Israels Ministerpräsident Netanjahu teilte mit, die drei Einsatzkräfte der Polizei seien in der Nähe der Stadt Hebron einem Fahrzeug gewesen, auf das die Angreifer geschossen hätten. In ersten Berichten war noch von getöteten Zivilisten die Rede gewesen. Sicherheitskräfte suchten im Süden des Westjordanlands nach den Tätern.
Israel hatte vor wenigen Tagen eine großangelegte Militäraktion im nördlichen Westjordanland begonnen. Die Armee begründete das Vorgehen mit der gestiegenen Anzahl von Anschlägen auf Israelis. Ziel sei, gegen die militant-islamistische Hamas sowie den Islamischen Dschihad vorzugehen.
Impfaktion im Gazastreifen gegen Kinderlähmung
Im Zentrum des Gazastreifens begann unterdessen eine Kampagne zur Impfung hunderttausender Kinder gegen das Polio-Virus. Ein Sprecher des Krankenhauses in Deir al-Balah sagte der Deutschen Presse-Agentur, es werde zunächst in mehreren Zentren und Schulen im zentralen Abschnitt des Küstenstreifens geimpft. Dies betreffe auch mehrere Flüchtlingsviertel in dem Gebiet.
Für die Impfaktion hatten sich Israel und die Hamas auf mehrere Feuerpausen in den nächsten Tagen geeinigt. Währenddessen sollen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation rund 640.000 Kinder in Kliniken, Arztpraxen und mobilen Impstationen gegen Polio immunisiert werden.
Seit Beginn des Krieges konnten viele Babys im Gazastreifen nicht geimpft werden. Nachdem es dort kürzlich einen ersten Polio-Fall gegeben hatte, soll nun ein massenhafter Ausbruch der Krankheit verhindert werden.
Mehrere tote Geiseln im Gazastreifen geborgen
Die israelische Armee barg unterdessen die Leichen von sechs Geiseln der militant-islamistischen Hamas im Gazastreifen. Die Ermordeten seien in einem unterirdischen Tunnel im Gebiet Rafah im Süden des Gazastreifens gefunden und nach Israel gebracht worden, erklärten die Streitkräfte. In einer Mitteilung von US-Präsident Biden hieß es, bei einem der Opfer handele es sich um einen amerikanisch-israelischen Staatsbürger.
Angehörige der Geiseln riefen Netanjahu auf, vor das Volk zu treten und sich zu erklären. Der neue Fund von Leichen sei ein direktes Ergebnis der Erhöhung des militärischen Drucks, heißt es in einer Erklärung des "Forums der Geisel- und Vermisstenfamilien".
Entschuldigung von Netanjahu
Netanjahu entschuldigte sich zunächst bei der Familie der getöteten Geisel Alexander Lobanov dafür, dass dieser nicht lebend gerettet wurde. Der Regierungschef wolle im Verlauf des Tages mit weiteren Familien sprechen, teilte sein Büro mit.
Der israelische Oppositionsführer Lapid rief zu weiteren Protesten gegen Netanjahus Regierung und zu einem Generalstreik auf: "Netanjahu und das Kabinett des Todes haben beschlossen, die Geiseln nicht zu retten", schrieb Lapid auf der Plattform X. Sie seien für den Tod der Geiseln verantwortlich. Am Abend soll nach Lapids Angaben eine weitere Kundgebung in Tel Aviv stattfinden. "Ich rufe zudem den Gewerkschafts-Dachverband Histadrut, die Arbeitgeber und die örtlichen Behörden auf, sich an einem Generalstreik zu beteiligen. So kann es nicht weitergehen."
Bei dem Überfall auf Israel am 7. Oktober hatten Terroristen der Hamas und anderer Gruppen mehr als 250 Menschen in das Palästinensergebiet verschleppt. Im Laufe einer einwöchigen Waffenruhe Ende November kamen 105 Geiseln frei. Im Gegenzug wurden 240 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen entlassen. Wie viele der im Gazastreifen verbliebenen Geiseln noch am Leben sind, ist nicht bekannt.
Demonstrationen für ein Geisel-Abkommen
Bereits gestern Abend waren in mehreren israelischen Städten erneut tausende Menschen auf die Straße gegangen und hatten ein Geisel-Abkommen mit der Hamas verlangt. Gleichzeitig forderten sie Neuwahlen. In Tel Aviv kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei.
Die Vermittlungsgespräche zwischen Israel und der Hamas sind seit einiger Zeit festgefahren. Als wesentlicher Streitpunkt gilt die Dauer der Präsenz israelischer Truppen im Gazastreifen, insbesondere an der Grenze zu Ägypten. Angehörige der Geiseln warfen Premierminister Netanjahu vor, mit dem Beharren auf seinen Forderungen das Leben der Geiseln zu riskieren.
Ähnlich äußerte sich zuletzt auch Verteidigungsminister Galant, der eine sofortige Sitzung des Sicherheitskabinetts forderte. Das Kabinett müsse die Entscheidung, an der Kontrolle über die Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten festzuhalten, rückgängig machen, schrieb Galant bei X. "Für die Geiseln, die kaltblütig ermordet wurden, kommt es zu spät", so der Minister weiter. "Wir müssen aber die Geiseln, die noch in der Hamas-Gefangenschaft sind, nach Hause bringen."
Diese Nachricht wurde am 01.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.