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Schutz vor Waldbränden
Welche Rolle die Jagd beim Waldumbau spielt

Den Dürren der Klimakrise können vor allem Nadelwälder wenig entgegensetzen. Ihr Umbau zum resilienteren Mischwald gelingt aber nur, wenn der Wildbestand stärker durch Jagd gesteuert wird. Bund und Länder arbeiten daher an Gesetzesnovellen.

Von Maike Rademaker | 02.09.2022
Ein Hochsitz steht im Buchenwald im Fruehling.
Misch- und Laubwälder speichern mehr Feuchtigkeit als reine Nadelwälder und sind daher besser gegen Dürren und Waldbrände gewappnet. (imago stock&people / imago stock&people)
August 2022, nahe Fürstenwalde an der Spree. Unterwegs mit Thomas Weber, Vorsitzender des Brandenburger Waldbesitzerverbandes: Erst geht es in ein typisches Brandenburger Kieferngehölz, in dem eine braune Stange neben der nächsten steht – es ist glühend heiß – dann über einen Feldweg in das üppige Grün dahinter:
„Ja, jetzt sind wir hier gerade in den Nachbarbestand gegangen, mit einem geschlossenen Roteichendach, und es ist hier wunderbar kühl drin. Ich würde heute geschätzt sagen, bei den 34 Grad, die draußen sind, haben wir hier vielleicht 25 Grad, und das ist natürlich ein enormer Effekt, der nicht nur uns jetzt gerade wohl tut, sondern natürlich auch die Landschaft kühlt, und dafür brauchen wir ganz schnell und ganz aktiv Waldumbau, damit wir das Land Brandenburg sicherer kriegen.“

Wälder müssen in Mischwälder umgebaut werden

Mehr als 400 Mal hat es hier in den Wäldern seit Beginn des Jahres schon gebrannt, auf mehr als 1.700 Hektar, das entspricht einer Fläche von fast 2.400 Fußballfeldern – ein Rekord. Und nicht nur in Brandenburg ist der Schaden groß. Dasselbe gilt für Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Besonders häufig brennen dabei die Monokulturen aus Nadelholz: Kiefern und Fichten.
Feuerwehren und Bundeswehr waren im Einsatz, um die Brände akut zu bekämpfen. Aber wer verhindern will, dass Brände überhaupt entstehen, dem bleibt nur eins: Die Wälder müssen umgebaut werden in Mischwälder mit vielen Laubbäumen. Denn Buche, Eiche und Elsbeere brennen schlechter, die großen Baumkronen bilden Schatten und kühlen den Boden. Mischwälder sorgen zudem für die Grundwasseranreicherung, sie überstehen Stürme besser, sie sind resilienter gegenüber Schädlingen.

"Jagd spielt zentrale Rolle beim Waldumbau"

Der Umbau zum Mischwald ist weitgehend Konsens in Politik und Wissenschaft. Doch oft haben junge Laubbäume wenig Überlebenschancen: Sie werden von Schalenwild, also von Reh-, Dam- und Rotwild verbissen, beschädigt – oder sie werden gleich ganz gefressen. Obwohl bundesweit im Jahr 1,3 Millionen Rehe und Tausende Hirsche geschossen werden, gibt es in vielen Wäldern viel Wild – zu viel Wild, sagt Waldbesitzer Weber. Es werde zu wenig gejagt. Das müsse sich ändern.
„Die Jagd spielt natürlich eine ganz zentrale Rolle beim Waldumbau. Ich will nicht sagen, das ist das Zünglein an der Waage, aber in vielen Teilen, gerade in Brandenburger Wäldern, entscheidet die Jagd darüber, ob sich Naturverjüngung etablieren kann, ob Waldumbau gelingt oder unter Umständen misslingt.“
Auch Brandenburgs Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Axel Vogel, drängt auf mehr Jagd. Brandenburg, das trockenste der Bundesländer mit einem Anteil von 70 Prozent Kiefernwäldern, müsse dringend handeln:
„Wir haben jetzt das fünfte Dürrejahr in Folge. Wir haben Schadensbilder in unseren Wäldern, die wir nie erwartet hätten. Und in dieser Situation müssen wir dafür sorgen, dass der Waldumbau jetzt schnell vonstattengeht. Und das funktioniert nicht mehr im traditionellen Verfahren: Einzäunen, Bäumchen pflanzen, gucken was passiert.“

