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Jahresbilanzen von Fresenius und FMC
Gesund die Mutter, kränkelnd die Tochter

Der Gesundheitskonzern Fresenius konnte ein hervorragendes Geschäftsjahr 2013 vorweisen - mit dem besten Konzernergebnis in seiner Unternehmensgeschichte. Dennoch waren die Aktien des Unternehmens und seiner Dialyse-Tochter FMC eindeutiger Tagesverlierer an der Börse.

Von Michael Braun |
    Jetzt hat Fresenius rund 40 Krankenhäuser vom Konkurrenten Rhön übernommen. Die Bad Homburger haben sich das gut drei Milliarden Euro kosten lassen. Sie haben in Amerika Narkosemittel und andere intravenös zu spritzende Flüssigkeiten liefern können, bei denen amerikanische Konkurrenten passen mussten. Sie haben in Schwellenländern ein zweistelliges Wachstum hingelegt. Und sie wollen zum 21. Mal in Folge die Dividende erhöhen, und das gleich um 14 Prozent. Geholfen hat es nichts. Der Aktienkurs von Fresenius brach ein. Denn die jahrelange Wachstumsgeschichte hat einen Dämpfer bekommen. Im vorigen Jahr stieg das Ergebnis noch doppelt so stark wie der Umsatz. Und im laufenden Jahr? Das Ergebnis kommt allenfalls auf ein Drittel dessen, um was der Umsatz zulegen soll: Bis zu 15 Prozent mehr Geschäft, aber höchstens fünf Prozent mehr beim Konzernergebnis. Und die Erklärung, die Konzernchef Ulf Schneider dafür gab, hat auch nicht wirklich beruhigt:
    "Das hat einfach damit zu tun, dass sich hier natürlich auch der durchaus massive Zukauf der Rhön-Kliniken auswirkt. Wir haben es damit mit einem höheren Anteil, mit einem deutlich höheren Anteil, des margenschwächeren Krankenhausgeschäftes zu tun."
    Hat Fresenius für drei Milliarden Euro Krankenhäuser gekauft, wohl wissend, dass dort weniger als anderswo zu verdienen ist? Solche Fragen kamen auf und wurden kombiniert mit Gerüchten, Rhön-Klinikum werde womöglich ein deutlich schlechteres Ergebnis für 2013 vorlegen als prognostiziert. Lässt sich mit den Häusern, die also künftig bei Fresenius sein werden, nur wenig verdienen? Dass die Früchte der Übernahme nicht leicht zu ernten sein werden, gab Fresenius-Vorstand Schneider zu:
    "Man muss sich dafür strecken. Das sind keine Selbstläufer."
    Aber: Fresenius zahle nicht für die bisherige Leistung von Krankenhäusern, sondern für das, was aus ihnen künftig herauszuholen sei. Und da gab sich Schneider optimistisch:
    "Wir haben nach wie vor erhebliche Wachtumsaussichten für den Konzern, da wir es mit Trends zu tun haben im Gesundheitswesen, von denen wir erheblich profitieren können. Das ist einerseits der steigende Versorgungsbedarf einer alternden Bevölkerung verbunden mit – und das ist der zweite Trend – dem wachsenden Qualitätsanspruch an diese medizinische Versorgung. Und das verbindet sich mit dem dritten Punkt. Und das ist die wachsende Nachfrage, die wir aus den Schwellenländen sehen."
    Mag sein. Aber ob die Preise dabei so gut wie bisher sein werden, ist zweifelhaft. China etwa ist für den Bereich der intravenös zu verabreichenden Generika, für künstliche Ernährung und Infusionstherapien nach Amerika der zweigrößte Markt für Fresenius. Und dort haben die Chinesen beschlossen, den Lieferanten nur noch acht bis zehn Prozent niedrigere Preise zu zahlen. Die neuen Preise seien immer noch auskömmlich, sagt Schneider. Aber man wisse nun: Das Preisniveau bleibe nicht für alle Zeiten.
    Nicht gut auch das Nachrichtenumfeld für die Tochter Fresenius Medical Care. Der Dialysekonzern ist ebenfalls ein DAX-Konzern. Auch dessen Aktie steht heute unter scharfem Druck. Das Unternehmen betreibt gut 2.000 Dialysekliniken in Amerika. Die stehen für immerhin zwei Drittel des Umsatzes. Ihre Einnahmen hängen stark an der Finanzkraft der staatlichen amerikanischen Krankenversorgung. Und die ist, wie die des amerikanischen Staates, eher mau.