Thorláksmessa – der Tag zu Ehren des heiligen Thorlákur Thórhallson, den einzigen Heiligen Schutzpatron Islands. Ein Tag, der sehr heiter begangen wird:
"Das ist ein Tag, an dem wir abends in die Stadt gehen, Freunde treffen, das ist weniger ein Familientag als vielmehr ein Tag um mit den Freunden etwas gemeinsam zu trinken, die Laugavegur entlangzugehen, der Musik zu lauschen, die von überall ertönt. Das Licht ist sehr schön. Und besonders schön ist es, wenn Schnee liegt, Weihnachten steht vor der Tür, man genießt einfach das Leben.", erzählt Künstlerin Ása Magnúsdóttir.
Lichterprozession am frühen Abend
Viele Familien kochen Skata, ein traditionelles Fischgericht, bei dem Fischrochen fermentiert wird. Der etwas spezielle Geruch der Zubereitung zieht durch viele Häuser. Am frühen Abend geht eine Lichter-Prozession durch die Straßen, man trifft sich in der Stadt. Es duftet nach gebrannten Mandeln, Fettgebackenem und Glühwein. Chöre singen, die meisten Geschäfte haben bis Mitternacht geöffnet, Besinnung und Rummel mischen sich.
Fast ein wenig in Vergessenheit geraten ist dabei der Hintergrund des Feiertages: Es ist ein Gedenken an Bischof Thorlákur Thorhallson, der Mitte des 12. Jahrhunderts in Südisland lebte.
"Er wurde sehr verehrt im Mittelalter, viele Kirchen hier in Island wurden ihm geweiht und nicht nur in Island, sondern auch im Ausland, in Norwegen, an verschiedenen Stellen in Europa, bis sogar nach Konstantinopel", sagt Pfarrer Jakob Rolland, geboren ist er im Elsaß, inzwischen seit 40 Jahren in der katholischen Gemeinde in Island und Kanzler beim Bischof. Sein heiliger Thorlákur Thorhallson war einer der wenigen Isländer, die in jener Zeit Mitte des 12. Jahrhunderts im Ausland studieren konnten. Schon jung zum Priester geweiht zog es ihn zunächst in die Ferne.
"Er hat dann in Norwegen und später in Frankreich und auch in England studiert und dann kam er zurück nach Island und hat ein Augustiner-Kloster gegründet und auch ein Benediktinerinnen-Kloster gegründet. Und hat ein sehr heiligmäßiges Leben geführt und hat sehr viel getan für den Aufbau der Kirche und besonders auch des Klosterlebens."
Vor allem aber hat er es geschafft, den Einfluss der großen Familien-Clans auf die Kirche zurückzudrängen und ihr zu mehr Eigenständigkeit verhelfen. Da es damals keine staatlichen Strukturen gab, war die Kirche die Ordnungs-Instanz im Land der Wikinger, die von jeher gerne unabhängig und freiheitsliebend agierten.
Papst Johannes Paul II. bestätigte Thorhallson 1984 als Schutzheiligen
Papst Johannes Paul II bestätigte Thorlákur Thorhallson 1984 als Schutzheiligen der Isländer. Die katholische Kirche feiert ihren Heiligen an seinem Todestag, den 23. Dezember mit einer Messe zu seinen Ehren.
"Diese Messe feiern wir sogar hier in der Kathedrale in einer besonderen Weise. Das ist mit Kerzenlicht, früh morgens und dann kommen ziemlich viele Leute und nach der Messe haben wir Gemeindefrühstück zusammen mit Kerzenlicht, weil es ist natürlich sehr dunkel in Island."
Die liturgische Feier wird nur in der katholischen Gemeinde begangen, die eine kleine Minderheit darstellt auch wenn sie durch Zuwanderer derzeit wächst. Rund 6 Prozent der 330.000 Isländer sind katholisch.
Neben der berühmten Hallgrímskirkja ist die katholische Landakotskirkja eine ebenfalls stolze Kathedrale in der Stadtmitte von Reykjavík. In ihr steht eine Statue des heiligen Thorlákur, zu der sich Pfarrer Jakob Rolland vor einigen Jahren ganz plötzlich hingezogen fühlte:
"Ich war spät abends in der Kirche, allein, die Kirche war schon zu und ich wollte eigentlich nach Hause und dann plötzlich auf einmal empfand ich den Drang zur Statue des heiligen Thorlaks zu gehen und zu ihm zu beten und ich wusste eigentlich nicht warum, hatte kein besonderes Anliegen gerade in dem Moment und dann drei Tage später ruft mich einer an um für die Gebete zu danken und ich habe gesagt ja bitte was meinen Sie? Und dann sagt er jemand hat für mich gebetet, weil ich habe Selbstmord begangen, aber ich bin nicht gestorben und ich bin sicher jemand hat gerade in dem Moment für mich gebetet."
Eher Nationalpflege als Glaubenstradition
Für die überwiegend evangelisch-lutherische Mehrheit der Isländer ist Thorlákur Thorhallson – mit seinem Wirken vor der Reformation – kein Fürsprecher bei Gott, sondern vielmehr eine Kirchenpersönlichkeit, deren Verdienste man grundsätzlich würdigt, sagt der evangelische Bezirkspfarrer Sigurjón Árni Eyjólfsson:
"Wir sind alle stolz auf alle unsere Leute, die im Ausland studiert haben, er ist eine von den wenigen Isländern, die im Ausland studiert haben in dieser Zeit und hat einiges mit nach Hause gebracht. Aber er hat nicht bei der Bevölkerung eine theologische Funktion oder Funktion für den Glauben."
So ist Thorláksmessa zwar ein Feiertag zu Ehren des heiligen Thorlákur, aber:
"Man kann sagen, dass hat nicht mit Glaubenstradition so viel zu tun mehr als Nationalbewegung, ich habe den Eindruck, das ist mehr ein Teil Nationalpflege als Glaubenstradition."