Hijem sitzt vor seinem Gemüsekarren in einer verkehrsreichen Innenstadtstraße der sizilianischen Hauptstadt Palermo. Ein makabrer Zufall, dass die Revolte in Tunesien ausgerechnet mit dem Selbstmord eines Schicksalsgenossen begann.
"Ich verkaufe hier illegal. Der Junge in Tunesien, Muhamed Bouaziz, warum hat er sich mit Benzin übergossen und angezündet. Der hatte sogar einen Universitätsabschluss. Weil hier in Italien , zum Glück Demokratie herrscht. Wenn bei mir die Polizisten kontrollieren, dann sie drücken sie einfach ein Auge zu , weil sie sehen, dass ich ein ordentlicher Mensch bin."
Hijem ist nach Italien emigriert, um dem korrupten System in Tunesien zu entgehen, wo staatlicher Willkür selbst einem einfachen Gemüsehändler das Leben zur Hölle macht. Sizilien lag vor der Haustüre, nur knapp 100 Kilometer entfernt, er setzte sich auf ein Boot und kam vor ein paar Jahren hier an und blieb. Nahe der Heimat, aber weit genug weg von einem Regime, das er unumwunden eine Diktatur nennt:
" Pressefreiheit gibt es nicht bei uns. Haben Sie nicht mitbekommen, wie oft dort Journalisten festgenommen werden. Kaum äußern sie auch nur einen einzigen kritischen Satz , schon wandern sie ins Gefängnis."
Seit die Proteste in Tunesien ausgebrochen sind, erheben auch junge Tunesier in Italien ihre Stimme. Vor dem tunesischen Generalkonsulat in Mailand erklärten sie sich solidarisch mit ihren protestierenden Landsleuten und fordern Italiens Regierung zum Handeln auf. Doch die bedauert zwar die gewaltsame Repression vor der eigenen Haustür, bezeichnet die tunesische Regierung aber lobend als wichtige Präsenz gegen die Ausbreitung des Terrorismus im Mittelmeer. Dazu erklärte der tunesische Oppositionspolitiker Omezar Sedik dem italienischen Rundfunk:
"Wir hier in Tunesien nehmen mit Befremden das Verhalten der beiden wichtigsten Wirtschaftspartner Tunesien war, Frankreich und Italien und Silvio Berlusconi."
Letzterer rühmte sich wiederholt der besonders freundschaftlichen Beziehungen zum südlichen Nachbarn und seiner Regierung. Vor zwei Jahren wurden die bisher letzten Abkommen über die Rückführung von illegalen Tunesiern unterzeichnet. Italien übernahm mit Hilfe von EU-Geldern die Rückführungskosten, Tunesien versprach, das Übersetzen von Booten mit Immigranten ins nahe Sizilien künftig zu unterbinden. Nach Frankreich ist Italien der wichtigste Partner des kleinen nordafrikanischen Landes, wo bekannte Firmen billig produzieren können, wie Cecilia Oliva vom Außenhandelsinstitut in Tunis verrät:
"Da ist zum Beispiel Benetton. Nach inoffiziellen Zahlen ist der Modehersteller nach dem Staat Tunesiens zweitgrößter Arbeitgeber und beschäftigt etwa 14000 Menschen."
Von denen viele allerdings für einen Hungerlohn arbeiten, sagt Hijem in Palermo:
"Hier in Italien kostet eine Arbeiterin in einer Schuh- oder Kleiderfabrik 100 Euro täglich. In Tunesien verdient die gleiche Arbeiterin 100 Euro - aber im Monat."
Kein Wunder, dass viele ans Auswandern denken, sagt Hijem. Für dieses Jahr hat Italiens Regierung die Zahl der Einreisegenehmigungen für Tunesier auf 4000 begrenzt. Das ist viel zu wenig und deshalb fürchten Experten, dass es bald wieder Boatpeople von Nordafrika Richtung Italien geben wird. Aber das werden nicht die Studenten sein, die zurzeit auf die Barrikaden gehen:
"Die würden hier auch nur auf der Straße stehen. Ich glaube nicht, dass gebildete junge Leute heute noch ihr Leben aufs Spiel setzen und mit Booten übers Meer fahren."
