Krieg in Nahost
Wie der internationale Sport mit Israel umgeht

Nach dem 7. Oktober 2023 hat sich die Situation für Israel auch auf der internationalen Sportbühne verschärft. Es kam es zu antisemitischen Vorfällen, vereinzelten Ausschlüssen und Forderungen nach einem Sportboykott und Sanktionen gegen Israel.

Von Olivia Gerstenberger |
    Athleten vom Team Israel schwenken Fahnen.
    Israel nahm 2024 zum 18. Mal an den Olympischen Spielen teil. Die 88 Athletinnen und Athleten wurden in Paris rund um die Uhr von den französischen Sicherheitskräften bewacht. (picture alliance / dpa / Sina Schuldt)
    Nach Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 gab es mehrere Ausschlüsse und Einschränkungen für israelische Sportlerinnen und Sportler sowie Teams in internationalen Wettbewerben. Bis heute fordern verschiedene Sportorganisationen und prominente Sportler den Ausschluss Israels von internationalen Wettbewerben. Diese Aufrufe wurden im Zusammenhang mit der laufenden militärischen Offensive in Gaza formuliert.

    Inhalt

    Ist es seit dem 7. Oktober 2023 zum Ausschluss isrealischer Mannschaften oder Sportler gekommen?

    Ja, es gibt mehrere Beispiele. Noch im Oktober 2023 setzte die FIBA Europe alle Basketballspiele mit israelischen Teams vorübergehend aus. Im FIBA-Europe Cup wurden die israelischen Vereine, die für ihre Heimspiele nach Zypern ausweichen sollten, sogar aus dem Wettbewerb genommen – die Sicherheitsvorgaben waren nicht zu erfüllen.
    Der Eishockey-Weltverband IIHF schloss Israel ebenfalls wegen Sicherheitsbedenken von den WM-Turnieren im März und April 2024 aus. Die israelischen U20-Junioren durften dagegen an der Eishockey-WM teilnehmen. ​
    Viele Spiele wurden verschoben, so etwa in der Basketball-Champions-League und im Handball bei der Frauen-EM-Qualifikation 2024.
    Einzelne Spieler waren ebenfalls betroffen, darunter der jüdische Cricketspieler David Teeger, der für die südafrikanische U-19-Nationalmannschaft spielt. Der südafrikanische Cricketverband entschied im Januar 2024, dass Teeger zwar an der U-19-Weltmeisterschaft im eigenen Land teilnehmen kann, sein Team aber nicht als Kapitän ins Turnier führen darf – unter Berufung auf Sicherheitsbedenken.

    Wer fordert den Ausschluss von Israel von internationalen Sportereignissen?

    Anfang 2024 riefen zwölf Fußballverbände aus dem Nahen Osten, unter der Leitung des jordanischen Prinzen und Präsidenten des Westasiatischen Fußballverbands, Ali bin al-Hussein, zu einem Sportboykott gegen Israel auf. Der Aufruf wurde in einem an alle FIFA-Mitgliedsverbände gerichteten Brief formuliert. Der Palästinensische Fußballverband (PFA) übt ebenfalls Druck auf den Weltverband (FIFA) aus und fordert den Aussschluss Israels und Sanktionen für israelische Fußballklubs.
    Zusätzlich zu den Forderungen der Fußballverbände haben auch europäische Politiker ihren Standpunkt geäußert. Im Februar richteten 26 Mitglieder des französischen Parlaments einen Brief an das Internationale Olympische Komitee (IOC), in dem sie Sanktionen gegen den israelischen Sport fordern. Gleichzeitig beteiligen sich 13 Abgeordnete des Europaparlaments an einem ähnlichen Vorstoß. Aktivisten und Sportler in verschiedenen Ländern vernetzen sich, um Petitionen gegen den israelischen Sport zu initiieren.

    Wie reagieren die großen Sportverbände auf die Forderungen, Israel auszuschließen?

    Die FIFA hat bislang keinen klaren Beschluss über den Ausschluss Israels gefasst und verweist auf eine Untersuchung. FIFA-Präsident Gianni Infantino betonte, dass diese noch andauere, und rief gleichzeitig zur Wiederherstellung des Friedens in der Region auf​.
    Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat ebenfalls bislang keine Sanktionen gegen Israel ergriffen. Der Konflikt könne nicht mit dem russischen Einmarsch in der Ukraine verglichen werden, teilte es mit.
    Der Eishockey-Weltverband IIHF begründete seinen WM-Ausschluss Israels mit der Sorgfaltspflicht, "alle Teilnehmer an IIHF-Wettbewerben zu schützen". Der Krieg in Nahost wurde dabei nicht erwähnt.

    Wie ist die Stellung des palästinensischen Sports auf internationaler Bühne?

    Die Anerkennung palästinensischer Athletinnen und Athleten spielt im internationalen Sport eine wichtige Rolle, denn Palästina gilt nicht als vollwertiger Staat: Die UNO führt Palästina als Beobachterstaat. Bei der Abstimmung im Jahr 2012 sprachen sich 138 von 193 UN-Mitgliedern für diese Anerkennung Palästinas als Staat aus, während neun Länder dagegen votierten. 41 Staaten, darunter auch Deutschland, enthielten sich. Die Frage der staatlichen Anerkennung Palästinas bleibt daher politisch äußerst heikel.
    Der Palästinensische Fußballverband ist seit 1998 Mitglied der FIFA, was der Nationalmannschaft die Teilnahme an internationalen Wettbewerben wie den Qualifikationsspielen zur Weltmeisterschaft und dem Asien-Cup ermöglicht. Auch in anderen Sportarten, etwa Handball und Leichtathletik, sind palästinensische Athletinnen und Athleten auf internationaler Ebene aktiv. Seit 1996 sind palästinensische Sportlerinnen und Sportler auch bei den Olympischen Spielen vertreten.