„Naturverjüngung funktioniert nur, wenn der Wildverbiss niedrig ist"

Die Naturverjüngung müsse im Vordergrund stehen und vorangetrieben werden: „Naturverjüngung funktioniert nur dann, wenn der Wildverbiss niedrig ist. Wir haben hier in Brandenburg die höchsten Wildverbiss-Raten in Deutschland, wir haben um die 50 Prozent Wildverbiss nach der Bundeswaldinventur, und das heißt, wir haben zu hohe Wildbestände. Die Wildbestände sorgen dafür, dass kein Waldumbau dieser Art durch Naturverjüngung stattfinden kann, und deswegen gehören Jagd und Waldumbau zusammen.“
Der Meinung ist nicht nur Vogel. Auch der wissenschaftliche Beirat zur Waldpolitik, ein Gremium hochkarätiger Expertinnen und Experten, das die Bundesregierung berät, vertritt eine ähnliche Position. Vor allem im Privatwald – die Hälfte der 11,5 Millionen Hektar Wald in Deutschland ist in privatem Besitz – sollen die Waldbesitzer die Jagd mehr selbst übernehmen dürfen. Im Eckpunktepapier des Beirats zur Waldstrategie heißt es:
„Eine erfolgreiche Verjüngung gemischter Wälder ist ohne angepasste Wildbestände nicht zu realisieren. Diese sind nur durch eine konsequente und effiziente Bejagung möglich, die an den Zielen der Waldbesitzer orientiert sein sollte.“

"Wir schließen 99 Prozent der Waldeigentümer von der Jagd aus"

Während in staatlichen Wäldern meist erfolgreich gejagt wird – in Brandenburg etwa jagen mehr als 1.500 Jägerinnen und Jäger gemäß den waldbaulichen Zielen und im Auftrag des Landes – verhält es sich in Privatwäldern anders. Selbst wenn ein Waldbesitzer den erforderlichen Jagdschein hat, darf er ihn in seinem Wald nicht automatisch nutzen. Er kann auch nicht einfach einen Jäger beauftragen. Denn: Jagen auf eigenem Grund, in einem so genannten „Eigenjagdbezirk“, darf nur, wer mindestens 75 Hektar zusammenhängenden Waldes hat. Es ist eine jahrhundertealte Tradition, die vor allem Großgrundbesitzer privilegiert. Deutlich mehr als die Hälfte der privaten Waldbesitzer aber haben weniger als 20 Hektar Fläche. Sie dürfen in ihrem Areal nicht jagen, weil es zu klein ist.
In Brandenburg gibt es rund 100.000 Waldbesitzer. Nur wenige sind Großgrundbesitzer, haben mehr als 75 Hektar und damit einen „Eigenjagdbezirk“. Alle anderen sind – das ist vorgeschrieben – Mitglieder in einer sogenannten Jagdgenossenschaft. Im Rahmen dessen verpachten sie ihre zusammengelegten Flächen an betuchte Jäger. Manchmal werden dabei Pachtverträge über Jahrzehnte abgeschlossen. Minister Vogel:
„Das heißt, dass wir aktuell 99 Prozent der Waldeigentümer ausschließen von der Jagd, sondern sie müssen sich praktisch darauf verlassen, dass die Jagdgenossenschaft eine glückliche Hand hat, den richtigen Pächter findet, der also tatsächlich nicht die Trophäenjagd praktisch ins Zentrum seines Handelns stellt, sondern seine Jagdausübung als Dienstleistung an den Grundstückseigentümern begreift.“

