sekic noch kein Jugendlicher nach Syrien gegangen. Doch die Sorge unter den Eltern wächst. Jugendliche sind verunsichert, fragen sich, was Terrorismus mit ihrer Religion zu tun hat.
    -"Die Jugendlichen fragen, wir haben das gehört, haben über Internet alles geguckt über Radikalismus. Ob das der richtige Weg oder nicht der richtige Weg ist. Und ich sage sofort, das ist ein falscher Weg. Wir leben hier, wir haben alles durch die Gesetze, Religionsfreiheit."
    - "Auch, wenn man ein Imam ist, 20 Jahre Ausbildung hat, das ist ein neues Phänomen. Darüber muss man sich erst mal richtig gut informieren und mit Gegenargumenten religiös begründet vorgehen."
    Von Osnabrück nach Bonn, von Niedersachsen nach Nordrhein-Westfalen. In das Bundesland, in dem die meisten Muslime leben.
    Mit dem Friedensgruß beginnt Bernd Ridwan Bauknecht den Islamunterricht in der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule in Bonn-Bad Godesberg. Doch auf dem Stundenplan der 5. Klasse stehen dieses Mal nicht die fünf Säulen des Islam, die Propheten oder andere Religionen, sondern: Gewalt und Krieg.
    - "Ich dachte, der Koran ist ein Buch des Wissens, des Friedens. Wieso steht da etwas über Gewalt?"
    - "Vielleicht weil der Koran vermitteln will, dass wir Probleme nicht mit Gewalt lösen sollen, sondern mit Worten oder mit Frieden."
    Fast alle 29 Schülerinnen und Schüler machen engagiert mit. Auch später bei der Gruppenarbeit, als sie über unterschiedliche Aussagen zum Krieg im Koran diskutieren.
    - "Man muss ja auch was über den Krieg wissen, damit man nicht kämpft."
    - "Warum jemanden töten? Gott will das ja auch nicht. Wie bei der Situation, Abraham und seinem Sohn, als er ihn opfern wollte für Gott. Aber wenn die Gegner attackieren, muss man sich auch wehren."
    "Ziel war es, ein historisches Bewusstsein klar zu machen, die Interpretationspflicht zum Koran. Auch darstellen, dass Gewalt leider etwas ist, was das menschliche Dasein begleitet, aber nicht von Gott gewollt oder gegeben ist. Aber Verse, die mit Gewalt zu tun haben, beziehen sich auf die konkrete Lebenssituation, auf die Angriffe der Quraisch. Es ist also nichts, was der Koran als überzeitlich festgelegt hat."
    Bernd Ridwan Bauknecht ist Islamwissenschaftler, Muslim und seit mehr als zehn Jahren Lehrer an mehreren Schulen in Bonn - zunächst für Islamkunde, dann für islamischen Religionsunterricht. Unter seinen Schülern sind Sunniten, Schiiten, Aleviten und Sufis. Denn den Islam gibt es nicht.
    "Dass Schüler den Wert erkennen, den Schatz, den sie in sich selbst tragen. Das ist Religion. Und dass ihnen das auch bewusst wird, und dass die das auch hier einsetzen, zu einem guten, einem schönen menschlichen Gelingen. Weil nicht nur die großen Kirchen, auch der Islam zeichnet sich durch große Akzeptanz von Vielfalt aus in seiner Tradition."
    Islamischer Religionsunterricht seit 2012
    Als erstes Bundesland führte Nordrhein-Westfalen 2012 bekenntnisorientierten Islamischen Religionsunterricht als Schulfach ein. 2013 folgten Niedersachsen und Hessen. Einige Bundesländer bieten das Fach in Modellversuchen an, andere noch gar nicht oder als Islamkunde. In Nordrhein-Westfalen erhalten inzwischen 6.500 der 342.000 muslimischen Schüler islamischen Religionsunterricht. Das größte Problem: Es gibt viel zu wenige qualifizierte Lehrer. Andrea Frings, Schulleiterin der Gesamtschule in Bonn-Bad Godesberg, musste drei Jahre warten, bis sie mit dem islamischen Religionsunterricht in der 5. Klasse endlich starten konnte. Vor allem auf Wunsch zahlreicher muslimischer Eltern und Schüler.
    "Parallel dazu haben wir beobachtet, dass die Kinder aus dem außerschulischen Religionsunterricht in den Gemeinden auch problematische Ideen mit in die Schule tragen, denen wir ohne kompetente Fachleute nicht gut begegnen können. Die Rolle der Frauen: Die kleinen Jungs vor allem bringen da schon Ideen mit, mit denen können wir nicht gut leben in der Schule. Wir haben ein heikles Gleichgewicht. Was meistens gut gelingt, aber wo das ganze Kollegium täglich dran arbeitet."
