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Islamverbände in Deutschland
Stigmatisierung von Flüchtlingen entgegenwirken

Der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland, der für mehrere islamische Organisationen hierzulande spricht, hat darum gebeten, vor dem Hintergrund der Anschläge von Paris Flüchtlinge nicht zu stigmatisieren. Es gebe keine Hinweise darauf, dass sich unter den Flüchtlingen viele versteckte IS-Leute verbergen.

Von Moritz Küpper |
    Zekeriya Altug, Sprecher des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland.
    Zekeriya Altug, Sprecher des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland. (picture alliance / dpa - Henning Kaiser)
    Der Terror schaffe auch Verbundenheit, so Zekeriya Altug, der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland, denn: Man rücke näher zusammen und lasse sich nicht entzweien, hieß es in einer Botschaft, die Altug im Namen von acht muslimischen Verbänden in Köln präsentierte. Die Antwort auf Paris sei eindeutig:
    "Wir rücken noch stärker zusammen und halten unbeirrt an dem fest, was uns stark macht: Unsere Religion, die Vielfalt als Segen begreift, und an den freiheitlichen Werten dieser Gesellschaft, die diese Vielfalt zum Erblühen bringt."
    Dabei, hieß es explizit in Köln, gehe es auch darum, andere Religionen sowie Weltanschauungen zu verteidigen. Die muslimischen Verbände, die rund 70 Prozent der etwa vier Millionen in Deutschland lebenden Muslime repräsentieren, betonten, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Flüchtlingskrise und den Terroranschlägen von Paris gebe:
    "Gerade in dieser schwierigen Zeit müssen wir mit allen gesellschaftlichen Kräften auch den Flüchtlingen helfen, die Zuflucht bei uns suchen. Wir müssen ihrer Stigmatisierung entgegenwirken."
    Argumente von Stimmungsmachern entkräften
    Es gebe keine Hinweise darauf, dass sich unter den Flüchtlingen viele versteckte IS-Leute verbergen, so Atug weiter. Das seien die Argumente von Stimmungsmachern. Sowieso seien die Muslime doppelt betroffen: Zum einen durch die Anschläge selbst, zum anderen durch die danach folgenden Anfeindungen. In Köln wurde von Schmierereien auf Moscheen berichtet, die im Zusammenhang mit den Attentaten von Paris geschahen.
    "Es macht wieder alles kaputt. Die Arbeit, die wir hier als Religionsgemeinschaften machen, wird zunichte gemacht durch so eine Tat", so beispielsweise Nurhan Soykan, die Generalsekretärin des Zentralrats der Muslime. Daher sei es wichtig, weiter aufzuklären: Dies solle mit Plakataktionen geschehen, die auch online verbreitet werden sollen. Auch der Schulterschluss mit anderen Glaubensrichtungen sei in Planung. Aber, so Sprecher Altug, es gebe von Behörden in Deutschland den Hinweis, auf größere Veranstaltung und Demonstrationen momentan zu verzichten:
    "Kleinere Aktionen mit kleineren Gruppen seien kein Problem, aber man möchte momentan nicht, dass sehr viele Menschen zusammenkommen, weil das wiederum ein mögliches Ziel für eventuell weitere Terroristen sein könnte oder auch Ziel von anderen, zum Beispiel rechtsextremistischen Gruppen sein könnte."
    Doch unabhängig von diesen Befürchtungen sei für die Verbände klar: Wenn gewaltbereite Menschen in ihren Gemeinden auffielen, würden diese gemeldet: Das sei Bürgerpflicht – unabhängig von der Religion.