Waldbaulich jagen

Einen guten Jagdpächter zu finden, ist nicht einfach. Mathias Graf Schwerin ist Waldbesitzer in Brandenburg, zugleich stellvertretender Vorsitzender im Ökologischen Jagdverband. Seit Jahren betreibt er erfolgreich Waldumbau in seinem großen Eigenjagdbezirk. Dafür lädt er Jäger ein und jagt mit ihnen systematisch: In bestimmten Monaten wird viel gejagt, in anderen werden die Tiere in Ruhe gelassen. Bei diesem „waldbaulichen“ Jagen, wie er es nennt, steht die Entwicklung des Waldes im Vordergrund. Wer ihn in seinem Forstbetrieb im Nordosten Brandenburgs besucht, bekommt einen dichten, grünen Wald zu sehen – mit verschiedenen Laubbaumsorten in unterschiedlichen Größen. Einen Zaun gibt es nicht.
„Bei mir im Betrieb hat es noch nie gebrannt. In der Tat ist es so, dass wir seit 15 Jahren waldbaulich jagen, und das hat dazu geführt, dass in diesen 15 Jahren der Wald sich stark verjüngt hat und das dazu beigetragen hat, dass das Waldinnenklima und damit auch die Bedingungen für Waldbrand so sind, dass Waldbrand kaum entstehen kann.“
Mathias Graf Schwerin hat allerdings auch einige kleine, nicht zusammenhängende Waldflächen und kann deswegen dort nicht jagen. Auf diesen Flächen ist er auf die Jagdgenossenschaft angewiesen:
„In keiner Jagdgenossenschaft, in der ich Mitglied bin, funktioniert die Bejagung im Wald so, dass dort eine Waldverjüngung auch nur ansatzweise erkennbar ist. Die Jäger sind schlicht entweder nicht in der Lage, es zu tun, oder nicht willens.“

Reform des Jagdgesetzes

Die Brandenburger Regierung möchte das jetzt ändern. Axel Vogel, Minister für Landwirtschaft und Umwelt, will deswegen noch in diesem Jahr ein entsprechendes neues Jagdgesetz vorlegen. Es gebe zahlreiche Vorschläge, die derzeit geprüft würden, berichtet Vogel: Der Waldbauernverband etwa schlage vor, die Eigenjagdgrenze von 75 auf einen Hektar zu senken. Der Waldbesitzerverband wiederum wolle Waldbesitzern das Recht zusprechen, einen kostenlosen „Begehungsschein“ zu bekommen, also eine kostenlose Erlaubnis, auf der eigenen, auch kleinen Fläche, zu jagen.
Ob Vogel mit seinem Vorstoß erfolgreich sein wird, ist offen. Den ersten Entwurf seines Gesetzes musste der Minister nach zahlreichen Protesten zurückziehen. Die kamen vor allem vom Deutschen Jagdverband, der wenig davon hält, Besitzern von kleinen Flächen die Jagd zu erlauben. Jagd sei zwar wichtig für den Waldumbau, müsse aber aus wildbiologischer Sicht auf großen Flächen stattfinden und die Bedürfnisse der Tiere berücksichtigen, so Torsten Reinwald. Er ist Sprecher des Deutschen Jagdverbandes:
„Beim Waldumbau müssen wir großflächiger denken. Wenn jetzt ein kleiner Waldbesitzer, der sich jetzt in den Kopf setzt, er möchte seinen Wald umbauen, und außen rum wird nicht mitgemacht, dann funktioniert das nicht. Deswegen braucht man eben diese wildökologische Raumplanung, um diese Bewegungsradien von Wildtieren, denen auch Rechnung zu tragen. (…) Ich kann nicht auf zehn Hektar ein Jagdrecht aussprechen, und jemand macht auf zehn Hektar alles klein, was er vor die Büchse kriegt. Damit zerstöre ich Sozialstrukturen, und damit kann es sein, dass ich sogar mehr Wildschäden provoziere.“

"Liberalisierung des Jagdrechts ist seit vielen Jahrzehnten überfällig"

Der Ökologische Jagdverband dagegen, der den Waldumbau bei der Jagd in den Vordergrund stellt, hält die Idee, Waldbesitzern die Jagd auf ihren Flächen zu erlauben, für richtig:
„Diese Art von Liberalisierung ist seit vielen Jahrzehnten überfällig, denn es geht darum, dass diejenigen Waldbesitzer, die ihren Wald und die Entwicklung des Waldes selber in die Hand nehmen möchten, das auch tun können – diejenigen, die es nicht wollen, brauchen es nicht.“
Der Streit über mehr Jagd, und wie sie aussehen soll, ist nicht neu; er wird seit Jahrzehnten heftig und emotional geführt. Erst im vergangenen Jahr scheiterte im Bundestag eine über Jahre vorbereitete Novelle des Bundesjagdgesetzes – und das in letzter Minute. Auch auf Landesebene versuchen Regierungen seit langem und immer wieder, den Wildbestand zu regulieren. Aktuell planen Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern Novellen ihrer Jagdgesetze. Nachdem der Vorstoß auf Bundesebene vorerst gescheitert ist, wird intensiv beobachtet, ob es Brandenburg gelingt, die Weichen neu zu stellen. Minister Vogel:
„… wobei Brandenburg jetzt nicht das einzige Bundesland ist, was gegenwärtig an Novellierungen arbeitet, aber wir sind natürlich wichtig, weil wir schon einige Vorreiterrollen in der Vergangenheit eingenommen haben und selbstverständlich ist die Frage, wie erreichen wir es, dass mehr Waldbesitzer Einfluss auf die Jagd bekommen, von bundesweitem Interesse.“

