Am Riff im Roten Meer ist die Hackordnung klar geregelt. Bei Tag herrscht der Zackenbarsch, in der Nacht die Muräne. Kleine Fische tun gut daran, um beide Jäger einen großen Bogen zu machen. Als der Verhaltensbiologe Dr. Redouan Bshary von der Universität Neuchatel in der Schweiz beim Schnorcheln eine Begegnung der beiden Herrscher des Riffs beobachtete, fürchtete er das Schlimmste.
"Ich folge einem Zackenbarsch, der sich plötzlich einer Muräne näherte und mit dem Kopf wackelte. Ich hielt das für ein aggressives Signal zwischen diesen beiden Raubfischen und dachte, sie würden gleich miteinander kämpfen. Ich war total verblüfft, als die Muräne aus ihrem Loch kam und die beiden Räuber gemeinsam davon schwammen. Schnell wurde klar, dass sie sich koordinierten und zusammen jagten. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet."
Zusammen mit seinen Kollegen hielt Redouan Bshary gezielt nach dieser artübergreifenden Jagdgemeinschaft Ausschau und entdeckte, dass sich Zackenbarsch und Muräne häufig zusammentun. Angestoßen wird die Zusammenarbeit immer vom Zackenbarsch, schließlich schlafen die Muränen tagsüber. Besonders wenn der Barsch hungrig ist, nähert er sich einer dösenden Muräne und schüttelt seinen Kopf, bei dieser Fischart eigentlich ein Zeichen für Unbehagen oder Frustration. Wenn auch die Muräne einen leeren Magen hat, verschiebt sie ihren Tagschlaf auf später und los geht’s durchs Riff. Die Muräne windet sich durch die Risse und Spalten zwischen den Korallen, der Zackenbarsch überwacht das offene Wasser.
"Für die Beutefische ist es nirgends sicher. Im Riff jagt die Muräne, draußen wartet der Zackenbarsch. Das erhöht den Jagderfolg für beide Raubfische. Für den Zackenbarsch haben wir gute Daten, er fängt etwa fünfmal so viele Fische als wenn er alleine auf Pirsch geht. Bei den Muränen ist das schwieriger zu sagen."
Tagsüber jagen Muränen normalerweise nicht, es fehlt also an Vergleichszahlen. Redouan Bshary geht davon aus, dass jeder junge Zackenbarsch und jede Muräne mehr zufällig lernt, dass es sich lohnt, mit dem anderen Raubfisch gemeinsame Sache zu machen. Für den Erfolg ist ein tiefes Verständnis des Kollegen wohl eher nicht erforderlich.
"Das Kopfschütteln mag aus der Sicht des Zackenbarsches nur ein Zeichen für Hunger sein oder Jagdeifer. Die Muräne muss nur begreifen, dass dieses Signal eine erfolgreiche Jagd verspricht, was sonst dahinter steht, kann ihr egal sein."
Kooperation über die Artgrenzen hinweg erfordert also nicht unbedingt viel Gehirnschmalz, zumal beide Partner bei der Jagd genau das machen, was sie sowieso tun. Diese Erkenntnis dürfte Schimpansenforscher interessieren. Die haben nämlich bislang eine Verabredung zur Jagd als Zeichen besonders hoher geistiger Fähigkeiten interpretiert. Das Zusammenspiel zwischen Muräne und Zackenbarsch belegt, dass man kein großes Gehirn braucht, um zu kooperieren. Die Intelligenz der Schimpansen kommt eher nach der Jagd zum Tragen, wenn es ans Verteilen der Beute geht. Nur ein ausgesprochen kluger Kopf kann sich einen schnellen Happen im Hinblick auf die höhere Gerechtigkeit versagen. Deshalb, so Redouan Bshary, ist die Kooperation zwischen den Arten auf dem Land eher selten.
"Bei den Säugern gibt es ein Problem. Sobald sie Beute machen, liegt da ein Kadaver und die beiden ehemaligen Partner müssten wohl darum kämpfen, wer zuerst frisst. Die Fische haben den Vorteil, dass der, der die Beute fängt, sie auch gleich im Ganzen verschlingt. Es gibt keinen Streit nur die Vorteile der Kooperation."
