![Menschen in Warnwesten tragen eine Decke, in der ein Toter liegt. Im Hintergrund sieht man ein ausgebranntes Auto und ein Haus. Die Landschaft drumherum ist karg und steinig. Menschen in Warnwesten tragen eine Decke, in der ein Toter liegt. Im Hintergrund sieht man ein ausgebranntes Auto und ein Haus. Die Landschaft drumherum ist karg und steinig.](https://bilder.deutschlandfunk.de/f4/6d/61/2f/f46d612f-b943-4512-afd5-bce340d9baa2/israel-libanon-angriff-bekaa-100-1920x1080.jpg)
Israels Armee teilte mit, Ziele der heutigen Angriffe seien unter anderem Raketen-Abschussrampen gewesen, sowie Waffenlager der proiranischen Hisbollah-Miliz. Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete von Angriffen in und um die Stadt Baalbek im Osten, wo Fabriken, Lagerhäuser und Wohngebiete zu den Zielen gehörten. Das libanesische Gesundheitsministerium spricht inzwischen von 21 Todesopfern. Der örtlichen Zeitung "Annahar" zufolge sind unter ihnen auch neun Angehörige einer syrischen Familie. Im Süden des Libanon wurden mindestens 24 Tote gemeldet.
Hunderttausende im Libanon auf der Flucht
Wegen der israelischen Luftangriffe könnten nach Angaben des libanesischen Regierungschefs Mikati inzwischen bis zu eine Million Menschen auf der Flucht sein. Nach Angaben der UNO wurden im Libanon mehr als 210.000 Menschen vertrieben, davon allein 120.000 im Verlauf der vergangenen Woche.
Die libanesische Armee rief die Bevölkerung zur "Einheit" auf. Die Bürger dürften sich nicht "in Handlungen hineinziehen zu lassen, die in dieser gefährlichen und heiklen Phase den zivilen Frieden beeinträchtigen könnten".
Sorge vor weiterer Eskalation
Derweil wächst die Sorge vor einer weiteren Zuspitzung der Lage im Nahen Osten. Irans Außenminister Araghchi sagte in New York, alle Beteiligten sollten sich bewusst sein, dass die Situation äußerst explosiv sei. Auch ein Krieg sei möglich, warnte Araghchi. Der Iran beantragte eine Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrates.
Die USA riefen die Konfliktparteien zur Deeskalation auf. Präsident Biden forderte für den Libanon und den Gazastreifen eine Waffenruhe. Zugleich unterstrich er die Notwendigkeit einer diplomatischen Lösung. Frankreich verlangte von Israel, die Luftangriffe im Libanon unverzüglich einzustellen.
Auch China mahnte die Konfliktparteien zur Mäßigung. Zugleich hieß es, Peking lehne jede Verletzung der Souveränität des Libanon ab. Bundesaußenministerin Baerbock bezeichnete die Lage in der Region als "brandgefährlich". Papst Franziskus verurteilte die Luftangriffe als unmoralisch und unverhältnismäßig, ohne Israel beim Namen zu nennen.
Netanjahu warnt Iran vor Vergeltung
Der israelische Regierungschef Netanjahu warnte den Iran davor, nach der Tötung von Hisbollah-Chef Nasrallah Vergeltung zu üben. Netanjahu sagte am Abend, es gebe keinen Ort im Iran und der gesamten Region, den Israels langer Arm nicht erreichen könne. Der Iran unterstützt und finanziert die militant-islamistische Hisbollah, deren bewaffneter Arm von der EU als Terrororganisation eingestuft wird, seit vielen Jahren.
Netanjahu bezeichnete die Tötung von Nasrallah durch das israelische Militär als notwendigen Schritt, um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Zum einen werde die Rückkehr der israelischen Bevölkerung in den Norden des Landes an der Grenze zum Libanon erleichert, zum anderen verbesserten sich auch die Chancen, die übrigen Geiseln der Hamas im Gazastreifen freizubekommen.
Lawrow in der UNO-Vollversammlung: "Das war ein politischer Mord"
Der russische Außenminister Lawrow sprach in der UNO-Vollversammlung dagegen von einem "politischen Mord". Es sei alarmierend, dass solche Methoden fast zur Routine geworden seien. Russland ist ebenso wie Syrien Verbündeter des iranischen Regimes.
Tod eines weiteren Hisbollah-Führers von der Miliz bestätigt
Die Hisbollah bestätigte unterdessen den Tod eines weiteren ranghohen Kommandeurs. Ali Karaki sei bei dem Angriff ums Leben gekommen, der auch Hisbollah-Chef Nasrallah am Freitag das Leben kostete, teilte die Miliz mit. Der israelischen Armee zufolge wurden bei dem Angriff in Beirut neben Nasrallah mehrere hochrangige Kommandeure getötet. Damit seien nun "die meisten" Anführer der Hisbollah "eliminiert" worden, sagte Armeesprecher Shoshani.
Laut iranischen Angaben starb auch ein hochrangiger Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden bei dem Angriff. Sein Tod werde "nicht unbeantwortet bleiben", drohte Außenminister Araghchi. Die israelische Armee teilte mit, am Samstag sei auch der Hisbollah-Kommandeur Nabil Kauk getötet worden, das wurde von der Miliz noch nicht bestätigt.
Diese Nachricht wurde am 29.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.