Mehr Dialog zwischen den Konfliktparteien ermöglichen

Während die Politik versucht, die Rahmenbedingungen neu zu definieren, beschreitet der Vorsitzende des Brandenburger Waldbesitzerverbandes einen weiteren Weg: Thomas Weber engagiert sich für den Dialog zwischen den Konfliktparteien – und das sind der Deutsche Jagdverband auf der einen und die Waldbesitzerverbände auf der anderen Seite. Naturschutz-Verbände wie etwa der NABU stellen sich hinter die Forderung nach mehr Jagd.
Im Versuch, mehr Dialog zwischen den Parteien möglich zu machen, hat Thomas Weber unlängst junge Jäger und ihre Familien dazu eingeladen, bei einer Pflanzung dabei zu sein. Er zeigt das Ergebnis. Inmitten einer Kiefernplantage in praller Sonne sind Furchen durch die dicke Nadelschicht gezogen. In ihnen wachsen im sandigen Boden zarte grüne Baumstecklinge. Es sind alles Laubbäume:
„Wir haben 1.500 Laubbäume hier miteinander gepflanzt, und vielen ist auch gar nicht klar, dass gerade diese Laubbäume sehr empfindlich sind, also man muss sehr sorgfältig sein beim Pflanzen, aber die kosten auch eine Menge Geld, zwischen ein und zwei Euro pro Pflanze, dann kommt das Pflanzen noch dazu. Und dann wäre das natürlich fatal, wenn dann das Wild kommt und sagt, das ist ja wunderbar, dass ihr mal das Futter hingesetzt habt. Deswegen ist es so wichtig, dass Waldeigentümer mit Jägern im Dialog sind und ihnen natürlich auch sagen. ‚Hier habe ich waldbaulich dieses Ziel, es wäre toll, wenn Du das unterstützt, indem Du an diesen Stellen intensiv jagst!‘ Und dafür sind solche Aktionen wichtig, damit das gegenseitige Verständnis und Vertrauen dann auch da ist.“
Zumindest in diesem Punkt sind sich Jäger und Waldbesitzer einig: Mehr miteinander reden hilft!

Dialog als Bestandteil im „Notfallplan Wald“

In Baden-Württemberg ist der Dialog gerade als Bestandteil in den „Notfallplan Wald“ aufgenommen worden. In zwei Modellregionen gibt es jetzt runde Tische, an denen alle Parteien über Ziele und Vorgehen beim Waldumbau sprechen: Jägerinnen und Jäger, Waldbesitzende, Forstleute.
Auch Dieter Wellershoff, Vorsitzender des Landesjagdverbandes Brandenburg, befürwortet den Dialog. Das Vorhaben des Brandenburger Ministers, die Rechte der Waldbesitzer bei der Jagd zu stärken, lehnt er dennoch ab. Das Problem, sagt der passionierte Jäger, sei nicht das Wild oder die Wildmenge – das Problem sei fehlendes Personal in der Forstverwaltung, seien Waldbesitzer, die sich nicht um ihren Wald kümmerten. Das Desinteresse vieler Waldbesitzer sei weit verbreitet. Jagd alleine baue keinen Wald um.
Tatsächlich ist ein Umbau aufwändig: Kiefernplantagen müssen ausgelichtet werden, sonst fehlt jungen Pflanzen das Licht. Es müssen junge Pflanzen gesetzt und gesät werden, wo Samenbäume für die Naturverjüngung fehlen. Und auch eine Naturverjüngung muss beobachtet und gepflegt werden.

