
Der Internationale Währungsfonds rechnet angesichts der aggressiven Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump mit einer globalen Wachstumsflaute und senkt auch die Prognose für Deutschland. Der Fonds mit Sitz in Washington geht in diesem Jahr für die Bundesrepublik von einem Nullwachstum aus, wie aus den Daten der neuen Konjunkturprognose hervorgeht. Das sind 0,3 Prozentpunkte weniger als noch im Januar angenommen.
Der IWF hat auch seine Vorhersage für die Weltwirtschaft gesenkt. Sie soll mit 2,8 Prozent deutlich langsamer wachsen als noch im Januar prognostiziert (minus 0,5 Prozentpunkte). Die Weltwirtschaft werde auf eine "harte Probe" gestellt, schreibt IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas mit Blick auf die Handelsstreitigkeiten. Es handle sich um eine "neue Ära", das globale Wirtschaftssystem werde neu justiert.
Deutsche Wirtschaft dürfte 2025 stagnieren
Die deutsche Wirtschaft steckt in einer langen Schwächephase. Die zentrale Prognose des IWF sieht Deutschland beim Wachstum in diesem Jahr erneut als Schlusslicht unter den G7-Industrienationen. Während die IWF-Prognose Deutschland in diesem Jahr Stillstand bescheinigt, hatten führende deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute immerhin ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) prognostiziert. Auch die geschäftsführende Bundesregierung will laut Medienberichten am Donnerstag ihre Prognose für das laufende Jahr von 0,3 Prozent Wachstum auf 0,0 Prozent absenken. Die bis Mitte Juli größtenteils ausgesetzten pauschalen Strafzölle der USA gelten auch für die exportorientierte deutsche Wirtschaft als großer Unsicherheitsfaktor.
Erst für das kommende Jahr ist der IWF optimistischer: Er erwartet dann ein Wachstum von 0,9 Prozent - das sind aber immer noch 0,2 Prozentpunkte weniger als im Januar prognostiziert.
Das Wirtschaftswachstum im Euroraum soll in diesem Jahr im Vergleich zur Januarprognose um 0,2 Prozentpunkte auf 0,8 Prozent sinken. Als Gründe nennt der IWF vor allem Unsicherheit und Zölle. Im Jahr 2026 soll das Wachstum im Euroraum bei 1,2 Prozent liegen (minus 0,2 Prozentpunkte). Für den Aufschwung sorgen demnach steigender Konsum durch reale Lohnzuwächse und mehr finanzpolitische Spielräume in Deutschland mit Blick auf die Lockerung der Schuldenbremse für Verteidigung.
Für die Vereinigten Staaten prognostizierte der IWF im laufenden Jahr ein Wachstum von nunmehr 1,8 Prozent - und damit 0,9 Prozentpunkte weniger als zu Präsident Trumps Amtsantritt im Januar. Weltweit erwartet der IWF ein Wachstum um 2,8 Prozent. Zuvor waren 3,3 Prozent prognostiziert worden.
"Besondere Umstände"
Der IWF betont, dass die globale Konjunkturprognose unter "besonderen Umständen" erstellt worden sei. Hintergrund ist das Zollpaket, dass Donald Trump am 2. April angekündigt hat und sowohl universelle als auch mittlerweile vorläufig ausgesetzte wechselseitige Zölle vorsieht. Die zu diesem Zeitpunkt fast abgeschlossenen Prognosen hätten über Bord geworfen werden müssen. "Obwohl viele der geplanten Zollerhöhungen vorerst auf Eis gelegt wurden, hat die Kombination von Maßnahmen und Gegenmaßnahmen die Zollsätze in den USA und weltweit auf ein Jahrhunderthoch getrieben", hieß es.
Diese Nachricht wurde am 22.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.