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Jahresbilanz von Easyjet
Wie gut sind Air-Berlin-Mitarbeiter aufgehoben?

Rund 1.000 ehemalige Air-Berlin-Piloten und Mitarbeiter des Kabinenpersonals haben einen neuen Arbeitsplatz gefunden: beim britischen Billigflieger Easyjet - und das zu fairen Bedingungen. Unklar ist aber, wie sicher dieser Arbeitsplatz ist. Denn auch der neue Arbeitgeber leidet unter dem Wettbewerbsdruck der Branche.

Von Brigitte Scholtes |
    Easyjet-Maschinen auf der Rollbahn
    Die Übernahme von Teilen Air Berlins soll sich von 2019 an auch im Geschäft auszahlen, hofft Easyjet (picture alliance / dpa)
    Der Blick zurück auf das abgelaufene Geschäftsjahr ist nicht so rosig. Der Gewinn nach Steuern schrumpfte um 30 Prozent auf umgerechnet 343 Millionen Euro. Denn auch Easyjet leidet unter dem aggressiven Wettbewerb in der Luftfahrtbranche.
    "Unsere Kosten haben wir im Griff"
    Doch inzwischen steigen die Ticketpreise, weil die Air Berlin als auch die britische Monarch aus dem Wettbewerb ausgeschieden sind. Und die scheidende Easyjet-Chefin Carolyn McCall versicherte heute bei der Bilanzvorlage:
    "Unsere Kosten haben wir im Griff, sie entsprechen unseren Prognosen, wir sind widerstandsfähiger geworden. Deshalb bleiben wir stark auf Kostenkontrolle konzentriert. Wir haben außerdem im vergangenen Jahr Easyjet Europe gegründet. Das wird unsere innereuropäischen Flüge nach dem Brexit sicherstellen."
    Denn der Brexit ist ein Risiko für die Billigfluggesellschaft. Sollten die Briten sich nicht mit der Europäischen Union auf die Regeln einigen, droht ein Chaos im Flugverkehr zwischen Großbritannien und Europa. Deshalb hat Easyjet mit der neuen Tochter zumindest den innereuropäischen Flugverkehr gesichert.
    Für das laufende Jahr steht viel an: Da ist das wichtigste Projekt - die Übernahme der 25 Flugzeuge von Air Berlin für 40 Millionen Euro. Die belasten das Unternehmen, außerdem kommen weitere gut 110 Millionen Euro hinzu, die die Fluggesellschaft etwa für das Umlackieren der Flugzeuge oder für das Training der neuen Mitarbeiter investieren muss.
    Vereinbarungen mit Verdi zur Übernahme der Air-Berlin-Mitarbeiter
    Etwa 1.000 Air-Berlin-Beschäftigte will Easyjet übernehmen. Das Unternehmen gelte als fairer Arbeitgeber, meint dessen Chefin:
    "Wir haben unser Geschäftsmodell so ausgerichtet, dass unsere Mitarbeiter da stationiert sind, wo unsere Flugzeuge ihre Basis haben und wo wir unsere Steuern zahlen. Wir erkennen die Sozialgesetzgebung an in jedem Markt, in dem wir tätig sind. Wir haben ein konstruktives Verhältnis zu den Gewerkschaften in unserem Netzwerk. Wir haben jetzt mit Verdi in Deutschland eine Vereinbarung geschlossen und uns auf einen fairen und gerechten Bewerbungsprozess geeinigt, um Air-Berlin-Mitarbeiter einzustellen. Das soll es uns ermöglichen, unsere Wachstumspläne in Berlin-Tegel umzusetzen."
    Diese Vereinbarung mit Verdi sieht Übergangsfristen vor, weil die Mitarbeiter erst nach und nach eingestellt werden können. Verdi-Sprecherin Martina Sönnichsen ist bisher mit Easyjet jedenfalls zufrieden:
    "Ich denke schon, dass das wirklich faire Bedingungen sind und dass sie damit, wenn sie dort einen Arbeitsplatz erhalten, gut aufgehoben sein werden, weil sie eine Anerkennung ihrer Berufserfahrung bekommen werden und wahrscheinlich auch im Einkommen ähnlich liegen werden bei dem, was sie bisher verdient haben."
    Steigende Ticketpreise
    Vom Januar an sollen erste Flüge von Tegel aus starten. Von 2019 an werde sich die Übernahme von Teilen Air Berlins auch im Geschäft auszahlen, hofft Easyjet. Im Dezember soll der Deal abgeschossen sein. Die Passagiere aber werden sich auch im kommenden Jahr auf steigende Preise eirichten müssen.