In einer am Freitagabend veröffentlichten Erklärung des Ditib-Bundesverbands heißt es wörtlich, die türkische Religionsbehörde Diyanet habe festgestellt, dass "einige Religionsbeauftragte" ihre Verantwortung überschritten hätten - im Bezug auf ein nicht näher benanntes, "eigentlich die europäischen Länder nicht betreffendes Schreiben". Die Amtsdauer dieser Religionsbeauftragten sei beendet worden.
Altug sagte, Ditib-Imame hätten in 10 bis 15 Fällen Berichte über vermeintliche Gülen-Anhänger nach Ankara weitergeleitet. Angesichts von 900 Moscheegemeinden sei dies eine geringe Zahl - ein "strukturelles Problem" gebe es nicht. Eine Anweisung von Diyanet, Informationen weiterzugeben, sei von den Ditib-Imamen in Deutschland kaum befolgt worden.
Kritik an verurteilender Haltung
Die Ditib kündigte Beratungen darüber an, wie künftig vergleichbare Fälle vermieden werden könnten und welche strukturellen Verbesserungen sinnvoll sein. Die Arbeit der von Diyanet entsandten Imame sei ein "Garant gegen den Radikalismus", betonte der Bundesverband. Hinsichtlich der öffentlichen Debatte sei es enttäuschend, dass immer wieder eine verurteilende Haltung eingenommen werde.
Der Verband steht seit Wochen in der Kritik, weil einige Ditib-Imame Informationen über angebliche Anhänger des im US-Exil lebenden Predigers Fethullah Gülen an die türkische Regierung weitergeleitet haben sollen. Die Bewegung Gülens wird für den Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 verantwortlich gemacht.
Vor rund drei Wochen hatte der Ditib-Bundesverband erklärt, einzelne Imame hätten Informationen über Gülen-Anhänger in Deutschland an das Religionsamt der Türkei weitergeleitet. Generalsekretär Bekir Alboga bezeichnete das als "Panne" und verwahrte sich gegen den Begriff der Bespitzelung.
(ach/hba)