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Italien
Lampedusa ist deutlich besser auf Flüchtlinge vorbereitet

Seit Wochen fliehen Tausende Menschen von den libyschen Küsten in Richtung Italien - deutlich mehr als nach Griechenland. Mittlerweile scheint Italien besser vorbereitet als in den Jahren zuvor. Das zeigt sich auch bei einem der zentralen Anlaufpunkte: auf der kleinen Insel Lampedusa. Das liegt nicht zuletzt an Bürgermeisterin Giusy Nicolini.

Von Tilman Kleinjung |
    Ein Foto der Hilfsorganisation SOS Mediterranee zeigt Flüchtlinge in einem sinkenden Schlauchboot vor Lampedusa.
    Ein Foto der Hilfsorganisation SOS Mediterranee zeigt Flüchtlinge, die später nach Lampedusa gebracht wurden. (picture alliance / dpa / SOS Mediterranee )
    Die kleine Mittelmeerinsel Lampedusa ist zum Symbol für das Scheitern Europas geworden. Nicht erst seit dem Unglück am 3. Oktober 2013, bei dem fast 400 Flüchtlinge vor der Küste Lampedusas ertranken. Schon 2011, als zigtausende junge Männer im Arabischen Frühling aus Nordafrika über das Mittelmeer flohen, war die Insel völlig überfordert. Die Menschen schliefen im Freien, es gab Revolten im Aufnahmezentrum, die Migranten saßen fest auf dem 20 Quadratkilometer großen Eiland – irgendwo zwischen Afrika und Europa.
    "Ja, wir haben ein bisschen gearbeitet. Und was heute besser funktioniert, ist die Erstaufnahme auf Lampedusa und vor allem, dass die Menschen, die wir hier beherbergen, schnell weitertransportiert werden."
    Lampedusa ist heute eine andere Insel, und das liegt nicht zuletzt an ihr: Bürgermeisterin Giusy Nicolini.
    Sie hat aus einem ungastlichen Vorposten Europas einen professionell organisierten Anlaufpunkt macht. Lampedusa und seine Bürgermeisterin werden überschüttet mit Preisen und Ehrungen, die Insel kann sich vor prominenten Besuchern kaum retten: der Papst, Präsidenten, EU-Prominenz. Am Grundproblem Europas hat sich jedoch noch nichts geändert, findet Giusy Nicolini.
    "Es sind die Gründe für diese Überfahrten, die sich nicht in einem Jahr ändern lassen: Kriege, Armut, Umweltkatastrophen. Wenn wir unseren Blick auf diese Länder nicht verändern, wird dieser Fluss stärker werden. Es hilft auch nichts, die Grenzen zu schließen, um diese Überfahrten zu stoppen."
    "Viel zu viele Menschen sterben"
    Nachdem die Grenzen am Balkan undurchlässig gemacht wurden, ist Italien wieder erster Anlaufpunkt für die Flucht übers Mittelmeer. Ende Mai, Anfang Juni wurden in wenigen Tagen mehrere tausend Menschen von den internationalen Hilfskräften aus dem Mittelmeer gefischt. Mindestens tausend Menschen starben bei ihrem Fluchtversuch. In Italien war von einer neuen Invasion die Rede. Doch Fluchtexperten wie Flavio Di Giacomo von der Internationalen Organisation für Migration relativieren: Die Zahl der Ankünfte in Italien liege sogar unter dem Niveau des Vorjahres:
    "Wir sehen also keinen Grund für Alarmismus. Das ist keine Invasion, sicherlich aber ein humanitärer Notstand. Denn viel zu viele Menschen sterben. Im letzten Jahr starben in diesem Zeitraum 1.820 Menschen, in diesem Jahr sind bereits mehr als 2.500."
    Flüchtlinge vor der italienischen Insel Lampedusa
    Flüchtlinge vor der italienischen Insel Lampedusa (picture alliance / dpa / Carlo Ferraro)
    Wer es an Land schafft, muss erst einmal in einen sogenannten Hotspot. Vier davon gibt es in Italien. Auch auf Lampedusa befindet sich eine solche Einrichtung, die zu allererst der erkennungsdienstlichen Behandlung von Flüchtlingen dient. Keiner - so die Idee – soll mehr anonym durch Europa reisen, sondern gleich am Ort der Ankunft einen Asylantrag stellen. Doch Hilfsorganisationen berichten, dass Flüchtlinge in den Hotspots nicht ausreichend über ihre Rechte aufgeklärt werden und oft gar keine Möglichkeit erhalten, Asyl zu beantragen. Santina Lombardo von der sizilianischen Flüchtlingshilfe "Girasole":
    "Das sind geschlossene Einrichtungen der Polizei, in denen eine sehr oberflächliche Auswahl zwischen Wirtschaftsmigranten und Schutzbedürftigen getroffen wird. Man weiß nicht, von wem und mit welchen Garantien. Das sind sehr fragwürdige Orte."
    Auch Lampedusas Bürgermeisterin Giusy Nicolini ist gegen das Hotspot-Prinzip - weil es keine Probleme löse. In der Regel erhalten abgelehnte Migranten die Aufforderung, Italien innerhalb von sieben Tagen zu verlassen. Die Meisten tauchen dann unter und versuchen sich irgendwie durchzuschlagen.