Marina Selmi, eine waschechte Modenese, und ich schlendern über die autofreie Piazza Grande. Der Platz ist das Herz von Modena. Unter den Arkaden spielen Straßenmusikanten Canzoni, alte populäre Lieder der Emilia-Romagna. Der Dom und der Ghirlandina-Glockenturm, das Wahrzeichen der Stadt, ist zurzeit "in restauro" und vollkommen hinter Planen verschwunden. So wir in das Rathaus, il Palazzo Communale, dessen Ursprünge bis in das Jahr 1046 zurückreichen.
"Das ist das Wappen von Modena, das heutige Wappen der Stadt. Was hier interessant ist, sind diese gekreuzte Lochbohrer, ja weil die so wie Korkenzieher aussehen. Aber die sind in Wirklichkeit diese Instrumente, die man benutzt, um Brunnen zu bauen, damals in der Vergangenheit. Weil Modena hatte dieses sumpfige Land, die Modenesi waren sehr gut im Bau der Brunnen, und diese Instrumente waren gebraucht, um diese Löcher zu machen, um Brunnen dann zu bauen."
Die Brunnen und Kanäle dienten ursprünglich der Trockenlegung der Feuchtgebiete. Auch der Palazzo Communale wurde über einem solchen 'Canale' errichtet. Heute sind sie alle unterirdisch mit den Flüssen Secchia und Panaro verbunden, die Modena umfließen.
Nun aber nichts wie raus ins Grüne, wie der Berliner sagen würde. Wir folgen dem Panaro in südlicher Richtung und kommen ins 'Valle dei Ciliegi' nach Vignola. Von den Türmen des mittelalterlichen Kastells, der mächtigen Rocca di Vignola, bietet sich ein weiter Blick über das im Dunst liegende Tal der Kirschen mit all seinen blühenden Obstgärten. Der Oret ist in der Frühlingszeit die Hauptstadt der schneeweißen Pracht und feiert dies gebührend mit der bereits 42."Festa dei Ciliegi in Fiore". Präsident der Veranstaltung ist Massimo Toschi.
"Vor vierzig Jahren war die Blüte noch schöner. Es gab viel mehr Kirschbäume und weniger Häuser. Damals kamen die Leute aus den Städten, aus Modena, aus Bologna und fanden hier eine Stadt vor, in der alles geschlossen war. Keine Möglichkeit, das Wunder des Frühlings und der Kirschblüte irgendwie zu feiern! Wir jungen Leute, - ich war 18 -, haben uns damals zum 'Centro Studi Vignola' zusammengeschlossen und ein erstes Fest mit einfachen blütengeschmückten Ständen veranstaltet. Das Ganze hat sich dann immer weiter entwickelt. Heute ist es eine Attraktion für die gesamte Region."
Nach einem Pröbchen der in Likör eingelegten Vignola-Kirschen des Signore Toschi, der den "Traditionsklassiker" im Glas nach wie vor produziert, schlendern Marina und ich über den Spezialitätenmarkt, der am Jugendstilrathaus beginnt. Das Gedränge in der Fußgängerzone ist bereits beträchtlich. Italiener aus der ganzen Region strömen zum Fest in die kleine Stadt. Man ist unter sich. Keine Touristen weit und breit. Mitten im Trubel steht Mirca Torelli mit ihrem Kirsch-Delikatessen-Stand.
"Möchten Sie die Marmelade von der Durone Nero II einmal kosten? Wir unterscheiden hier in Vignola zwischen der Durone und der Kirsche. Wirklich Kirsche genannt wird hier nur die "Moretta di Vignola". Die 'kleine Mohrin' ist ganz, ganz, ganz schwarz; ganz Saft und Süße. Sie ist einzigartig auf der Welt und es gibt sie nur bei uns in Vignola."
Begeistert sich Mirca in ihrem Lokalpatriotismus. Sie und ihr Mann Roberto Bernadoni haben die Tradition des Obstanbaus von seinem Vater übernommen.
"Die erste, die blüht, ist die Kirsche, also unsere Moretta, einige Durone-Sorten reifen zwar früher, aber sie blühen später. Dann kommt die Bigarreau, dann die Durone I, und dann als letzte die Ciligione. Auch sie ist eine autochtone Sorte. Momentan sind ihre Knospen noch ganz geschlossen."