Waldumbau ist teuer und mühsam

Laut wissenschaftlichem Beirat für die Waldpolitik führen komplizierte Förderanträge, die Vorfinanzierung und fehlende Beratung dazu, dass sich viele kleine Waldbesitzer nicht für den Umbau ihres Waldes interessieren. Der sei ihnen zu teuer und zu mühsam – und der Ertrag vom Holzverkauf aus diesen kleinen Flächen nicht hoch genug. Hinzu kommt: Alternative Einkommensmöglichkeiten stecken noch in ihren Anfängen. Dazu gehört ein angemessenes Honorar, das der Wahrung des Ökosystems Wald Rechnung trägt: Für die Erholung des Menschen und für den Erhalt der Artenvielfalt. Auch Minister Vogel kämpft mit dem Problem der Kleinteiligkeit:
„Das ist ein Thema, das uns jetzt schon die ganze Zeit umtreibt. (..) Wir haben im Moment ein Defizit bei den kleinen Waldbesitzern. Wir haben viele Versuche unternommen, sie anzusprechen, also mitunter auch in einem Forstrevier, wenn wir alle anschreiben, kriegen wir 25 Prozent Retouren, Empfänger unbekannt, verzogen, oder wie auch immer, obwohl im Grundbuch entsprechende Angaben enthalten sind und von daher müssen wir uns da was überlegen.“

Waldbesitzer spielen eine zentrale Rolle bei der Brandschutzprävention

Die Waldbesitzer einzubinden, ist aber nicht nur wichtig, damit sie und die Jäger sich beim Umbau besser abstimmen. Sie spielen auch eine zentrale Rolle, wenn es um Brandschutzprävention geht. Dazu gehören befahrbare Wege für die Feuerwehr mit ihren schweren Tanklöschfahrzeugen. Nötig sind auch breite, vegetationsfreie Schneisen, damit das Bodenfeuer nicht um sich greift – und genug Löschwasserbrunnen, die im Gelände verteilt sind. Diese Maßnahmen muss der Privatwaldbesitzer auf seiner Waldfläche erlauben und unterstützen:
„Wir brauchen Löschwasserbrunnen an richtigen Stellen, da muss der Waldbesitzer mitspielen. Wenn er nicht mal bekannt ist, wie wollen wir das organisieren? Wir brauchen in Zukunft stärkere Waldbrandschutzstreifen, auch da müssen die Privatwaldbesitzer natürlich mitspielen, weil es uns natürlich überhaupt nicht hilft, hier erst mal 5.000 Meter Waldbrandschutzstreifen im Landeswald zu haben und dann für 200 Meter unterbrochen, weil wir mehrere Privatwaldbesitzer nicht dazu bewegen können.“
Für das fehlende Engagement gebe es einen Grund, so Thomas Weber, Vorsitzender des Brandenburger Waldbesitzerverbandes.
„Ich will Ihnen nur ein Beispiel nennen. Sie haben drei Hektar Wald, und die Faustzahl ist, auf 500 Hektar Wald sollte ein Löschwasserbrunnen stehen. Idealerweise ist gerade Ihre kleine Waldfläche an einem Weg gelegen, wo ein Löschwasserbrunnen gebohrt werden sollte. Wenn Sie Glück haben, und der Boden ist gut, bezahlen Sie 5.000 Euro für die Brunnenbohrung. Sie können aber auch 15, 20 oder 25.000 Euro ausgeben. Dafür gibt es Fördermittel, aber: Dafür nimmt das Land Brandenburg EU-Mittel in Anspruch, und das bedeutet, sie müssen erst mal in Vorkasse gehen als Eigentümer.“

"Keine Diskussion um Waldumbau in der Klimakatastrophe, ohne das Thema Jagd"

Die jetzt angekündigte Novelle des Jagdrechts reicht für den Waldumbau also nicht aus. Auch die Rechte und Pflichten der Waldbesitzer müssten neu geregelt werden. Brandenburg will daher beides neu auflegen: das Jagd- und das Waldgesetz. Die Vorbereitungen laufen bereits. Auf Bundesebene wiederum steht eine Novellierung des Waldgesetzes an. Dabei wolle man, so der aktuelle Stand, auch das Thema Jagd aufgreifen. Manuela Rottmann, Staatssekretärin vom Bundesministerium für Landwirtschaft:
„Wir sind jetzt in Diskussionen mit Jagdverbänden, mit beiden Seiten, mit Umweltverbänden, und man kann keine Diskussion um den Waldumbau in der Klimakatastrophe führen, ohne das Thema Jagd mit einzubringen. Das wäre eine halbe Sache.“
Unlängst äußerte sich auch der deutsche Agrarminister selbst. Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sprach sich Cem Özdemir erstmals sehr klar für mehr Jagd und eine Übereinkunft mit den Jägern aus – es brauche, so der Minister, an die Wälder angepasste Wildbestände, um den Umbau möglich zu machen.