    Die Frage, ob Gewalt zum Islam gehöre, beschäftigt laut Frings gerade die Jugendlichen in der Mittelstufe. Hinzu kommt: Die umstrittene, von Saudi-Arabien finanzierte König-Fahd-Akademie liegt nicht weit entfernt. Im Stadtviertel kommt es auch schon mal zu Konflikten mit Salafisten. Umso wichtiger ist es Andrea Frings, einen aufgeklärten, toleranten Islam zu vermitteln – mit Lehrern wie Bernd Ridwan Bauknecht.
    "Den Kindern auch die Perspektive zu weiten und Möglichkeiten zu eröffnen, den Koran auch anders zu verstehen. Das ist es, was ich unter Bildung verstehe, eine geweitete Perspektive. Dass die Kinder sich selbst ein Bild machen im Gegensatz zur Indoktrination."
    Mehrere Jahre war Bernd Ridwan Bauknecht Mitglied der Deutschen Islamkonferenz, machte sich dort auch stark für eine fundierte islamische Religionspädagogik. Wie viele andere Lehrer ist er überzeugt: Islamunterricht kann einen wichtigen Beitrag zur Extremismusprävention leisten.
    "Sie haben vielleicht in einer Klasse jemand, der in die Richtung Extremismus geht. Dann haben sie aber immer noch die anderen Schüler in der Klasse. Die müssen sie fitmachen. Weil die haben eine andere Meinung. Sie sind der Partner der Schüler, der Experte mit ein bisschen mehr Wissen, der diese Schüler stärkt."
    Kaffeepause. Auf einer Tagung des "Theologischen Forums Christentum-Islam" in Stuttgart in diesem März. Es ist eines der wichtigsten wissenschaftlichen interreligiösen Diskussionsforen und Netzwerke in Deutschland. Die meisten in Deutschland lebenden Muslime stehen hinter den Werten der demokratischen Gesellschaft. Doch das wird kaum wahrgenommen. Große - und wachsende - Teile der nicht-muslimischen Mehrheitsgesellschaft lehnen den Islam ab. Das zeigt der jüngste Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung. Der Osnabrücker Islamwissenschaftler Esnaf Begic hat die Tagung mit vorbereitet. Wie viele andere Muslime auch ist er es leid, sich immer wieder für etwas rechtfertigen zu müssen, das nicht seinem Islamverständnis entspricht.
    "Dieses Gefühl, dass wir in eine ganz bestimmte Ecke gedrängt werden. Das führt dazu, dass man sich nach und nach etwas zurückzieht. Egal, was man macht, wie engagiert man auch gesamtgesellschaftlich ist. Dass nur eine einzige Sache dieses ganze Engagement sehr schnell kaputtmachen kann."
    Harun Sert war mehrere Jahre in der Jugendarbeit in einer Ditib-Gemeinde im Osnabrücker Land aktiv. Seine Erfahrung: Die Ablehnung, die viele Jugendliche im Alltag erleben, hat Konsequenzen.
    "Ich sage, wir sind ein Teil dieses Landes, die Religion gehört auch dazu, dass wir hier sehr gut akzeptiert werden. Aber wenn solche Debatten kommen, dann kommen manche Jugendliche und sagen, haben wir dir nicht gesagt, guck, die wollen uns hier nicht. Das macht mich so traurig."
    Für viele streng gläubige Muslime ist der Koran als Wort Gottes unveränderlich gültig. Doch die Forderungen nach einer innermuslimischen Debatte über menschenfeindliche Positionen im Koran und eine theologische Reform des Islam werden lauter. Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie in Münster, hat diese Debatte vor einigen Jahren bereits mit angestoßen. In Deutschland ist er ein Vorreiter der Reformdebatte - unter anderem mit seinem Buch "Islam ist Barmherzigkeit". In den Medien und der nicht-muslimischen Öffentlichkeit fand er große Zustimmung. Ganz anders die Reaktionen bei den muslimischen Verbänden. Einen "Staats-Islam" installieren zu wollen, warfen ihm seine Kritiker vor, einige stellten sogar seine theologische Qualifikation infrage, forderten seinen Rücktritt. Er selbst sagt:
    "Gerade weil diese Bücher für so viele Debatten gesorgt haben, es wäre fatal, sie zu bereuen. Denn das will ja die Wissenschaft. Die will Anstöße geben zum Diskurs, zum Argumentieren, zum Gegenargumentieren. Das ist nur der Anfang. Der Weg geht weiter."
    Khorchide steht nicht alleine da. Zahlreiche Islamwissenschaftler und Theologen setzen sich für einen Diskurs über die Deutung von Koran und Sunna ein. Einen Diskurs, der allerdings nicht nur in der akademischen Welt bleiben soll. Das ist auch Hamideh Mohagheghi wichtig, islamische Theologin aus Hannover und Mitglied der Zweiten Deutschen Islamkonferenz.
