Über eine geplante größere Bodenoffensive hatten mehrere Medien zuvor übereinstimmend berichtet. Diese könnte auf die laufenden kleineren Militäroperationen folgen.
Im Norden von Israel erklärten die Streitkräfte drei Orte nahe der libanesischen Grenze zum militärischen Sperrgebiet. Unterdessen hat sich das libanesische Militär nach Angaben von Anwohnern von einigen Standorten im Süden des Landes in der Nähe der Grenze zurückgezogen.
Zu einer geplanten größeren Bodenoffensive, über die übereinstimmend mehrere Medien berichten, äußerten sich die USA nicht. Auch vom israelischen Militär gab es zunächst keine Bestätigung. US-Präsident Biden bestätigte die Berichte bei einer Pressekonferenz nicht direkt. Auf die Frage, ob er über Pläne Israels für eine begrenzte Operation im Libanon Bescheid wisse, antwortete Biden: "Ich weiß mehr, als Sie denken. Und ich bin dafür, dass sie aufhören. Wir sollten jetzt eine Waffenruhe haben, so Biden.
USA schicken weitere Soldaten in die Region
Das US-Verteidigungsministerium teilte mit, dass die USA mehrere Tausend zusätzliche Soldaten in den Nahen Osten schicken werden. Sie sollten für Sicherheit sorgen und wenn nötig, Israel verteidigen, so das Pentagon.
Knapp ein Jahr nach dem Beginn des Krieges im Gazastreifen hatte die israelische Armee vor einer Woche einen groß angelegten Militäreinsatz im Libanon gestartet und führt seither massive Luftangriffe gegen die dort ansässige Hisbollah-Miliz aus. Bei einem dieser Angriffe wurden am Freitag deren Anführer Hassan Nasrallah sowie weitere ranghohe Mitglieder der Miliz getötet.
Israel hatte weitere Militäroperationen angekündigt
Der israelische Verteidigungsminister Gallant sagte, mit der Tötung Nasrallahs sei der Kampf gegen die vom Iran unterstützte Miliz nicht zu Ende. Es kämen alle "notwendigen Mittel" zum Einsatz - neben der Luftwaffe bei Bedarf auch die Marine und Bodentruppen. Damit nährte der Verteidigungsminister die Spekulationen um eine bevorstehende israelische Bodenoffensive im Libanon.
Die Hisbollah hat nach der Tötung ihres Chef Nasrallah ihre Kampfbereitschaft bekräftigt. Der stellvertretende Hisbollah-Chef Kassim sagte, wir wissen, dass der Kampf lang dauern könne, und sind auf alle Möglichkeiten vorbereitet. "Wenn Israel sich entscheidet, eine Bodenoffensive zu starten: Wir sind bereit." Wer die Hisbollah anführen soll, sagte er nicht. Im Libanon spitzt sich die humanitäre Notlage derweil zu.
Tote und viele Vertriebene im Libanon
Allein im Libanon sind durch israelische Angriffe nach offiziellen Angaben seit gestern Früh mindestens 125 Menschen getötet worden. Die meisten Opfer habe es im Süden des Landes und an der Grenze zu Syrien gegeben, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks in Genf sind rund 100.000 Menschen vor den Angriffen nach Syrien geflohen. Mehr als die Hälfte davon seien Syrer, die zuvor im Libanon Zuflucht vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat gesucht hatten.
Sonderflug der Bundeswehr
Die Bundesregierung hat inzwischen Personal der deutschen Botschaft im Libanon ausfliegen lassen. Nach Informationen des Deutschlandfunks hob in Beirut ein Airbus der Bundeswehr mit etwa 110 Passagieren ab. An Bord sind auch Mitarbeiter von zivilen Organisationen sowie besonders bedrohte Menschen - vor allem aus dem Süden des Libanon.
Libanon ruft zu DNA-Proben auf
Im Libanon wurden derweil die Angehörigen von Vermissten nach den israelischen Luftangriffen zur Abgabe von DNA-Proben aufgefordert. Diese würden dann mit noch unidentifizierten Leichen abgeglichen, hieß es vom libanesischen Inlandsgeheimdienst. Bei den israelischen Luftangriffen auf weite Teile des Landes sind nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums in knapp zwei Wochen mehr als 1.000 Menschen getötet worden.
Diese Nachricht wurde am 30.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.