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Island
Eier und Bananen gegen das Parlamentsgebäude

Nach dem Rücktritt des bisherigen isländischen Premierministers Sigmundur Davið Gunnlaugsson wollen die Regierungsparteien zunächst weitermachen. Den dritten Tag in Folge bringen derweil tausende Demonstranten ihren Unmut über die Geschäfte mit Briefkastenfirmen einiger Politiker zum Ausdruck.

Von Jessica Sturmberg |
    Tausende Menschen haben vor dem Parlament in Reykjavík demonstriert.
    In Island gehen die Demonstrationen weiter. (dpa-Bildfunk / BIRGIR POR HARDARSON)
    Sigmundur Davið Gunnlaugsson hat seinen Rücktritt nun doch vollzogen. Nachfolger soll der bisherige Landwirtschafts- und Fischereiminister Sigurður Ingi Jóhannsson werden, ebenfalls von der Fortschrittspartei.
    Das haben die Koalitionsparteien nach einer gemeinsamen Sitzung beschlossen, wie die beiden Parteichefs in einer improvisierten Pressekonferenz auf einer Treppe im Parlamentsgebäude im Anschluss bekanntgaben:
    "Beim Treffen am Abend ging es primär darum, wie wir nun weitermachen. Und wir haben beschlossen, dass die Koalition ihre Arbeit fortsetzt."
    Regierungskoalition will Misstrauensantrag abwehren
    Zuletzt hatte es zwischen Fortschritts- und Unabhängigkeitspartei Spannungen gegeben. Durch die nun erzielte Einigung sind sie in der Lage, den Misstrauensantrag der Opposition mit der Regierungsmehrheit von 38 Stimmen abzuwehren, erklärte Finanzminister Bjarni Benediktsson.
    "Wir werden mit 38 Abgeordneten dagegen stimmen."
    Der Chef der Unabhängigkeitspartei unterhält selbst auch eine Briefkastenfirma, erklärt das mit der Abwicklung eines internationalen Immobiliengeschäfts, das am Ende doch nicht zustande kam.
    Würde es jetzt zu Neuwahlen kommen, hätte die Piratenpartei die besten Aussichten als Wahlsieger hervorzugehen. Sie führt die Umfragen mit rund 40 Prozent an.
    Die Fortsetzung der Regierung soll aber nur noch eine Zusammenarbeit auf Zeit sein. Für den Herbst sind vorgezogene Neuwahlen geplant, ein halbes Jahr vor Ende der Legislaturperiode.
    Tausende Isländer hatten am Abend den dritten Tag in Folge demonstriert und das Parlamentsgebäude mit Eiern und Bananen beworfen.