Mal wird der eine satt, mal der andere, aber beide häufiger als bei Solojagden. Am Riff blasen nicht nur Zackenbarsche und Muränen zur Treibjagd, auch andere Arten verabreden sich gelegentlich zur gemeinsamen Hatz, wie Redouan Bshary beobachtete. Fische mögen ein kaltes Herz haben, aber das ist wohl die ideale Voraussetzung für eine erfolgreiche Partnerschaft.
"Ich folge einem Zackenbarsch, der sich plötzlich einer Muräne näherte und mit dem Kopf wackelte. Ich hielt das für ein aggressives Signal zwischen diesen beiden Raubfischen und dachte, sie würden gleich miteinander kämpfen. Ich war total verblüfft, als die Muräne aus ihrem Loch kam und die beiden Räuber gemeinsam davon schwammen. Schnell wurde klar, dass sie sich koordinierten und zusammen jagten. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet."
Zusammen mit seinen Kollegen hielt Redouan Bshary gezielt nach dieser artübergreifenden Jagdgemeinschaft Ausschau und entdeckte, dass sich Zackenbarsch und Muräne häufig zusammentun. Angestoßen wird die Zusammenarbeit immer vom Zackenbarsch, schließlich schlafen die Muränen tagsüber. Besonders wenn der Barsch hungrig ist, nähert er sich einer dösenden Muräne und schüttelt seinen Kopf, bei dieser Fischart eigentlich ein Zeichen für Unbehagen oder Frustration. Wenn auch die Muräne einen leeren Magen hat, verschiebt sie ihren Tagschlaf auf später und los geht’s durchs Riff. Die Muräne windet sich durch die Risse und Spalten zwischen den Korallen, der Zackenbarsch überwacht das offene Wasser.
"Für die Beutefische ist es nirgends sicher. Im Riff jagt die Muräne, draußen wartet der Zackenbarsch. Das erhöht den Jagderfolg für beide Raubfische. Für den Zackenbarsch haben wir gute Daten, er fängt etwa fünfmal so viele Fische als wenn er alleine auf Pirsch geht. Bei den Muränen ist das schwieriger zu sagen."
Tagsüber jagen Muränen normalerweise nicht, es fehlt also an Vergleichszahlen. Redouan Bshary geht davon aus, dass jeder junge Zackenbarsch und jede Muräne mehr zufällig lernt, dass es sich lohnt, mit dem anderen Raubfisch gemeinsame Sache zu machen. Für den Erfolg ist ein tiefes Verständnis des Kollegen wohl eher nicht erforderlich.
"Das Kopfschütteln mag aus der Sicht des Zackenbarsches nur ein Zeichen für Hunger sein oder Jagdeifer. Die Muräne muss nur begreifen, dass dieses Signal eine erfolgreiche Jagd verspricht, was sonst dahinter steht, kann ihr egal sein."
Kooperation über die Artgrenzen hinweg erfordert also nicht unbedingt viel Gehirnschmalz, zumal beide Partner bei der Jagd genau das machen, was sie sowieso tun. Diese Erkenntnis dürfte Schimpansenforscher interessieren. Die haben nämlich bislang eine Verabredung zur Jagd als Zeichen besonders hoher geistiger Fähigkeiten interpretiert. Das Zusammenspiel zwischen Muräne und Zackenbarsch belegt, dass man kein großes Gehirn braucht, um zu kooperieren. Die Intelligenz der Schimpansen kommt eher nach der Jagd zum Tragen, wenn es ans Verteilen der Beute geht. Nur ein ausgesprochen kluger Kopf kann sich einen schnellen Happen im Hinblick auf die höhere Gerechtigkeit versagen. Deshalb, so Redouan Bshary, ist die Kooperation zwischen den Arten auf dem Land eher selten.
"Bei den Säugern gibt es ein Problem. Sobald sie Beute machen, liegt da ein Kadaver und die beiden ehemaligen Partner müssten wohl darum kämpfen, wer zuerst frisst. Die Fische haben den Vorteil, dass der, der die Beute fängt, sie auch gleich im Ganzen verschlingt. Es gibt keinen Streit nur die Vorteile der Kooperation."
Mal wird der eine satt, mal der andere, aber beide häufiger als bei Solojagden. Am Riff blasen nicht nur Zackenbarsche und Muränen zur Treibjagd, auch andere Arten verabreden sich gelegentlich zur gemeinsamen Hatz, wie Redouan Bshary beobachtete. Fische mögen ein kaltes Herz haben, aber das ist wohl die ideale Voraussetzung für eine erfolgreiche Partnerschaft.