"Ich verkaufe hier illegal. Der Junge in Tunesien, Muhamed Bouaziz, warum hat er sich mit Benzin übergossen und angezündet. Der hatte sogar einen Universitätsabschluss. Weil hier in Italien , zum Glück Demokratie herrscht. Wenn bei mir die Polizisten kontrollieren, dann sie drücken sie einfach ein Auge zu , weil sie sehen, dass ich ein ordentlicher Mensch bin."
Hijem ist nach Italien emigriert, um dem korrupten System in Tunesien zu entgehen, wo staatlicher Willkür selbst einem einfachen Gemüsehändler das Leben zur Hölle macht. Sizilien lag vor der Haustüre, nur knapp 100 Kilometer entfernt, er setzte sich auf ein Boot und kam vor ein paar Jahren hier an und blieb. Nahe der Heimat, aber weit genug weg von einem Regime, das er unumwunden eine Diktatur nennt:
" Pressefreiheit gibt es nicht bei uns. Haben Sie nicht mitbekommen, wie oft dort Journalisten festgenommen werden. Kaum äußern sie auch nur einen einzigen kritischen Satz , schon wandern sie ins Gefängnis."
Seit die Proteste in Tunesien ausgebrochen sind, erheben auch junge Tunesier in Italien ihre Stimme. Vor dem tunesischen Generalkonsulat in Mailand erklärten sie sich solidarisch mit ihren protestierenden Landsleuten und fordern Italiens Regierung zum Handeln auf. Doch die bedauert zwar die gewaltsame Repression vor der eigenen Haustür, bezeichnet die tunesische Regierung aber lobend als wichtige Präsenz gegen die Ausbreitung des Terrorismus im Mittelmeer. Dazu erklärte der tunesische Oppositionspolitiker Omezar Sedik dem italienischen Rundfunk:
"Wir hier in Tunesien nehmen mit Befremden das Verhalten der beiden wichtigsten Wirtschaftspartner Tunesien war, Frankreich und Italien und Silvio Berlusconi."
Letzterer rühmte sich wiederholt der besonders freundschaftlichen Beziehungen zum südlichen Nachbarn und seiner Regierung. Vor zwei Jahren wurden die bisher letzten Abkommen über die Rückführung von illegalen Tunesiern unterzeichnet. Italien übernahm mit Hilfe von EU-Geldern die Rückführungskosten, Tunesien versprach, das Übersetzen von Booten mit Immigranten ins nahe Sizilien künftig zu unterbinden. Nach Frankreich ist Italien der wichtigste Partner des kleinen nordafrikanischen Landes, wo bekannte Firmen billig produzieren können, wie Cecilia Oliva vom Außenhandelsinstitut in Tunis verrät:
"Da ist zum Beispiel Benetton. Nach inoffiziellen Zahlen ist der Modehersteller nach dem Staat Tunesiens zweitgrößter Arbeitgeber und beschäftigt etwa 14000 Menschen."
Von denen viele allerdings für einen Hungerlohn arbeiten, sagt Hijem in Palermo:
"Hier in Italien kostet eine Arbeiterin in einer Schuh- oder Kleiderfabrik 100 Euro täglich. In Tunesien verdient die gleiche Arbeiterin 100 Euro - aber im Monat."
Kein Wunder, dass viele ans Auswandern denken, sagt Hijem. Für dieses Jahr hat Italiens Regierung die Zahl der Einreisegenehmigungen für Tunesier auf 4000 begrenzt. Das ist viel zu wenig und deshalb fürchten Experten, dass es bald wieder Boatpeople von Nordafrika Richtung Italien geben wird. Aber das werden nicht die Studenten sein, die zurzeit auf die Barrikaden gehen:
"Die würden hier auch nur auf der Straße stehen. Ich glaube nicht, dass gebildete junge Leute heute noch ihr Leben aufs Spiel setzen und mit Booten übers Meer fahren."