Libanesischen Angaben zufolge wurden bei israelischen Luftangriffen im Laufe des Tages mehr als 270 Menschen getötet und mehr als 1000 verletzt. Laut Berichten sind tausende Menschen innerhalb des Libanon auf der Flucht. Israels Premierminister Netanjahu wandte sich mit einer Botschaft erstmals direkt an das libanesische Volk und betonte, dass Israel gegen die Hisbollah vorgehe und keinen Krieg gegen die Bürger des Landes führe. Er beschuldigte die radikal-islamistische Hisbollah-Miliz, Waffen in Wohngebieten zu verstecken und Zivilisten als menschlische Schutzschilde zu missbrauchen. Die Hisbollah feuerte ihrerseits auch heute wieder Raketen auf Israel ab.
Unterdessen kündigten die USA an, ihre Militärpräsenz in der Region zu verstärken. Wie viele Kräfte zur Unterstützung der derzeit rund 40.000 Soldaten verlegt werden sollen, gab das Pentagon nicht bekannt. Mehrere Fluggesellschaften, darunter die Lufthansa, strichen weitere Flüge in den Nahen Osten.
Vorwürfe und Rechtfertigungen
Der libanesische Ministerpräsident Mikati rief die Weltgemeinschaft dazu auf, die israelischen Angriffe auf sein Land zu stoppen. Diese zielten darauf ab, libanesische Dörfer zu zerstören, sagte Mikati in Beirut. Es handele sich um "Völkermord in jeder Hinsicht". Die Vereinten Nationen und der UNO-Sicherheitsrat müssten der Aggression ein Ende setzen. Das iranische Außenministerium verurteilte die Luftangriffe und drohte Israel mit Konsequenzen. Ein israelischer Militärsprecher verteidigte die Einsätze. Ziele seien nur Gebäude, in denen die Hisbollah Drohnen und Raketen verstecke. Insgesamt habe man rund 800 Ziele der Hisbollah getroffen. Zugleich kündigte er großangelegte Angriffe in der Bekaa-Ebene im Nordosten des Libanon an.
Sorge vor Eskalation
Die UNO-Beobachtermission Unifil warnte, jede weitere Verschärfung "dieser gefährlichen Lage könnte weitreichende und verheerende Folgen" für die Menschen in dem Grenzgebiet und die gesamte Region haben. Die UNO-Beobachtermission im Libanon äußerte mit Blick auf die massiven israelischen Luftangriffe ihre "große Sorge um die Sicherheit der Zivilisten im Südlibanon". "Angriffe auf Zivilisten sind nicht nur Verstöße gegen das Völkerrecht, sondern können auch Kriegsverbrechen darstellen", hieß es in der Erklärung weiter.
Auch das Bundesaußenministerium zeigte sich besorgt angesichts der Entwicklungen in Nahost. Die Lage sei extrem angespannt, hieß es aus Berlin. Jetzt komme es auf konkrete Schritte der Deeskalation an.
Diese Nachricht wurde am 23.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.