Seit Generationen züchtet die Familie Kirschen vor den Toren des Ortes, erzählt Roberto weiter, als wir an der Rocca di Vignola vorbei hinunter zu seiner Plantage wandern.
Ein Blütentraum in Weiß! Ein zarter Duft in der Luft! Dazwischen das rote Haus der Familie, vor dem sich eine Katze sonnt. Die Bäume sind auf Mannshöhe zurechtgestutzt, damit die Familie: La Mamma, das Ehepaar, Schwager und Schwester die Früchte besser pflücken können. Vor hundert Jahren ließ man die Bäume noch bis auf die Höhe von 15,16 Metern wachsen. Zur Erntezeit wurden dann jeweils 2 Leitern übereinander gebunden, damit die Männer die Früchte hoch oben in der Baumkrone erreichen konnten. Eine gefährliche Arbeit, wobei fast jährlich Tote zu beklagen waren.
Roberto spaziert mit uns durch seinen Garten. Er erklärt uns die verschiedenen Sorten an Hand der unterschiedlichen Blütenformen. Die 'berühmte' Moretta di Vignola erkennt man leicht an dem knorrigen, ganz schwarzen Stamm des Baumes und den kurz stieligen 'fiori', die ganze Blütenbälle bilden.
Der Mittfünfziger lädt uns noch auf ein 'bicchiere' seines leicht moussierenden Lambruscos Marke Eigenbau ein und wir stürzen uns im Städtchen ins Gewühl. Die "Sfilata dei carri fioriti", der Festumzug mit den geschmückten Wagen - das Ganze erinnert ein bisschen an Karneval - beginnt.
Der junge Omar Cavedoni wartet mit seiner Folklore-Gruppe "Cittá di Vignola" auf seinen Einsatz.
"Das was knallt ist der 'Ciocchino, das unterste Ende der Peitsche. Die Kinder tanzen die 'Monferrina', einen alten Tanz hier aus den Bergen und wir Acht führen diese Peitschenknall-Choreographien auf. Sie waren vor den Schenken entstanden, wo sich früher die Kutscher trafen. Nach ein paar Gläsern Lambrusco veranstalteten die Männer damals gern eine Art Peitschentanz-Wettbewerb."
"Das ist das Wappen von Modena, das heutige Wappen der Stadt. Was hier interessant ist, sind diese gekreuzte Lochbohrer, ja weil die so wie Korkenzieher aussehen. Aber die sind in Wirklichkeit diese Instrumente, die man benutzt, um Brunnen zu bauen, damals in der Vergangenheit. Weil Modena hatte dieses sumpfige Land, die Modenesi waren sehr gut im Bau der Brunnen, und diese Instrumente waren gebraucht, um diese Löcher zu machen, um Brunnen dann zu bauen."
Die Brunnen und Kanäle dienten ursprünglich der Trockenlegung der Feuchtgebiete. Auch der Palazzo Communale wurde über einem solchen 'Canale' errichtet. Heute sind sie alle unterirdisch mit den Flüssen Secchia und Panaro verbunden, die Modena umfließen.
Nun aber nichts wie raus ins Grüne, wie der Berliner sagen würde. Wir folgen dem Panaro in südlicher Richtung und kommen ins 'Valle dei Ciliegi' nach Vignola. Von den Türmen des mittelalterlichen Kastells, der mächtigen Rocca di Vignola, bietet sich ein weiter Blick über das im Dunst liegende Tal der Kirschen mit all seinen blühenden Obstgärten. Der Oret ist in der Frühlingszeit die Hauptstadt der schneeweißen Pracht und feiert dies gebührend mit der bereits 42."Festa dei Ciliegi in Fiore". Präsident der Veranstaltung ist Massimo Toschi.
