Berlin Unter den Linden. Neun Uhr Morgens. Gerade hat eine Schar Sechstklässler und ihre Lehrer das große altehrwürdige Haus Ecke Charlottenstraße durch den Seiteneingang betreten. Jeder bekommt ein Namensschild um den Hals, kurz drauf geht's los.
"Wer will mit Felix, wer will mit Felix mit?"
Wir sind in der Hauptstadt-Niederlassung von Microsoft. Der IT-Konzern hat zum Start seiner Initiative "Code your Life" eingeladen. Gekommen sind rund 70 Schüler aus zwei Schulen samt ihren Lehrern.
"Es geht grundsätzlich darum, grundlegendes Verständnis für Programmieren zu vermitteln und eben tatsächlich auch physisch Dinge zu tun, Ergebnisse zu sehen."
Sagt Inger Paus, Leiterin Gesellschaftliches Engagement bei Microsoft. Der US-Konzern möchte - durchaus auch im eigenen Interesse – die Schüler für die digitale Welt begeistern. Werbung aber, sei die Veranstaltung nicht.
"Natürlich, wenn wir uns gesellschaftspolitisch engagieren, hoffen wir, dass natürlich Microsoft sozusagen, Microsofts Engagement in dem Bereich auch gewertschätzt wird. Das ist uns wichtig, dass das nicht nur als reine Marketing-Initiative verstanden wird, weil es uns darum geht, Kinder grundsätzlich ans Programmieren heranzuführen und da geht es nicht um Microsoft-Produkte."
Die Kinder stehen vor einem Roboterball. Pädagogin Jacqueline Graf erklärt, wie die Schüler den Ball mit Hilfe von Programmierbefehlen dazu bringen, umherzurollen und dabei bunt zu leuchten. Noch ein paar Befehle und Variablen. Jetzt sollt's laufen.
" ...und das probieren wir jetzt aus, ob der jetzt immer wieder im Quadrat läuft. Kommt ihr mit Mädels..."
Und es klappt. Der Ball leuchtet bunt und rollt wie programmiert die Form eines Vierecks ab. Die Mädchen schauen zufrieden. Derweil tauschen sich die Lehrer bei einer Tasse Kaffee aus. Spielt es eigentlich eine Rolle, dass sie hier auf einer Microsoft-Veranstaltung zu Gast sind. Ist das Beeinflussung? Gymnasial-Lehrer Thomas Schimm verneint:
"Nein, das ist kein Problem, weil es ist ja nicht Microsoft, die heute hier als sozusagen Werbeplattform auftreten. So habe ich das jedenfalls bisher empfunden. Und ich war auch vor Kurzem bei der Firma Apple zum Thema Unterrichten mit Tablets und so weiter. Man muss einfach sehen, es gibt nicht drei Millionen Firmen, die das alles anbieten. Wir setzen uns jetzt im Frühjahr zusammen zum Thema Tablets im Unterricht und da müssen wir sehen, was auf dem Markt ist. Aber wir werden auf jeden Fall uns sehr gut darum kümmern, dass wir keine Apple-Schule werden oder keine Microsoft-Schule oder keine Samsung-Schule oder was auch immer."
Lehrer: Firmen nehmen keinen Einfluss
Die Lehrer sind sich einig: Die Firmen wie heute Microsoft nehmen keinen Einfluss. Vielmehr freue man sich über die Unterstützung von fachkundiger Seite, erklärt Grundschullehrerin Kati Künne.
"Wir haben kein extra Unterrichtsfach. Es gibt Computerräume. Es gibt iPads. Es gibt ausreichend Technologie, aber es gibt kein Lehrpersonal, was den Schülern den Umgang mit der Technik vermitteln kann."
"Natürlich wäre es mir lieber, wenn der Senat es möglich machen würde, aber die stereotypische Antwort, die Sie vom Senat bekommen ist, es wäre kein Geld da. Was meinen Sie, wie oft wir schon versucht haben, Geld für Dinge zu bekommen, die wirklich sinnvoll in den Unterricht integriert werden könnten. Wenn wir von der öffentlichen Hand diese Mittel bekommen würden, wären wir sehr dankbar dafür."
Die Kinder stellen sich diese Fragen nicht. Sie sind vom Tag, von ihren ersten Programmierschritten begeistert. Inger Paus hofft, dass die Begeisterung ein wenig anhält.
"Das soll im Prinzip die Tür aufstoßen, Interesse zu wecken, weiter dran zu bleiben. Sich selber Programmieren - mit Unterstützung - beizubringen. Wir hoffen, dass das sowohl im Unterricht als auch in der Freizeit tatsächlich von den Jugendlichen dann eigenmotiviert auch weitergeführt wird.