In der Früh sind die Läden der Händler rund um die Grabeskirche noch geschlossen. Kleine Pilgergruppen kommen am Platz vor dem Haupteingang an. Einige flüstern. In der Altstadt herrscht noch Ruhe.
"Also ich find, dass es in der Stadt relativ leer ist. Ich habe den Eindruck, die Menschen fürchten sich hier her zu kommen, ich kann es mir nicht anders erklären."
Schwester Bernadette ist Vize-Rektorin des Austrian Hospize. Sie kennt die Altstadt sehr gut. So leer wie in diesem Jahr sei es selten gewesen, sagt sie.
Die israelische Polizei ist an diesem Tag noch stärker präsent
Die Pilger laufen den Kreuzweg, entlang der Via Dolorosa. Eine Gruppe aus Sri Lanka schiebt sich durch die engen Gassen. Dahinter warten Besucher aus Schweden. Immer wieder begegnen einem deutsche Familien.
Der Kreuzweg ist der biblischen Überlieferung nach der Weg, den Jesus Christus vor seiner Kreuzigung durch die Altstadt genommen hat.
"Und es ist natürlich ein ungeheuer inspirierender Ort, um das nachzuerleben, was in der Bibel passiert ist. Also Jesu Weg nachzuerleben."
"Eine schöne Altstadt. Ein bisschen vermüllt, aber im Großen und Ganzen."
"An jeder Ecke singen halt Gruppen in verschiedenen Sprachen, zum Teil gegeneinander."
"Jerusalem ist halt besonders. Es ist halt der Zusammenstoß der Religionen. Und man erlebt das halt live."
Die israelische Polizei ist an diesem Tag noch stärker präsent. In den vergangenen Monaten hatten palästinensische Attentäter in der Altstadt immer wieder versucht, Polizisten und in einzelnen Fällen auch Passanten anzugreifen. Am Tag zuvor war in Hebron im Westjordanland ein mutmaßlicher Angreifer von einem israelischen Soldaten angeschossen und anschließend offenbar mit einem Kopfschuss getötet worden. Die Situation ist angespannt:
Angst ein schlechter Begleiter
"Ja die Angst ist da, sehr groß, sodass ich denke, die Pilger sind weggeblieben. Aber wir haben einfach unseren Glauben und so haben wir auch die Kraft daraus gezogen, dass uns einfach nichts passiert."
"Ich finde, dass viele Leute sich unnötig sorgen machen. Das man immer noch reisen kann. Und das Risiko eigentlich ziemlich gering ist."
Am Ende könnten es neben der Gewalt noch weitere Gründe geben, dass die Prozession in diesem Jahr so kurz ausfällt. Zum Beispiel feiern orthodoxe Christen und Armenier erst Ende April ihr Osterfest. Zudem hat Israel wegen des jüdischen Purimfestes die Übergänge für christliche Palästinenser aus dem Westjordanland gesperrt. Sie alle fehlen auf den Straßen der Altstadt.
Schwester Bernadette vom Austrian Hospize sagt, es gebe ohnehin keinen Grund eine Reise nach Jerusalem abzusagen. Angst sei ein schlechter Begleiter auf allen Lebenswegen.