Für den Sieger ist es ein Lebenszeichen des anderen Italiens. Über 1,5 Millionen Menschen haben sich an der Urwahl des neuen Chefs der Demokratischen Partei beteiligt. Und damit deutlich gemacht, sagt Nicola Zingaretti, dass es eine Opposition gibt gegen die populistische Regierung aus Lega Nord und Fünf-Sterne-Bewegung:
"Danke dem Italien, das sich nicht beugt. Danke dem Italien, das sich einer unliberalen und gefährlichen Regierung entgegenstellen will."
Der Präsident der Hauptstadt-Region Latium war als Favorit in die Basisabstimmung gegangen. Am Ende wurde es für den 53-Jährigen nicht nur einfach ein Sieg, sondern ein Triumpf. Fast 70 Prozent wählten Zingaretti und kührten ihn damit zum neuen Vorsitzenden der Demokratischen Partei - und zum Hoffnungsträger des Mitte-Links-Lagers.
Linkskurs erwartet
Vor knapp einem Jahr waren die Demokraten bei der Parlamentswahl auf knapp 19 Prozent abgestürzt und hatten sich seitdem von diesem Schlag nicht mehr erholt. Während vor allem die rechtspopulistische Lega Nord unter Innenminister Salvini in immer neue Umfragehöhen klettert, verharrt der sozialdemokratisch orientierte PD bei unter 20 Prozent. Jetzt verspricht Zingaretti einen neuen Aufbruch:
"Unsere Partei hat nach der Wahlniederlage Angst gehabt, sie hat sich gespalten, ist verletzt. Jetzt aber hat sie gezeigt, dass sie reagieren kann, dass sie kämpferisch ist. Sie hat unserer Republik eine Lektion in Demokratie gegeben."
An der Wahl der Parteichefs der Demokraten können sich stets alle Italiener über 16 Jahre beteiligen. Auch zahlreiche Prominente aus der Kultur bekannten sich wieder zum PD und gingen zu den Wahlständen. Unter anderem der Schauspieler und Komiker Roberto Benigni oder Regisseur Nanni Moretti.
Zingaretti steht für einen politisch wieder linkeren Kurs der Demokratischen Partei. Er hat unter anderem angekündigt, einen Teil der Arbeitsmarktreformen zurückzunehmen, die die Demokraten unter Regierungschef Matteo Renzi beschlossen hatten. Renzi sicherte dem neuem Parteivorsitzenden dennoch Unterstützung zu. Auch der bisherige, kommissarische PD-Chef Maurizio Martina signalisiert Rückendeckung für den neuen Vorsitzenden der Demokraten:
"Ich denke, der PD ist in guten Händen. Und ich glaube, dass sich eine schöne Zeit des gemeinsamen Engagements für uns auftut."
Martina gehört zu den Wahlverlierern. Der ehemalige Landwirtschaftsminister kam auf rund 20 Prozent: Der Parlaments-Vizepräsident Roberto Giacchetti erreichte etwas mehr als zehn Prozent. Beide stehen politisch Renzi nahe.
Erfolgreicher Wahlkämpfer
Zingaretti kündigte in seiner ersten Rede in der Nacht eine neue politische Agenda für die Demokratische Partei an. Unter anderem sollen die Themen Schule, Wissen, Arbeit, Gerechtigkeit und Infrastruktur im Mittelpunkt stehen. Der frühere Vorsitzende des Jugendverbands der kommunistischen Partei hat sich in den vergangenen Jahren einen Ruf als erfolgreicher Wahlkämpfer erarbeitet. Gegen den nationalen Trend gelang Zingaretti im vergangenen Jahr die Wiederwahl als Regionalpräsident im Latium. Noch bekannter als er selbst war in Italien bislang sein Bruder: Luca Zingaretti, dem der etwas jüngere Nicola sehr ähnlich sieht, spielt seit fast zwei Jahrzehnten den beliebten italienischen Fernseh-Kommissar Montalbano.