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Israel verschärft Rhetorik
Netanjahu spricht vom "Kampf um Jerusalem"

Israel hat das Haus der Familie eines palästinensischen Attentäters zerstört. Der Mann war im Oktober mit seinem Auto in eine Fußgängergruppe gerast. Nach dem Anschlag auf eine Synagoge wird derweil auch die Rhetorik im Konflikt schärfer - Israels Premierminister Benjamin Netanjahu spricht vom "Kampf um Jerusalem".

    Israels Premierminister Benjamin Netanjahu
    Israels Premierminister Benjamin Netanjahu (afp / Gil Cohen Magen)
    Israelische Soldaten und Polizisten zerstörten das Haus der Familie jenes Attentäters, der im Oktober bei einem Anschlag in Jerusalem zwei Menschen getötet hatte. Das Haus befand sich in Silwan in Ostjerusalem, wie die Armee mitteilte.
    Der junge Mann war am 22. Oktober an einer Straßenbahnhaltestelle in Jerusalem mit seinem Auto in eine Fußgängergruppe gefahren. Ein Baby und eine junge Frau wurden getötet, der flüchtende Attentäter wurde von einem Polizisten erschossen.
    Auch die Häuser der Attentäter vom Dienstag sollen zerstört werden
    Auch die beiden Attentäter, die am Dienstag in einer Synagoge im westlichen Stadtteil Har Nof ein Blutbad anrichteten, stammten aus dem Osten Jeruslames. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu ordnete an, auch die Häuser dieser beiden Attentäter rasch abzureißen. Er wurde deutlich: Die Terroristen wollten die Juden aus "unserem Land und unserer Hauptstadt vertreiben." Nun müsse man um Jerusalem, Israels "ewige Hauptstadt" kämpfen. "In diesem Kampf müssen wir zusammenhalten. Das ist das Gebot des Tages." Die Wortwahl wird schärfer.
    Ein Kind spielt zwischen den Trümmern des zerstörten Hauses eines palästinensischen Attentäters
    Ein Kind spielt zwischen den Trümmern des zerstörten Hauses eines palästinensischen Attentäters (dpa / picture-alliance / Atef Safadi)
    Israels Wirtschaftsminister Naftali Bennett forderte nach dem neuen Anschlag einen Militäreinsatz im arabischen Ostteil Jerusalems. Ziel sei es, dort die "Terror-Infrastruktur zu zerstören", sagte der Vorsitzende der Siedlerpartei Jüdisches Haus dem israelischen Armeesender. Am Morgen nach der Tat versammelten sich wieder Dutzende gläubige Juden zum Gebet in dem Gotteshaus - unter ihnen auch Wirtschaftsminister Bennett.
    Zwei junge Palästinenser waren am Dienstag während des Morgengebets in eine Jerusalemer Synagoge eingedrungen und hatten vier Juden getötet. Israelische Polizisten erschossen die beiden Attentäter, die aus dem von Israel besetzten und annektierten Ostjerusalem kamen. Im Deutschlandfunk warnte der Israel-Experte Johannes Gerster angesichts der eskalierenden Gewalt vor einer neuen Intifada.
    Polizist stirbt nach Attentat
    Ein bei dem Attentat verwundeter Polizist ist derweil an seinen Verletzungen gestorben. Wie die israelische Polizei mitteilte, handelte es sich bei dem Beamten um einen 30-jährigen Drusen. Die Zahl der Todesopfer bei dem Anschlag stieg damit auf fünf.
    In Israel und den Palästinensergebieten kommt es seit Wochen zu Ausschreitungen und auch Anschlägen. Ein Streitpunkt ist die Nutzung des Tempelbergs in Jerusalem (Haram al-Scharif), der Muslimen und Juden heilig ist. Zuletzt hatte der Tod eines arabischen Busfahrers die Stimmung aufgeheizt.
    Auswärtiges Amt verschärft Reisehinweise
    Das Auswärtige Amt verschärfte seine Reisehinweise für Israel. Alle deutschen Bürger, die sich in Israel und den palästinensischen Gebieten aufhalten, sollten sich auf der Homepage des Amtes registrieren. Das gelte auch für Touristen, die nur kurz in der Region seien. Sie würden im Krisenfall kontaktiert. Bereits seit Ende Oktober wird geraten, in Jerusalem vorsorglich auf öffentliche Verkehrsmittel zu verzichten. Größere Menschenansammlungen in der Stadt und im Gaza-Streifen seien möglichst zu meiden.