Livni sagte im Interview (Audio-Link), es gehe um Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dazu müsse deutlicher Stellung bezogen werden. Außerdem verlangte sie eine klare Benennung des Terrors der militant-islamistischen Hamas. Es führe kein Weg an einer Zerschlagung der Gruppe vorbei. Weder Vereinbarungen noch Abschreckung hätten deren Terror gestoppt. Die Hamas verfügte zudem über keine Legitimation von Seiten der Palästinenser und würde mit ihrer Ideologie nicht für die Errichtung eines palästinensischen Staates einstehen, sagte Livni angesichts der Forderungen nach einem neuen Friedensprozess.
Kein Verständnis für die deutsche Haltung zeigte auch der israelische Botschafter Prosor. Er sagte der "Rheinischen Post", er wünsche sich mehr Unterstützung der Bundesregierung in internationalen Gremien.
Trittin: Deutschland handelte im Interesse Israels
Der Grünen-Außenpolitiker Trittin verteidigte die deutsche Enthaltung bei der UNO-Resolution. Er sagte im Deutschlandfunk (Audio-Link), man habe sich darauf eingelassen, über die Resolution zu verhandeln und dabei Erfolge erzielt. Damit habe man im Interesse Israels gehandelt. Ohne den Verhandlungsprozess wäre eine Fassung verabschiedet worden, die weder von Terror gesprochen noch die Freilassung der Geiseln gefordert hätte.
Zustimmungsfähig sei die abgeänderte Version der Resolution dennoch nicht gewesen, da das Selbstverteidigungsrecht Israels nicht erwähnt worden sei, betonte Trittin. Ähnlich hatten sich Trittins Parteikollegin, Außenministerin Baerbock, sowie Bundeskanzler Scholz geäußert. Zudem verwies Trittin auf die fehlende Benennung des Hamas-Terrors. Andere Länder hätten die Resolution anders eingeschätzt, sagte Trittin mit Blick auf die Zustimmung Frankreichs. Normalerweise sei die Bundesregierung auch bemüht, das Abstimmungsverhalten mit Frankreich abzustimmen.
Die UNO-Vollversammlung hatte unter anderem eine sofortige humanitäre Waffenruhe im Gazastreifen gefordert. Die Terrororganisation Hamas, die Israel am 7. Oktober überfallen hatte, wird nicht erwähnt.
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Diese Nachricht wurde am 30.10.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.