Die 119 Minute bei einem Heimturnier bringt den deutschen Fußballern kein Glück. 2006 war es Fabian Grosso, der den Traum vom Heimsieg zerstört hat. 2024 ist es Mikel Merino, der für Spanien das 2:1 köpft - das Aus im Viertelfinale für die DFB-Elf.
Marcell Jansen zieht im Interview mit dem Deutschlandfunk ein positives Fazit der Heim-Europameisterschaft, trotz des unglücklichen Ausscheidens. Das Turnier habe die Menschen zusammengebracht, sagte Jansen, die Nationalmannschaft habe vor allem sportlich ein Top-Bild abgegeben, mit vielen guten Spielen.
Jansen: Heim-EM war "Herkulesaufgabe für Nagelsmann"
Es sei eine "Herkulesaufgabe für das neue Trainer-Team" gewesen, nach den wenig erfolgreichen Turnieren zuvor, wieder eine Aufbruchstimmung zu erzeugen. Das DFB-Team habe aber wieder etwas entfachen können.
Zur Frage, wer nach dem Abtritt von Toni Kroos künftig die Achse im deutschen Spiel bilden soll, sagte Jansen: "Wir haben viele junge, richtig gute, hungrige Spieler, die in der Bundesliga schon zur Stammgarde gehören. Wir reden natürlich über Florian Wirtz, über Jamal Musiala. Auch über Kimmich, meiner Meinung nach der perfekte Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Uns muss nicht angst und bange werden, bei den Topspielern und Talenten, die wir haben."
Baier, Stiller, Pavlovic - Hoffnungsträger für Nach-Kroos-Ära
Als weitere Beispiele nannte Jansen auch noch Maximilian Baier, Chris Führich oder Deniz Undav, die ebenfalls "in der Bundesliga für Furore gesorgt haben". Sie hätten bei der EM "mehr Einsatzzeiten verdient gehabt", so Jansen, vor allem weil einige Spieler nicht ihre Leistungsgrenze erreicht hätten.
Angelo Stiller oder der kurz vor der EM ausgefallene Alexander Pavlovic seien auch Spieler, die in eine künftige Führungsrolle reinwachsen könnten, so Jansen - beide auch auf der Position von Toni Kroos. "Wir müssen mutig bleiben, auch weiter junge Spieler in der Nationalmannschaft einsetzen, die vielleicht jetzt noch etwas im Hintergrund sind."
Mehr Aufgaben für Nagelsmann beim Umbau des DFB-Teams
Jansen nahm auch den Bundestrainer in die Pflicht, beim weiter fälligen Umbau des Teams und auch bei der optimalen Formation. Kapitän Ilkay Gündogan sei oft ausgewechselt worden, dies sei ein Zeichen dafür gewesen, dass "nicht immer alles gepasst hat und Nagelsmann korrigieren musste". Dem Spiel habe der letzte Zug nach vorne und die Durchschlagskraft gefehlt. "Es wurde immer dann gut, wenn umgestellt wurde und ein Niclas Füllkrug mit auf dem Platz war. Das war, glaube ich, genau das, was den Funken hat überspringen lassen."
Bei der Abschieds-Pressekonferenz sprach Nagelsmann auch davon, dass er sich wünsche, dass ein bisschen des Team-Spirits beim Turnier auf das gesamte Land abfärbe. Jansen begrüßte diese Idee: Die EM habe gezeigt, dass der Fußball Begeisterung entfachen und die Menschen zusammenbringen könne.
Die Rolle der Nationalmannschaft - "Fußball gibt den Menschen Hoffnung"
"Der Fußball hat genau diese Aufgabe, auch bei den Amateuren, im Breitensport. Er ist ein Kanal, um Energie herauszulassen ein Kanal für Gemeinschaft", sagte der 45-malige Nationalspieler. "Fußball gibt Menschen Hoffnung. Die Spieler auf dem Platz versuchen, mit ihrem Einsatz, mit ihrem Spirit, mit ihrer Energie genau dies zu übertragen. Und das haben alle Mannschaften geschafft bei diesem Turnier bei dieser Europameisterschaft. Das ist die Aufgabe der Nationalmannschaft, nicht nur der deutschen Nationalmannschaft."