Archiv

Italienischer Rapper
Bello FiGo will Stimme der Migranten sein

Durch kluge Texte fällt der Rapper Bello FiGo nicht auf. In seiner Heimat Italien ist er trotzdem erfolgreich - vor allem, in dem er provoziert. Er sorgt für Aufruhr von Rechts, die junge Linke schätzt hingegen seine Ironie.

Von Jan-Christoph Kitzler |
    Ein Studiomikrofon
    Bello FiGo singt zum Beispiel Sätze wie "Ich bin kein Arbeiter" oder "Ich zahle keine Miete". (Foto: Jan-Martin Altgeld)
    Bello FiGo ist sicher kein musikalisches Genie – durch besonders kluge Texte ist er bisher auch nicht aufgefallen. Aber der 24-Jährige hat trotzdem Erfolg, er hat es geschafft, zu provozieren. Er will Migranten in Italien eine Stimme geben, mit zweifelhaften Sätzen wie: "Ich zahle keine Miete."
    Wenn Bello FiGo singt: "Ich bin kein Arbeiter", und sein Kollege ergänzt: "Ich mache mir die Hände nicht schmutzig", sie: "Ich bin ja schon schwarz, ich bin ein Flüchtling", dann kocht in Italiens aufgeregten Medien die Stimmung noch mal extra hoch.
    Dabei könnte man es belassen, vor allem, da Leute wie Alessandra Mussolini den Ton bestimmen. Die Enkeltochter des Duce traf Bello FiGo neulich in einer Talkshow, nutzte die Gelegenheit für viel Geschrei und sagte allen Ernstes, so jemand wie er brauche einen Tritt in den Hintern, er solle lieber arbeiten, und seine Haare verdammt noch mal nicht blond färben.
    Doch die Aufregung über Bello FiGo ist für Ihn auch gefährlich geworden. Zwar haben auf YouTube seinen Song schon über 13 Millionen Menschen gesehen, aber seine Konzerte in Brescia, Mantua, Legnano und Rom musste er absagen. Es gab handfeste Drohungen von Neofaschisten. Ans Handy geht Bello FiGo seitdem nicht mehr, er lebt mit Polizeischutz. Seine Texte über das Unanständige, was er gerne mit weißen Frauen anstellen würde, darüber, dass er WiFi braucht und ein Gehalt, sorgen offenbar für Gewaltfantasien.
    Er bedient Klischees, die Italiens Rechtspopulisten geschaffen haben
    Dass Bello FiGo, der eigentlich Paul Yeboah heißt, gar kein Flüchtling ist, tut nichts zur Sache. Er lebt in Italien seit er elf ist, kam mit seinen Eltern aus Ghana entspannt im Flugzeug und nicht im Flüchtlingsboot. Aber der Junge aus Parma bedient die Klischees, die Italiens Rechtspopulisten geschaffen haben. Das Bild von den Migranten, die alle nur Wirtschaftsflüchtlinge sind, die wie die Maden im Speck leben und den italienischen Staat ausnutzen, wird zum Beispiel von Matteo Salvini tagtäglich auf allen Kanälen verbreitet. Der Chef der rechtsextremen Lega Nord schlägt natürlich auch aus der Aufregung um die Songs von Bello FiGo politisches Kapital:
    "Ich habe kein Problem mit Bello FiGo, denn er hat ja Recht. Hier in Italien gehst Du an Land. In 90 Prozent der Fälle fliehst Du nicht vor Krieg. Du hast dein Aufnahmezentrum, wo du Frühstück, Mittag, Abendessen bekommst und zwei Euro am Tag und WiFi. Du bist den ganzen Tag unterwegs und machst nichts wenn es gut läuft, wenn es schlecht läuft, gehst du klauen. Er hat Recht, wenn er uns für ein Volk von Idioten hält."
    "Ich fühle mich wie sie, sie sind meine Brüder"
    Italiens Linke tun sich trotzdem etwas schwer, zu Bello FiGo zu halten, denn seine Texte sind nicht nur wenig geistreich, sondern manchmal auch ziemlich unanständig. Auch wenn er selbst hin und wieder die Rechtfertigung versucht:
    "Ich glaube, nun mal, dass man, wenn man über Migration spricht, über Menschenleben spricht. Ich fühle mich wie sie, sie sind meine Brüder. Und ich mache diese Lieder, um sie ein wenig zu verteidigen."
    Ob Bello FiGo, den vielen Migranten in Italien, den Menschen, die vor Krieg, Terror und Hunger nach Europa fliehen, wirklich einen Dienst leistet, darf man getrost bezweifeln. Für den Skandal und populistische Stimmungsmache, taugt er aber ziemlich gut.