Die Anti-Rauch-Gesetze gehören zu den erfolgreichsten Gesetzen, die in Italien je in Kraft getreten sind. Denn sie werden beachtet. Und von den Bürgern sogar gut geheißen! Erstaunlich in einem Land, in dem der Volkssport manchmal darin zu bestehen scheint, Gesetze elegant zu umgehen.
"Ich bin ganz einverstanden, weil ich den Qualm nicht vertrage. Als Kind musste ich mit ansehen, wie mein Vater von morgens bis abends rauchte und das war schlimm. Tabak ist schädlich."
"Ich bin Raucher und ich finde das Rauchverbot richtig. Denn je weniger Orte wir haben zum Rauchen, desto weniger Zigaretten stecken wir uns an"
Schwerer Stand für Raucher
Tatsächlich sinkt die Zahl der Raucher in Italien von Jahr zu Jahr. Vor zehn Jahren paffte noch ein Viertel der Bevölkerung, heute sind es etwas mehr als zehn Millionen Menschen. Doch die haben einen immer schwereren Stand.
Rauchen gilt nicht mehr unbedingt als attraktiv, sondern wird als Schwäche ausgelegt, vor allem bei einem Mann im besten Alter, sagt Raimondo Bitti, der seit mehr als 20 Jahren raucht.
"Die Raucher werden in Italien systematisch isoliert, so als wären wir Leprakranke!"
Vor den Restaurants und Kneipen bilden sich allabendlich qualmende Solidaritätsgrüppchen, starke Raucher essen oft lieber zuhause als auswärts.
Auch am Arbeitsplatz sind Konflikte zwischen Rauchern und Nicht-Rauchern keine Seltenheit. Am Ende entscheidet der Chef. Seine Toleranzschwelle hängt natürlich davon ab, ob er selbst raucht oder nicht. Vereinzelt gibt es sie immer noch: die Chefs, die bei der Teamsitzung rauchen, die Ärzte, die in ihrer Praxis rauchen, die Politiker, die im Parlament rauchen. Sie demonstrieren damit ihre Macht. Ein Lega-Nord-Politiker rauchte bei einem Interview zum Thema Recht und Ordnung. Inzwischen steht er wegen Korruption vor Gericht. Mit den Gesetzen scheint er es allgemein nicht so genau genommen zu haben.
Auch die heimlichen Raucherinseln gibt es noch. Mal ist es das Hinterzimmer des Restaurants, mal das Museum, in das kaum Besucher gehen.
"Ja, in manchen Museen sitzt das Personal herum und qualmt unter den "Rauchen-verboten-Schildern", das ist schon krass."
"Ja, in manchen Museen sitzt das Personal herum und qualmt unter den "Rauchen-verboten-Schildern", das ist schon krass."
"Durch das Verbot kommt man sich näher"
Aber mehrheitlich rauchen die Italiener in den eigenen vier Wänden. Und natürlich auf der Straße. Raucherin Rosa d'Angelo aus Verona hat sich daran gewöhnt und würde sich niemals eine Zigarette anzünden, wo es verboten ist.
"Das wäre respektlos den Nichtrauchern gegenüber. Und ich mag auch Menschen, die nicht rauchen. Durch das Verbot kommt man sich näher."
"Das wäre respektlos den Nichtrauchern gegenüber. Und ich mag auch Menschen, die nicht rauchen. Durch das Verbot kommt man sich näher."
In Norditalien sind viele stolz darauf, einmal nicht als die Gesetzesbrecher vom Dienst angesehen zu werden, im Süden ist es den meisten egal, was die europäischen Nachbarn so denken. Und im Süden leben auch die meisten der italienischen Raucher und Raucherinnen. Kein Wunder, es ist wärmer und angenehmer draußen zu rauchen. Und die Menschen haben mehr Zeit, mehr Langweile aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit. Das typische Nord-Südgefälle macht auch vor dem blauen Dunst nicht Halt.