Israel hat mit Luftangriffen auf den Gazastreifen auf Raketenbeschuss vonseiten der Palästinenser reagiert. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte während der wöchentlichen Kabinettssitzung in Jerusalem: "Die israelische Armee hat am Wochenende eine große Anzahl Ziele angegriffen, als Reaktion auf den Beschuss Israels aus dem Gazastreifen". Netanjahu kündigte an, die Angriffe im Notfall auszuweiten.
Den Luftschlägen vorausgegangen waren nach Militärangaben sechs Raketenangriffe. In den vergangenen zwei Wochen waren demnach 25 aus dem Gebiet abgefeuerte Raketen auf israelischem Boden eingeschlagen.
Ein israelisches Kampfflugzeug habe in der Nacht drei Raketenabschussvorrichtungen im Zentrum des Gazastreifens beschossen, teilte ein Sprecher der israelischen Armee mit. Zudem seien mehrere Waffenschmieden und Trainingsgelände in dem Küstenstreifen bombardiert worden.
Augenzeugen zufolge traf am Samstag eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete eine Fabrik in der südisraelischen Stadt Sderot. Aus dem Komplex stiegen hohe Flammen empor. Drei Menschen wurden mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht, wie Rettungskräfte sagten.
Angst vor militärischer Eskalation
ARD-Korrespondent Christian Wagner berichtet, dass Medien in Israel Alarm schlagen. Die Zeitung Jedi'ot Acharonot schreibt auf ihrer Internetseite, Truppenteile würden verlegt, die israelische Armee bereite womöglich einen erneuten Gaza-Krieg vor.
Israels Außenminister Avigdor Lieberman brachte am Sonntag im Armee-Radio tatsächlich die Überlegung ins Spiel, den Gazastreifen erneut zu besetzen. Begrenzte Operationen in dem Territorium würden nur dazu führen, dass die Hamas gestärkt werde, sagte er. "Die Alternative ist klar: Entweder greifen wir mit jeder Runde Terror-Infrastruktur an und sie schießen, oder wir gehen zur vollständigen Besetzung."
Israel hatte sich 2005 aus dem Gazastreifen zurückgezogen, kontrolliert aber nach wie vor den Zugang zu dem Gebiet aus der Luft, auf dem Land- und dem Seeweg. Israelische Vertreter sagen, der Rückzug habe der Hamas den Weg frei gemacht, zwei Jahre später den Gazastreifen unter ihre Kontrolle zu bringen und ihn in eine Basis für Raketenangriffe auf Israel zu verwandeln.
Den Angriffen im Gazastreifen war die Entführung dreier israelischer Teenager am 12. Juni im Westjordanland vorangegangen. Israel vermutet die Hamas als Drahtzieher hinter der Entführung.
(vic)