Zum letzten Mal hatte sich Matteo Salvini nach eigenen Angaben mit Steve Bannon im vergangenen Sommer getroffen. Der italienische Innenminister sprach von einer Art wohlwollender Distanz:
"Ich teile einige Ansichten mit ihm, andere nicht. Er ist stimulierend. Aber ich glaube, dass es in Europa viele Unterschiede und Eigenheiten gibt, die jenseits des Atlantiks nicht unbedingt verstanden werden."
Nur informeller Kontakt
Mit dem von US-Präsident Trump entlassenen Berater Steve Bannon will die italienische Lega vorerst also lieber nur informell zu tun haben. Steve Bannon trat öffentlich deshalb bei den Fratelli d'Italia, Brüder Italiens, auf, eine kleine Oppositionspartei rechts von der Lega, die schon lange ein Bündnis mit der Lega anstrebt. Die selbsternannten Erben des Faschismus verstanden auf Anhieb Steve Bannons Botschaft:
"Ich glaube an die Vernunft und vertrete die Position der einfachen Leute, die Arbeiterschaft, Menschen die nur ihrer Arbeit nachgehen, eine Familie gründen und ansonsten in Ruhe gelassen werden wollen - ob sie nun politisch rechts oder links stehen."
Italien sei derzeit das Zentrum der Weltpolitik, weil sich die einfachen Leute endlich wehrten: gegen die sogenannte Davos Partei, die Wirtschaftsführer, die Ingenieure des Finanzwesens – die Banken, die EU.
Bannons Angebot stößt auf geteiltes Interesse
Steve Bannons Ankündigung, mit Krisenzentralen und Datenstudium die populistischen Parteien in Europa selbstlos und unentgeltlich im Europawahlkampf zu unterstützen, findet beim italienischen Publikum weniger Interesse. Aber Steve Bannons internationale Beziehungen, sein Know-How im Wahlkampf und nicht zuletzt mögliche Geldspenden sind bei Europas Populisten durchaus gefragt. Trotz ihres Erfolges sind sie nach wie vor untereinander nicht einig. Steve Bannon bietet sich als Vermittler an. Auch deshalb wird er in Italien immerhin so ernst genommen, dass sich Widerstand gegen seine Aktivitäten regt. Die Wellen schlugen hoch bei einer eigens zum Thema Bannon einberufenen Bürgerversammlung in dem kleinen Ort Collepardo, 70 Kilometer südlich von Rom. Eine Teilnehmerin ruft:
"Es kann doch nicht sein, dass in einem staatlichen Museum ein Haufen von Neonazis eine Kaderschule einrichten darf."
Die Bürger von Collepardo wehren sich
Im vergangenen Jahr wurde die nahe gelegene Klosteranlage Trisulti - ein gewaltiges historisches Bauwerk in staatlichem Besitz, für 19 Jahre von DHI, dem "Dignitas Humanae Institute" übernommen, hinter dem der Engländer Benjamin Harnwell und der ultrakonservative US-Kardinal Raymond Burke stehen. Schnell sprach sich herum, dass Benjamin Harnwell nur ein Strohmann ist und seine konservativ-religiöse Sektenschule in Wirklichkeit das Projekt einer rechtsgerichteten Kaderschmiede von Steve Bannon ist, der dort viel Geld investieren will. Wofür? Benjamin Harnwell klingt eher vage:
"Unsere Mission besteht darin die Menschenwürde zu verteidigen, im Glauben, dass Gott den Menschen nach seinem Vorbild geschaffen hat."
In einem jüngsten Zeitungsinterview gab Benjamin Harnwell dann zu, dass das historische Kloster bei Rom nach den Europawahlen zu einer Art Schaltzentrale der neuen Rechten in Europa werden, sie einen und auf die Machtübernahme in der EU vorbereiten soll. Die Bürger der Umgebung wehren sich inzwischen offen: "Wir protestieren, damit der Pachtvertrag für das Kloster mit der Dignitatis Humanae widerrufen wird."
Parlament will den Pachtvertrag mit dem Kloster wieder aufheben
Die Zukunft von Steve Bannons Kaderschmiede in der klösterlichen Einsiedelei verkompliziert sich also. Das Parlament will den Pachtvertrag lösen - wegen Zweckentfremdung. Steve Bannons Glaubensbrüder hatten wohl verschwiegen, dass sie nicht nur singen und beten, sondern vielmehr aktive Politik im Kloster betreiben wollen. Bekannt wurde auch, dass das allererste Treffen zwischen Steve Bannon und dem Lega Führer Matteo Salvini vor drei Jahren in den USA auf Vermittlung eines sizilianischen Unternehmers zustande kam. Und dessen Familie wird seit langem verdächtigt, mit der Cosa Nostra gemeinsame Sache zu machen. Selbst ein ausgefuchster Politstratege wie Steve Bannon könnte am Ende also im Treibsand italienischer Klüngelei von Mafia und Politik untergehen.