Nahost
Israels Premierminister Netanjahu kündigt Ausweitung der Angriffe auf Gazastreifen an

Der israelische Ministerpräsident Netanjahu will die Kämpfe gegen die Hamas im Gazastreifen ausweiten. Die Luftangriffe auf das Palästinensergebiet seien nur der Anfang und eine notwendige Bedingung für die Befreiung von Geiseln, sagte Netanjahu.

    Menschen schauen sich die Trümmer eines Hauses in Chan Junis an.
    Nach israelischen Luftangriffen sollen mehr als 400 Opfer geben. (picture alliance / Anadolu / Doaa Albaz)
    Jegliche Waffenruhe-Verhandlungen würden nur "unter Feuer" stattfinden. Weiter betonte er, die bisherigen Freilassungen hätten gezeigt, dass militärischer Druck eine notwendige Voraussetzung für die Freilassung von Geiseln sei. Israels Außenminister Saar erklärte, die USA seien informiert und unterstützten die Angriffe, sagte Saar und betonte, die islamistische Hamas habe zwei Vorschläge des US-Gesandten Witkoff für eine Verlängerung der Waffenruhe abgelehnt.

    Mehr als 400 Menschen nach Hamas-Angaben getötet

    Die israelische Luftwaffe hatte zuvor massiv Ziele im Gazastreifen bombardiert. Nach Angaben der Streitkräfte wurden Verstecke, Raketen-Abschussrampen, Waffenlager und weitere militärische Infrastruktur der militant-islamistischen Hamas attackiert.
    Nach Angaben der von der Hamas dominierten Behörden wurden mehr als 400 Menschen getötet, darunter mehrere führende Mitglieder der Hamas-Regierung. Nach Angaben der Terrororganisation kamen fünf Führungsmitglieder ums Leben. Die Hamas nannte unter anderem den Leiter des Hamas-Innenministeriums, Abu Watfa, der auch verantwortlich für die Polizei in Gaza war, den Vorsitzenden des Regierungsverwaltungsausschusses, al-Daalis, sowie den Verantwortlichen für den inneren Sicherheitsapparat der Hamas, Abu Sultan.
    Sie alle hätten eine zentrale Rolle beim von der Hamas geplanten Wiederaufbau ihrer Herrschaft im Gazastreifen nach Ende des Kriegs gespielt, schreibt die Nachrichtenseite "ynet".

    Israels Verteidigungsminister: Angriffe werden fortgesetzt, bis alle Kriegsziele erreicht sind

    Die israelische Regierung begründete ihr Vorgehen unter anderem damit, dass es in den Gesprächen zur Freilassung der verbliebenen Geiseln keine Fortschritte gebe. Verteidigungsminister Katz sagte, die Angriffe würden solange fortgesetzt, bis alle Kriegsziele erreicht seien. Das Weiße Haus teilte mit, das Vorgehen sei mit der US-Regierung abgesprochen. International stießen die Angriffe auf starke Kritik.
    UNO-Generalsekretär Guterres äußerte sich besorgt über die neuen israelischen Luftangriffe. In einer Mitteilung forderte er die sofortige Rückkehr zur Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Humanitäre Hilfe müsse ungehindert die Bedürftigen erreichen. Guterres verlangte aber auch die bedingungslose Freilassung aller Geiseln, die sich noch in der Gewalt der Hamas befinden. Kritik kam auch vom Iran, von mehreren arabischen Staaten sowie von Frankreich und der Türkei. Das Bundesaußenministerium äußerte sich besorgt.

    Angehörige der Geiseln entsetzt

    Angehörige der israelischen Geiseln, die sich in den Händen der Hamas befinden, reagierten entsetzt auf die massiven Angriffe. Man sei schockiert, wütend und entsetzt über die bewusste Demontage des Prozesses zur Rückkehr der Geiseln aus der schrecklichen Gefangenschaft der Hamas, erklärte ein Sprecher des Forums der Geisel-Familien. Militärischer Druck gefährde die Geiseln. Die erneuten Angriffe zeigten, dass die israelische Regierung die Geiseln aufgegeben habe. Im Januar war zwischen Israel und der Hamas eine zunächst sechswöchige Waffenruhe vereinbart worden. Bisher konnten sich beide Seiten nicht auf die Konditionen für eine Verlängerung einigen.
    Diese Nachricht wurde am 18.03.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.