"Vor vierzig Jahren war die Blüte noch schöner. Es gab viel mehr Kirschbäume und weniger Häuser. Damals kamen die Leute aus den Städten, aus Modena, aus Bologna und fanden hier eine Stadt vor, in der alles geschlossen war. Keine Möglichkeit, das Wunder des Frühlings und der Kirschblüte irgendwie zu feiern! Wir jungen Leute, - ich war 18 -, haben uns damals zum 'Centro Studi Vignola' zusammengeschlossen und ein erstes Fest mit einfachen blütengeschmückten Ständen veranstaltet. Das Ganze hat sich dann immer weiter entwickelt. Heute ist es eine Attraktion für die gesamte Region."
Nach einem Pröbchen der in Likör eingelegten Vignola-Kirschen des Signore Toschi, der den "Traditionsklassiker" im Glas nach wie vor produziert, schlendern Marina und ich über den Spezialitätenmarkt, der am Jugendstilrathaus beginnt. Das Gedränge in der Fußgängerzone ist bereits beträchtlich. Italiener aus der ganzen Region strömen zum Fest in die kleine Stadt. Man ist unter sich. Keine Touristen weit und breit. Mitten im Trubel steht Mirca Torelli mit ihrem Kirsch-Delikatessen-Stand.
"Möchten Sie die Marmelade von der Durone Nero II einmal kosten? Wir unterscheiden hier in Vignola zwischen der Durone und der Kirsche. Wirklich Kirsche genannt wird hier nur die "Moretta di Vignola". Die 'kleine Mohrin' ist ganz, ganz, ganz schwarz; ganz Saft und Süße. Sie ist einzigartig auf der Welt und es gibt sie nur bei uns in Vignola."
Begeistert sich Mirca in ihrem Lokalpatriotismus. Sie und ihr Mann Roberto Bernadoni haben die Tradition des Obstanbaus von seinem Vater übernommen.
"Die erste, die blüht, ist die Kirsche, also unsere Moretta, einige Durone-Sorten reifen zwar früher, aber sie blühen später. Dann kommt die Bigarreau, dann die Durone I, und dann als letzte die Ciligione. Auch sie ist eine autochtone Sorte. Momentan sind ihre Knospen noch ganz geschlossen."
Seit Generationen züchtet die Familie Kirschen vor den Toren des Ortes, erzählt Roberto weiter, als wir an der Rocca di Vignola vorbei hinunter zu seiner Plantage wandern.
Ein Blütentraum in Weiß! Ein zarter Duft in der Luft! Dazwischen das rote Haus der Familie, vor dem sich eine Katze sonnt. Die Bäume sind auf Mannshöhe zurechtgestutzt, damit die Familie: La Mamma, das Ehepaar, Schwager und Schwester die Früchte besser pflücken können. Vor hundert Jahren ließ man die Bäume noch bis auf die Höhe von 15,16 Metern wachsen. Zur Erntezeit wurden dann jeweils 2 Leitern übereinander gebunden, damit die Männer die Früchte hoch oben in der Baumkrone erreichen konnten. Eine gefährliche Arbeit, wobei fast jährlich Tote zu beklagen waren.
Roberto spaziert mit uns durch seinen Garten. Er erklärt uns die verschiedenen Sorten an Hand der unterschiedlichen Blütenformen. Die 'berühmte' Moretta di Vignola erkennt man leicht an dem knorrigen, ganz schwarzen Stamm des Baumes und den kurz stieligen 'fiori', die ganze Blütenbälle bilden.
Der Mittfünfziger lädt uns noch auf ein 'bicchiere' seines leicht moussierenden Lambruscos Marke Eigenbau ein und wir stürzen uns im Städtchen ins Gewühl. Die "Sfilata dei carri fioriti", der Festumzug mit den geschmückten Wagen - das Ganze erinnert ein bisschen an Karneval - beginnt.
Der junge Omar Cavedoni wartet mit seiner Folklore-Gruppe "Cittá di Vignola" auf seinen Einsatz.
"Das was knallt ist der 'Ciocchino, das unterste Ende der Peitsche. Die Kinder tanzen die 'Monferrina', einen alten Tanz hier aus den Bergen und wir Acht führen diese Peitschenknall-Choreographien auf. Sie waren vor den Schenken entstanden, wo sich früher die Kutscher trafen. Nach ein paar Gläsern Lambrusco veranstalteten die Männer damals gern eine Art Peitschentanz-Wettbewerb."