Tränengas auf Demonstranten. Jeden Sonntag stehen sich Palästinenser und israelische Grenzpolizisten zwischen Beit Jala und dem Kloster Cremisan im Westjordanland gegenüber. Seit Israels Verteidigungsminister entschieden hat, an der Stelle den Sperrwall, in dem Fall eine Mauer, weiter zu bauen.
Der frühere lateinische Patriarch von Jerusalem, Michael Sabbah, hält die Entscheidung für Willkür: "Es ist ganz einfach: Wir sagen Israel, den Soldaten hier, dem Gericht, das urteilt: Das ist unser Land. Was auch immer ihr entscheidet, ihr entscheidet mithilfe von Krieg und Waffen und dass ist nicht rechtens."
Die Mauer würde das Kloster von Grundstücken und der Bevölkerung trennen. Palästinenser und Vertreter der Kirche hoffen nun, dass Papst Franziskus den Konflikt bei der Audienz für Israels Staatspräsident Rivlin im Vatikan zu Sprache bringt. Rivlin will in Rom erklären, wie wichtig der Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen im Nahen Osten ist. Aber kann er sich von Regierungschef Netanjahu absetzen? Denn das Verhältnis zwischen Israels Regierung und dem Vatikan ist derzeit stark abgekühlt.
Der Vatikan hat Palästina als Staat anerkannt
Ende Juni hatte der Vatikan in einem Abkommen offiziell Palästina als Staat anerkannt. Und das im Text auch sehr deutlich gemacht: "Im Unterschied zu früheren Abmachungen ist diese unterzeichnet vom Heiligen Stuhl und dem Staat Palästina. Das zeigt die Fortschritte, die der palästinensischen Führung gelungen sind, und vor allem die großen internationale Unterstützung."
Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums reagierte sofort. Man bedauere die Entscheidung und überdenke, welche Auswirkung sie auf die künftige Zusammenarbeit mit dem Vatikan hat. Auswirkungen zum Beispiel auf Verhandlungen über den Status kirchlicher Einrichtungen. Die Gespräche sind offenbar unterbrochen. Vor dem Hintergrund ist auch der Streik der christlichen Schulen in Israel zu sehen. 33.000 Schüler aller Religionen sind betroffen, sagt Schulleiterin Maha Abed: "Das ist ein Problem, da geht es, um die Kirchen in Israel. Die Christen in der Region müssen für ihre Rechte kämpfen. Wir haben unabhängige Schulen. Und vielleicht ist das ein Problem für diese Regierung."
Rivlin bemüht sich um Ausgleich
Präsident Rivlin ist um Ausgleich bemüht. So hatte er versucht, zwischen Bildungsministerium und Schulen zu vermitteln. Bisher ohne Erfolg. Rivlin will in Rom außerdem über seinen Besuch der Brotvermehrungskirche in Tabgha informieren, heißt es. Auf das deutsche Kloster am See Genezareth war im Juni ein Brandanschlag verübt worden. Nicht der erste, wie Pater Nikodemus im Juli erklärte: "Wir hatten letztes Jahr einen Brand in der Dormitio. Wir hatten letztes Jahr auch schon einmal einen vandalistischen Akt an den Freiluft-Altären. All diese Sachen sind bis heute nicht aufgeklärt."
Dieses Mal soll es anders laufen. Israel hat außerdem versprochen für den Schaden von 1,6 Millionen Euro in Tabgha einen Ausgleich zu schaffen. Auch darauf könnte der Papst den Staatspräsidenten noch einmal ansprechen.