Nahost
Was über den israelischen Angriff auf den Iran bekannt ist - und inwiefern eine Reaktion zu befürchten ist

Knapp einen Monat nach den Raketenangriffen des Iran hat das israelische Militär in der Nacht Vergeltungsangriffe ausgeführt. Wie und ob der Iran reagiert, ist offen. International wird nun zur Deeskalation aufgerufen. Die aktuelle Lage im Überblick.

    Israels Ministerpräsident Netanjahu verfolgt den Angriff auf den Iran unter anderem zusammen mit Verteidigungsminister Gallant, Generalstabschef Halevi und Mossadchef Barnea in Tel Aviv.
    Israels Ministerpräsident Netanjahu verfolgt den Angriff auf den Iran unter anderem zusammen mit Verteidigungsminister Gallant, Generalstabschef Halevi und Mossadchef Barnea in Tel Aviv. (IMAGO / ZUMA Press Wire / IMAGO / Israel Mod)

    Kommen die Angriffe überraschend?

    Der Iran hatte am 1. Oktober mit 200 Raketen Ziele in Israel angegriffen, als Reaktion auf die Tötung des Hisbollah-Anführers Nasrallah im Libanon. Israel kündigte damals umgehend Vergeltung an. In den vergangenen Tagen verdichteten sich die Anzeichen dafür. Die USA hatten beispielsweise kürzlich angemahnt, keine Atomanlagen ins Visier zu nehmen.

    Welche Ziele hat Israel angegriffen?

    Die israelische Armee erklärte, es habe präzise Angriffe auf Anlagen zur Raketenproduktion, Luftabwehrsysteme und andere militärische Einrichtungen gegeben. Dabei seien Kampfflugzeuge und Marschflugkörper eingesetzt worden. Atom- oder Ölanlagen seien nicht attackiert worden. Anschließend bezeichnete Israels Armee ihre Mission als erfüllt.

    Gibt es Opfer und Schäden?

    Die Regierung in Teheran erklärte, es seien zwei Soldaten getötet worden. Ansonsten habe es nur "begrenzten" Schäden nach Angriffen auf militärische Anlagen in drei Provinzen des Landes gegeben. Die Luftabwehr sei erfolgreich gewesen.

    Wird es erneute Gegenangriffe des Iran geben?

    Das Außenministerium in Teheran teilte mit, der Iran sei berechtigt und verpflichtet, sich gegen aggressive Handlungen von außen zu verteidigen. Es verwies dabei auf das in Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen festgeschriebene Recht auf Selbstverteidigung.
    Zuvor war der israelische Angriff im Staatsfernsehen als unbedeutend bezeichnet und von einem "gewöhnlichen Tag" berichten worden. Der dem Regime nahestehende Politikanalyst Mohammed Marandi erklärte im Sender Al Jazeera, der Iran habe einen heftigeren Angriff erwartet.
    Der Nahostexperte Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) sagte im Deutschlandfunk, die begrenzte militärische Aktion zeige, dass Israel im Moment keine Eskalation gegenüber dem Iran anstrebe. Der Iran habe weiterhin die Möglichkeit, nicht zu reagieren. Dies würde für das Regime angesichts der geringen Schlagkraft des israelischen Angriffs keinen großen Gesichtsverlust bedeuten.
    Der israelische Militärsprecher Hagari warnte Teheran vor weiteren Angriffen und rief die israelische Bevölkerung auf, "wachsam" zu sein.

    Wie wird international reagiert?

    Bundeskanzler Scholz warnte die Führung in Teheran vor einer weiteren Eskalation der Lage im Nahen Osten. Am Rande seines Besuchs in Indien sagte Scholz, es sei vielmehr an der Zeit, die internationalen Vorschläge für eine Waffenruhe anzunehmen und umzusetzen. Ähnlich äußerten sich die USA. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Savett, erklärte in Washington, der Iran müsse seine Angriffe auf Israel einstellen. US-Verteidigungsminister Austin bekräftigte zugleich Israels Recht auf Selbstverteidigung. Der britische Premier Starmer rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf.
    Mehrere arabische Staaten verurteilten den israelischen Angriff auf den Iran. Die Vereinigten Arabischen Emirate äußerten ihre "tiefe Besorgnis" und warnten vor Auswirkungen auf die regionale Sicherheit und Stabilität. Der Oman hielt Israel einen - Zitat - "eklatanten Verstoß gegen die iranische Souveränität" vor. Ähnlich äußerte sich die Führung von Katar.

    Weiterführende Informationen

    Israel hat Vergeltungsangriff gegen Iran ausgeführt (Audio)
    Iran und Israel: Geschichte einer Erzfeindschaft
    Diese Nachricht wurde am 26.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.