Flughafen Rom-Fiumicino vor wenigen Wochen. Daniela Pompei von der katholischen Gemeinschaft Sant' Egidio nimmt Falak Al Hourani in Empfang. Sieben Jahre ist das Mädchen alt, sie ist mit der Familie vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat Syrien geflohen.
"Wir sind sehr glücklich, dass diese Familie mit ihrer kranken Tochter nun in Italien angekommen ist. Ganz regulär, mit einem Visum. Das sind die ersten von etwa 1.000 Menschen, die bald kommen, ohne dass sie das Meer des Todes überqueren müssen, zu dem unser Mittelmeer geworden ist."
Luftbrücke für besondere Fälle
Falak leidet an einem seltenen Augentumor. Auf einem Auge ist sie bereits erblindet. Um das andere zu retten, musste sie dringend operiert werden. Deshalb profitierten Falak und ihre Familie als erste vom humanitären Korridor, den Italien geöffnet hat.
"Unter den Freiwilligen, die für uns im Libanon arbeiten, ist auch ein Arzt, der uns mit seiner Erfahrung hilft, herauszufinden, welche Personen unter besonderen Krankheiten leiden."
Sagt Pastor Luca Maria Negro. Er ist der Präsident des Verbandes evangelischer Kirchen. Italiens Protestanten wollen gemeinsam mit Sant' Egidio innerhalb von zwei Jahren 1.000 Menschen aus Flüchtlingscamps im Libanon, Marokko und Äthiopien nach Italien holen. Diese Luftbrücke ist für besondere Fälle gedacht: Minderjährige ohne Eltern, alte und gebrechliche Menschen, Schwerkranke. Marco Impagliazzo, Präsident der Gemeinschaft Sant' Egidio:
"Das ist ein Pilotprojekt, das vor allem diese lebensgefährlichen Überfahrten übers Mittelmeer verhindern will. Und damit bekämpfen wir auch das mörderische Geschäft der Menschenhändler."
In Abstimmung mit der Regierung
Das Projekt ist mit der italienischen Regierung abgestimmt. Die Flüchtlinge erhalten ein Visum, das ausschließlich für Italien gültig ist. Sie werden vor der Ankunft mit Fingerabdrücken und Fotos registriert und erhalten anschließend die Möglichkeit, einen Asylantrag zu stellen. Die Kosten für Transport und Unterbringung übernehmen die Kirchen, die die Flüchtlinge oft in den eigenen Gemeinden beherbergen.
Italiens Außenminister Paolo Gentiloni sieht im humanitären Korridor einen wichtigen Beitrag zur Lösung der europäischen Flüchtlingskrise.
"Wenn viele Länder der internationalen Gemeinschaft diesen Weg einschlagen, könnten tausende und abertausende Menschen einbezogen werden. Das wäre eine große Hilfe, um den Menschhändlern einen Schlag zu versetzen und die Leiden der Flüchtlinge zu lindern."
Eine erste Erfolgsgeschichte gibt es bereits: Falak, die junge Syrerin, ist unmittelbar nach ihrer Ankunft am Auge operiert worden und befindet sich bereits auf dem Weg der Besserung.