Jacqueline Straub, Autorin und Theologin, die Priesterin werden möchte:
"Ja, es braucht Priesterinnen in der katholischen Kirche, weil Jesus Christus schon damals die Frauen zuerst aufgefordert hat, die Auferstehungsbotschaft in die ganze Welt zu verkünden. Und Paulus hat auch die Taufe höher bewertet als das Geschlecht. Das sieht man daran, dass in der Urkirche Frauen die gleichen Möglichkeiten hatten wie die Männer und auch in der Mission und in der Seelsorge tätig waren. Die katholische Kirche hat im Zweiten Vatikanischen Konzil in "Lumen gentium" den Grundsatz der Rechtsgleichheit verankert, also Mann und Frau auf die gleiche Stufe gestellt. Frauen sollten Priesterin in der katholischen Kirche werden, weil es dem Evangelium entspricht und weil es ein großes Unrecht ist und ein Verstoß gegen die fundamentale Gleichheit aller, wenn jemand nur aufgrund seines Geschlechts nicht in die Lage kommt, zur Priesterin geweiht zu werden."
Andreas Püttmann, Publizist und Politikwissenschaftler:
"Nein, die Kirche ist keine rein menschliche Organisation, die sich zu einer je neuen Zeit neue Regeln gibt nach eigenem Gusto oder eigenen Gerechtigkeitsvorstellungen, sondern auch eine übernatürliche Stiftung und Wirklichkeit. Es gibt ein Mitspracherecht der uns vorausgegangenen Generationen von Christen und da ist der Befund ziemlich klar: Keine Frauenordination, außer in Ausnahmefällen, nicht in der römisch-katholischen Kirche, nicht in der Orthodoxie, nicht in der Selbständig-Evangelisch Lutherischen Kirche, nicht in den meisten evangelikalen Freikirchen. Also ein überwältigendes Zeugnis Contra. Und es entspricht auch der Vorstellung der allermeisten Christen, keine Vollmacht von Jesus zu haben, Frauen zu Priesterinnen zu weihen, obwohl er revolutionär war im Frauenbild. Er hat zwölf Männer ausgewählt beim letzten Abendmahl, wo die Eucharistie eingesetzt wurde."
"Jesus war nun mal ein Mann"
Straub: Meine Berufung wird nicht einmal geprüft. Das ist eine Diskriminierung. Wenn Frauen nicht Priesterin werden können, dann hält sich die Kirche im Unrecht.
Püttmann: Es gibt viele Möglichkeiten für Frauen, an exponierter Stelle in der Kirche tätig zu sein. Man kann nicht einfach sagen, die Frauen sind das geknechtete Wesen. Es geht nur um dieses eine Amt, das Christus repräsentiert. Und Jesus war nun einmal ein Mann.
Straub: Es heißt "Et homo factus est". Da wird der Mensch betont und nicht der Mann.
Püttmann: Man darf Mensch und Mann nicht gegeneinander ausspielen.
"Eine Sehnsucht, die ich nicht leben kann"
Straub: Ich fühle mich berufen zur Priesterin. Mir fehlt etwas, wenn ich diesen Dienst nicht ausführen kann. Ich kann die Sehnsucht, die ich in mir spüre, nicht voll und ganz leben.
Püttmann: Aber es geht nicht darum, was ihnen fehlt und welche Sehnsucht sie verspüren. Sie wollen sich unter eine größere Sache stellen und dazu passt nicht, dass Sie von Ihrem persönlichen Bedürfnis her argumentieren.
Was wollte Jesus?
Püttmann: Unter den Zwölfen, die Jesus berufen hat, ist keine Frau. Auch als Judas ausgeschieden war, hat Jesus keine Frau berufen.
Straub: Das stimmt, aber der Zwölferkreis ist ein Symbol für das Volk Israel. Der Zwölferkreis wurde relativ schnell aufgebrochen. Es gab drei Kriterien: Es müssen zwölf jüdische Männer sein. Das große Problem ist, dass der Zwölferkreis mit den Priestern gleichgesetzt wird. Aber faktisch repräsentiert er die Bischöfe. Aber wir haben in der Welt mehr als zwölf Bischöfe und die waren auch nicht zuvor Juden.
"Biblisch nicht haltbar"
Püttmann: Aber was bedeutet Ihnen das Lehramt der Päpste als Katholikin?
Straub: Der Papst sagt doch selbst, wir sollen kritisch die Sachen anschauen. Wenn das Lehramt Argumente bringt, die biblisch nicht haltbar sind, dann muss ich das kritisieren.
"Die Weltkirche würde es zerreißen"
Straub: Ein Diakonat der Frau wäre ein Weg, aber es wäre nur der erste Schritt. Ich möchte Priesterin werden.
Püttmann: Die Einberufung einer Kommission zur Frauendiakonat finde ich richtig. Aber das Priesterinnenamt für die Frau würde die Weltkirche zerreißen.
Jacqueline Straub: "Endlich Priesterin sein. Keine Frage der Macht, eine Frage des Herzens"
Paulusverlag, Fribourg 2017.
Paulusverlag, Fribourg 2017.
Andreas Püttmann: "Gesellschaft ohne Gott. Risiken und Nebenwirkungen der Entchristlichung Deutschlands"
Gerth Medien, Asslar 2010.
Gerth Medien, Asslar 2010.