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Jahrespressekonferenz
IG Metall gibt sich selbstbewusst

Die IG Metall sieht sich gut gerüstet für die kommenden Tarifverhandlungen: Die Mitgliederzahlen steigen, die Ertragslage der Unternehmen in der Branche ist gut. 2016 will die Gewerkschaft auch die nicht tarifgebundenen Betriebe in die Tarifrunde einbeziehen.

Von Brigitte Scholtes |
    IG-Metall-Chef Jörg Hofmann.
    IG-Metall-Chef Jörg Hofmann (dpa / Alexander Heinl)
    Seit genau drei Monaten steht Jörg Hofmann an der Spitze der IG Metall. Zuvor war er Verhandlungsführer in zahlreichen Tarifrunden, für die kommende wird der Vorstand zwar erst am 2. Februar eine Forderungsempfehlung beschließen. Aber Hofmann machte heute schon klar:
    "Die stabile wirtschaftliche Situation, wie sie allseits konstatiert wird, wird auch 2016 vor allem vom privaten Konsum getragen werden. Schon daher gibt es keinen Grund, von der verlässlichen Einkommenspolitik der IG Metall abzuweichen. Wir werden auch 2016 auf eine Erhöhung der Realeinkommen setzen, die der guten Ertragslage der Unternehmen angemessen ist."
    Die erfolgreiche Runde des vergangenen Jahres, als die Gewerkschaft ein Plus von 3,4 Prozent für die Metall- und Elektroindustrie ausgehandelt hatte, war ein Grund für den weiteren Mitgliederzuwachs: Mit knapp 2,3 Millionen stieg insgesamt die Zahl der Mitglieder zum fünften Mal in Folge, wenn auch nur leicht. In den Betrieben selbst kam sie mit knapp 1,6 Millionen Mitgliedern auf den höchsten Stand seit zehn Jahren. Auch die Struktur der Mitglieder stimmt, meint Christiane Benner, die zweite Vorsitzende der Gewerkschaft:
    "Erfreulicherweise wachsen wir vor allem bei den für uns strategisch wichtigen Zielgruppen - bei Frauen, bei Angestellten und bei jungen Menschen. 42 Prozent unserer neuen Mitglieder aus dem letzten Jahr sind junge Beschäftigte bis 27 Jahre. Und das sind 42 Prozent frische Energie für die IG Metall."
    Die kann die IG Metall auch brauchen. Denn in der kommenden Tarifrunde wird es nicht nur um eine Erhöhung der Entgelte gehen. Die IG Metall will auch die nicht tarifgebundenen Betriebe in die Runde einbeziehen. Die Arbeits- und Tarifbedingungen dürften sich dort nicht weiter verschlechtern, sagte Hofmann:
    "Wenn ich gerade an die Themen der Zukunft denke, wie etwa all die Themen rings um das Thema Arbeitszeit, Gesundheit, berufliche Qualifikation, brauchen wir zwingend auch im Interesse einer nachhaltigen, erfolgreichen Wirtschaft in Deutschland das Instrument von Flächentarifverträgen, das dort vermittelt."
    Ungleiche Bedingungen dürfe es auch nicht geben bei der Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt, sagte Hofmann und verwies auf die Bedeutung der Ausbildung:
    "Ohne Ausbildung die Menschen auf den deutschen Arbeitsmarkt zu werfen heißt eine neue Schicht von Subproletariat zu erzeugen, das auch ein teil zur gesellschaftlichen Spaltung beitragen kann."
    Und schließlich mahnte er die Bundesregierung, sich stärker für die Förderung der Elektromobilität einzusetzen, gerade nach dem Abgasskandal bei VW: Dessen Chef Matthias Müller, der in den letzten Tagen in die Kritik gekommen war, stärkte er jedoch den Rücken:
    "Die Position von Herrn Müller steht im Aufsichtsrat zumindest in keiner Diskussion."