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"Isle of Dogs“
Kläffer und Schoßhunde zur Eröffnung der Berlinale

Mit dem Animationsfilm "Isle of Dogs" wurde die 68. Berlinale eröffnet. Der Film handelt von einer Insel, auf die alle Hunde deportiert werden - eine Parabel über Verfolgung, Ausgrenzung und Populismus. Doch die Schnauzer solidarisieren sich.

Von Maja Ellmenreich |
    Das Bild zeigt ein Plakat mit einem gezeichneten Hundekopf hinter einem Gitter. Der Hund trägt ein Halsband mit einem Anhänger auf dem steht "SPOTS". Über dem Hundekopf steht: SPOTS VERMISST! Mein bester Freund wurde entführt. Ich brauch Eure Hilfe. Beschreibung: weißes Fell, schwarze Punkte, blaue Augen, rosa Nase
    Der Hund "SPOTS" wird auch in Berlin gesucht (Deutschlandradio / Maja Ellmenreich)
    Wes Anderson hat ein Herz für hoffnungslose Selbstüberschätzer. In einem Interview sagte er mal: Er bewundere Menschen, die sich ein Projekt vornähmen, das für sie eigentlich viel zu groß sei – auch auf die Gefahr hin, sich lächerlich zu machen.
    Anderson hat für seinen neuen Film, seinen zweiten Animationsfilm, genau solch einen Menschen erdacht.
    Zwar lacht über den 12-jährigen Atari Kobayashi niemand, aber sein Vorhaben ist überlebensgroß. In einem Japan der Zukunft kapert sich das Kerlchen eine Propellermaschine, um auf der "Isle of Dogs", der Hundeinsel, nach seinem Hund Spots zu suchen. Wie alle Vierbeiner der Präfektur wurde auch er auf diese Müllinsel verbannt. Der Grund? Hundegrippe und Schnauzenfieber. Der tyrannengleiche Bürgermeister, zu allem Überfluss ist er Ataris Onkel – er hat die Quarantäne angeordnet.

    Roadmovie auf vier Pfoten

    Und während auf dem Festland eine neunmalkluge Austauschschülerin aus den USA die dunklen Machenschaften von Onkel Kobayashi aufdeckt, begibt sich der kleine Pilot auf seine Suche. Ein Hunderudel begleitet ihn dabei, und so wird das anfangs einsame Unterfangen zu einem Roadmovie auf vier Pfoten.

    Spätestens jetzt wird Wes Andersons erste Botschaft klar: Hunde sind die besseren Menschen, nicht zuletzt, weil wir Zuschauer nur sie verstehen: sprachlich und emotional. Schauspielerinnen und Schauspieler aus der Anderson-Gang leihen den Tieren ihre genialen Stimmen: Bill Murray, Jeff Goldblum und Scarlett Johansson zum Beispiel. Sie erwecken die struppigen Hundefiguren erst zum Leben. Deutsche Zuschauer mögen sich an die Augsburger Puppenkiste erinnert fühlen: Denn trotz allerneuester Digitaltechnik becirct uns Wes Anderson wieder einmal mit seinem ästhetischen Retro-Charme. Dieses Mal gaukeln Plastikfolien Wellen vor und Wattebäusche Staubwolken – alles vor farbenfroher und musterreicher Japan-Kulisse, immer wieder perfekt in die Mitte der Leinwand gerückt. Ein Fest also für alle amtierenden und für alle künftigen Anderson-Fans.
    Gerade für letztere dürfte "Isle of Dogs" etwas sein. Denn diese gut hundertminütige Fabel will uns mit geradezu kindlichem Ernst lehren: Zusammenhalt macht stark. Das Böse wird besiegt. Und am Ende bekommt der Underdog den allergrößten Knochen.