Der 37-jährige Singer/Songwriter aus Israel ist eine Ausnahmeerscheinung - nicht nur äußerlich mit seinen beiden großflächigen Vogel-Tattoos auf den Schultern. Er ist ein exzentrischer Künstler, ein großer Selbstdarsteller mit viel Pathos, ein Sänger mit einer außergewöhnlichen, über vier Oktaven reichenden Stimme, der es versteht, sein Publikum in den Bann zu ziehen. Dabei kam Asaf Avidan erst recht spät zur Musik. Zunächst studierte er Animation und arbeitete im Trickfilmbereich. Doch mit 26 Jahren begann er professionell Musik zu machen. Er gründete die Indierockband Los Mojos, mit der er auch seinen größten Erfolg, den "Reckoning Song" einspielte.
"Schreie manchmal einfach drauflos"
"Ich liebe es physische Schmerzen zu empfinden, während ich singe, mich an meine Grenzen zu pushen, um damit die Gefühle auszudrücken, die ausgedrückt werden sollen. Für mich ist die Stimme ein Werkzeug, und ich experimentiere damit in jede Richtung. Ich versuche nicht gut zu singen, oder schön oder korrekt. Ich erinnere mich, als ich als Sänger begann, haben mir viele Leute gesagt: du kannst das so nicht machen, aber mir ist das egal. Um mich auszudrücken, schreie ich manchmal einfach drauflos und es hört sich schrecklich an und ich muss mich wieder auf den Song konzentrieren. Auch wenn ich eines Tages meine Stimme verliere. Was zählt ist das jetzt, wenn man so will "zu bluten". Wenn Du das nicht versuchst, dann ist Dein Tun ohne Bedeutung."
"Speziell die großen weiblichen Jazzsängerinnen haben etwas Übertheatralisches in ihrer Präsentation. Ich denke man muss in die Extreme gehen, man muss das Besondere der menschlichen Natur personifizieren, den Charakter zulassen. Nina Simone, Shirley Bassey, Billie Holiday – sie haben ihren eigenen Charakter gelebt, haben sich entsprechend verhalten, Worte auf ihre Weise ausgesprochen. Das gefällt mir. Ich liebe die Idee übertheatralisch zu sein, um etwas "wirklicher" zu machen, genauer."
"Ganz gleich welchen Riesensong Du von Cohen oder Dylan hörst: da sind die Texte, klar, aber ohne Melodie könnte man sie sich weniger gut merken und sie wären auch weniger leicht zugänglich. Melodien haben etwas, was unsere Seelen berührt, ganz direkt und unmittelbar, und deshalb nehmen wir dann Texte an, ganz gleich, wie schwierig sie sind. Sie sind eingepackt in dieser schönen Hülle und das versüßt die Bitterkeit der Worte. Und genau das ist, was ich mit meinen Songs erreichen will."
Aufnahme vom 8.7.17 beim Rudolstadtfestival