"Israel verlangt Veränderung", brüllt einer der Redner und 30.000 Demonstranten applaudieren. Der Protest auf dem zentralen Rabbin-Platz in Tel Aviv richtet sich gegen die Regierung und die Politik von Ministerpräsident Netanjahu.
Es ist die größte Demonstration seit den Sozialprotesten in Israel vor dreieinhalb Jahren. Doch die Themen scheinen immer noch die gleichen zu sein. Die Medizinstudentin Doron erklärt, dass sie auch mit 25 Jahren noch auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen ist:
"Wenn du hier noch Student bist und versuchst, in den ersten Jahren durchzukommen, dann bist du von deinen Eltern abhängig. Denn das Geld, das du beim Jobben verdienst, geht für die Miete drauf. Das reicht nicht mehr für den Supermarkt."
Demonstranten beklagen fehlende Zukunftsperspektive
Im gegenwärtigen Wahlkampf setzt Regierungschef Netanjahu dagegen auf Themen wie Sicherheit und eine Bedrohung durch das Atomprogramm des Iran. Die Organisatoren des Protests haben bei der Auswahl der Redner scheinbar darauf geachtet, diese Themen Netanjahu nicht allein zu überlassen. Einer der Hauptredner ist der frühere Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, Meir Dagan:
"Seit sechs Jahren dient Herr Netanjahu als Ministerpräsident. Es sind jetzt sechs Jahre, in denen Israel feststeckt wie niemals zuvor. In sechs Jahren hat er nicht eine Veränderung angepackt für eine bessere Zukunft."
"Bibi geh heim", brüllen Demonstranten. Sie meinen Netanjahu. Die Entscheidung darüber fällt in weniger als zehn Tagen, bei der Wahl zum israelischen Parlament. In Umfragen liegen Netanjahu und das oppositionelle Mitte-Links-Bündnis "Zionistische Union" im Moment gleichauf.