Um künftig Vorfälle von sexuellen Übergriffen zu vermeiden, verabschiedete der Bühnenverein auf seiner Jahreshauptversammlung einen "wertebasierten Verhaltenskodex zur Prävention von sexuellen Übergriffen und Machtmissbrauch". Ein Katalog, mit dem der Verband einen "Startschuss" gesetzt habe "für eine weitere Auseinandersetzung in den einzelnen Theatern, Orchestern und Opernhäusern", erläuterte Khuon. Bei dem Kodex handelt es sich um ein nur zweiseitiges Papier. Das beschreibe, welchen Werten der Bühnenverein sich verpflichtet fühle: "Respekt, Begegnung auf Augenhöhe, Konflikte ansprechen, nach Lösungen zu suchen, Toleranz, Transparenz". All das sei in der Praxis - und auch anderswo - immer noch "keine Selbstverständlichkeit" - deshalb sei es wichtig gewesen, diese Punkte schriftlich festzuhalten, um Verhaltensformen bei konkreten Problemstellungen zu beschreiben. Und auch eine Selbstverpflichtung einzugehen, "die uns, die Leitung, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" zu einer bestimmten Einstellung und Haltung verpflichte.
Gruppenvorstände und Gremien geschlechtsparitätisch besetzen
Mit dem neuen Papier könne man "nicht jedes Verhalten durchschaubar" machen und es auch nicht mittelbar sanktionieren. Aber immerhin hätten mehr als 300 Menschen, die bei der Jahreshauptversammlung dabei gewesen wären, dem Impuls vertraut.
Warum es immer noch wenige Frauen sind, die sich im Bereich Theater und Oper in Führungspositionen befinden, ist Khuon zufolge nicht nur mit einer gläsernen Decke zu erklären, die zu durchstoßen sei. Viele Frauen würden sich nicht in Führungspositionen begeben, weil diese immer noch nicht familienfreundlich seien. In den vergangenen 30 Jahren habe sich der Anteil der Intendantinnen immerhin von 0,8 Prozent auf 20 Prozent gesteigert. Um mehr Frauen zu Führungspositionen zu ermutigen, habe der Deutsche Bühnenverein beschlossen, die Gruppenvorstände und Gremien in den nächsten Jahren geschlechtsparitätisch zu besetzen.
Theater- und Opernmüdigkeit hängt nicht mit der Digitalisierung zusammen
Wenn man von einer Krise des Theaters oder der Oper spricht, habe die mit der Digitalisierung nichts zu tun: "Ich glaube nicht, dass die Theater- oder Opernmüdigkeit direkt mit der digitalen Entwicklung zusammenhängt", so Khuon. Vielmehr würden die deutschen Bühnen der Gesellschaft gute Angebote liefern, um gemeinsam in eine "lustvoll(e) Diskussion" über die Folgen der Digitalisierung einzusteigen.
Insgesamt sei von der Jahreshauptversammlung ein hoffnungsvolles Signal ausgegangen: Die deutschen Bühnen hätten sich nach anfänglich heftigen Diskussionen als "handlungsfähig" erwiesen.