    "Dass man nicht einfach sagt, das hat alles nichts mit Islam zu tun. Es hat damit zu tun, es steht da drin. Und das muss man auch thematisieren und darüber diskutieren. Wie lese ich das?"
    Avni Altiner, der Vorsitzende des Moscheeverbandes Schura Niedersachsen, sieht das etwas anders. Kritische Stimmen seien zwar notwendig. Aber:
    "Eine Reform muss innerhalb der Religionsgemeinschaft kommen. Da sind immer Einzelpersonen, die etwas verändern wollen. Fairerweise muss man sagen, die Muslime haben um Reformen an den neu gegründeten Instituten Angst. Weil in den Medien geht es öfters um einen Islam deutscher oder europäischer Art. Das wird in den Moscheen anders diskutiert, als wir das draußen wahrnehmen. Wenn wir unsere Kinder nach Osnabrück, Münster, Tübingen oder Erlangen schicken, was passiert dann mit denen, werden sie die gleichen Menschen sein, wenn sie zurückkommen? Das wird noch eine lange Weile dauern."
    Viele Muslime möchten in den Moscheen vor allem ihren Glauben leben und beten. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Islam kommt schon deshalb in den Gemeinden nur langsam in Gang. Es gibt aber noch einen Grund, sagt Hamideh Mohagheghi.
    "Es ist Angst. Die Muslime meinen, die Religionen, die einen Reformationsweg gegangen sind, dass man nicht mehr so gläubig ist. Das ist die Wahrnehmung. Die Bibel haben sie nicht mehr, weil sie sie historisch-kritisch gelesen haben. Alles, was drin ist, ist nicht mehr entscheidend. Und da muss man eigene Methoden entwickeln. Dass man sagt, wir haben einen sehr lebendigen Diskurs gehabt, vor allem in den Anfangszeiten des 10./11. Jahrhunderts. Da müssen wir eine neue islamische Methodologie im Umgang mit den Quellen entwickeln, um dann auch die Ängste von Menschen nehmen, die meinen, durch die Reformation oder durch das kritische Fragenstellen verliert man den Glauben."
    Nun gehört der Islam zu Deutschland
    Muslimisch sein und deutsch - das ist immer noch nicht einfach. Immerhin: Die Debatte um den Islam hat sich weiterbewegt. In den 90er-Jahren wurde noch bestritten, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei. Nun gehört der Islam zu Deutschland, muss sich deshalb aber auch etliche Fragen stellen lassen. Und die Gesellschaft muss sich öffnen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung wäre, den Islam mit den christlichen Konfessionen und dem Judentum rechtlich gleichzustellen. Das sogenannte Kopftuchurteil des Bundesverfassungsgerichts war für viele gläubige Muslime ein positives Signal. Islamwissenschaftler Michael Kiefer setzt große Hoffnung in die Ausbildung von islamischen Theologen und Lehrern.
    "Das sind exzellent ausgebildete junge Menschen, die hier aufgewachsen sind, die wissen natürlich, worum es geht, und die können genauso gut Deutsch, Mathe, Englisch, aber auch Islamische Religion mit den gewünschten hohen fachlichen Standards unterrichten. Und wenn dieser Unterricht mal da ist, nachhaltig unterrichtet wird, bin ich mir ganz sicher, dass er auch zu Veränderungen führen wird."
    Der Islamunterricht kommt gut an bei Schülern und Eltern. Dennoch wird er bundesweit zu langsam ausgebaut, kritisiert unter anderem Michael Kiefer. Es würden nicht nur qualifizierte Lehrer fehlen, es fehle auch eine klare politische Entscheidung. Wenige Dinge in Deutschland sind starrer und bürokratischer als die Lehrerausbildung. Auch Schulleiterin Andrea Frings wünscht sich mehr Islamunterricht.
    "Vielleicht nimmt man im Ministerium nicht die brandheiße Aktualität dieser Themen so heiß wahr, wie wir hier an der Basis. Unsere einzige Chance ist Aufklärung, Bildung und einander kennenzulernen."
    Was also tun, um die innerislamische Debattenkultur zu stärken? Jugendleiter Tuncay Nazik, Islamlehrer Bernd Ridwan Bauknecht und die islamische Theologin Hamideh Mohagheghi.
    - Nazik "Ich komme aus der Türkei. Der Lehrer liest vor, die anderen hören zu. Wir sind daran gewöhnt, dass uns einiges vorgeschrieben wird. Hier ist ja einiges frei, und daran müssen wir uns orientieren."
    - Bauknecht: "Wir können auf junge Leute setzen, die hier an den Schulen groß werden, ihre eigene Religion leben und ausdrücken können. Die brauchen aber auch Unterstützung. Es geht nicht ohne Unterstützung der Mehrheitsgesellschaft."
    - Mohagheghi: "Und da ist auch etwas wieder, wo man viel Geduld haben muss. Aber ich finde, es gibt keine andere Alternative dafür."