Nahost
Israel verschiebt Freilassung palästinensischer Häftlinge - Hamas warnt vor Scheitern der Waffenruhe

Israel hat die Freilassung weiterer palästinensischer Häftlinge verschoben. Die Hamas verurteilte die Entscheidung und teilte über einen Sprecher mit, die zur Begründung vorgebrachte Kritik am Prozedere von Geiselübergaben sei unberechtigt. Ministerpräsident Netanjahu nutze dies nur als einen Vorwand, damit sich seine Regierung nicht an die Abmachungen zur Feuerpause halten müsse.

    Maskierte Kämpfer der Hamas führen zwei israelische Geiseln auf einer Bühne in Rafah vor
    Zwei weitere israelische Geiseln sind frei. Sie waren zuvor von maskierten Hamas-Kämpfern in Rafah vorgeführt worden. (AP / Jehad Alshrafi)
    Ministerpräsident Netanjahu hatte die Entlassung weiterer Palästinenser aus der Haft in Israel gestern verkündet. Als Grund nannte er die Inszenierungen durch die Terrororganisation Hamas bei der Übergabe von Geiseln. Angesichts dieser wiederholten Verstöße der Hamas gegen das Waffenruhe-Abkommen sei beschlossen worden, die Entlassung zu verschieben, bis die Freilassung der nächsten Geiseln ohne demütigende Zeremonien sichergestellt sei, sagte Netanjahu.

    Geisel-Angehörige: "Psychologische Folter"

    Eigentlich sollten gestern rund 600 palästinensische Häftlinge freikommen. Zuvor hatte die Hamas sechs israelische Geiseln an das Rote Kreuz übergeben. Vermummte Hamas-Kämpfer inszenierten die Übergabe erneut mit Schaulustigen, Musik und palästinensischen Fahnen.
    Am Abend wurde zudem ein Propaganda-Video der Hamas bekannt, das zeigt, wie zwei israelische Geiseln gezwungen werden, die Freilassung ihrer Landsleute mitanzusehen, während sie selbst weiter in der Gewalt der Terroristen sind. Das Forum der Geisel-Angehörigen verurteilte die Veröffentlichung des Videos als psychologische Folter.
    Noch befinden sich mehr als 60 israelische Geiseln in der Gewalt von Islamisten im Gazastreifen, wobei etwa die Hälfte vermutlich schon tot ist.
    Diese Nachricht wurde am 23.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.