Libanon
Israel setzt Angriffe fort - Tausende Menschen auf der Flucht

Im Libanon fliehen Zehntausende Menschen vor den israelischen Luftangriffen. Straßen sind Berichten zufolge verstopft, Krankenhäuser überfüllt, es herrscht Panik. Israel rief wie schon am Vortag die Bürger im Südlibanon zur Flucht auf, falls sie in der Nähe von Raketenabschussrampen oder Waffenlagern der Hisbollah wohnten.

    Zerstörte Autos, Häuser und Straßen in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut.
    Nach den israelischen Angriffen auf den Libanon herrschen dort vielerorts Chaos und Panik, tausende Menschen sind auf der Flucht. (AFP / ANWAR AMRO)
    Israels Generalstabschef Halevi kündigte eine weitere Verschärfung der Angriffe an. Bei einer Beratung sagte Halevi nach Militärangaben, man dürfe der Hisbollah keine Pause gewähren.
    Die Luftangriffe wurden heute fortgesetzt. Seit gestern wurden nach Angaben der libanesischen Behörden rund 560 Menschen getötet. Mehr als 1.800 Menschen seien verletzt worden. Die Hisbollah feuerte ihrerseits wieder zahlreiche Raketen auf Israel. Ein Kommandeur einer Raketeneinheit der Hisbollah wurde nach Angaben der isrealischen Armee heute bei einem Angriff auf einen Vorort von Beirut getötet. Das libanesische Gesundheitsministerium meldete, dabei seien mindestens sechs Menschen getötet worden.
    UNO-Generalsekretär Guterres äußerte sich zum Auftakt der Generaldebatte der Vereinten Nationen unter anderem zur Lage im Nahen Osten. Das Ausmaß der Straflosigkeit für Verstöße gegen internationale Regeln sei moralisch untragbar, sagte Guterres in New York.
    Auch die G7-Staaten äußerten sich besorgt. In einer gemeinsamen Erklärung, die sie am Rande der UNO-Generalversammlung in New York veröffentlichten, warnen sie vor einer gefährlichen Gewaltspirale, die den gesamten Nahen Osten in einen größeren regionalen Konflikt mit unvorstellbaren Folgen ziehen könnte. Der destruktive Kreislauf müsse gestoppt werden.

    China wendet sich gegen "wahllose Angriffe auf Zivilisten"

    China und die Türkei verurteilten das Vorgehen der israelischen Armee. Außenminister Wang sagte in New York, man lehne die Explosion von Kommunikationsausrüstung und wahllose Angriffe auf Zivilisten entschieden ab. Gewalt mit Gegengewalt zu begegnen, werde die Probleme im Nahen Osten nicht lösen. Das türkische Außenministerium erklärte, Israel stürze mit seinen Angriffen die gesamte Region ins Chaos.
    Die Friedensmission der Vereinten Nationen im Libanon, UNIFIL, hat ihre Patrouillen im libanesisch-israelischen Grenzgebiet eingestellt, weil die Sicherheit der Blauhelmsoldaten nicht mehr gewährleistet sei.
    Die Lufthansa verlängerte wegen der Situation in Nahost ihren Flugstopp nach Tel Aviv und Teheran. Beide Städte würden bis zum 14. Oktober nicht angeflogen. Flugverbindungen in die libanesische Hauptstadt bleiben bis einschließlich 26. Oktober ausgesetzt.

    UNO-Resolution wird nicht durchgesetzt

    Israel und die Hisbollah führten bereits 1982 und 2006 Krieg gegeneinander. Die Miliz ist heute deutlich stärker bewaffnet als während des Kriegs vor fast 20 Jahren. Sie handelt nach eigener Darstellung aus Solidarität mit der Hamas, die im Gazastreifen gegen Israel kämpft und ebenfalls vom Iran unterstützt wird.
    Israels Militär hat die Zahl seiner Angriffe im Gazastreifen zuletzt verringert und konzentriert sich zunehmend auf die Hisbollah. Damit will es erreichen, dass sich die Miliz wieder hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht - so wie es die UNO-Resolution 1701 vorsieht, die das Kriegsende 2006 markierte. Der Resolution zufolge darf die Hisbollah entlang der Grenze nicht präsent sein. Dies wird aber weder von der UNO-Beobachtermission noch von der libanesischen Armee durchgesetzt.

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    Diese Nachricht wurde am 24.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.