Für Jake Daniels lief das vergangene Jahr sehr erfolgreich. In der U-18 von Blackpool schoss der Angreifer 30 Tore. Als Belohnung erhielt er im Februar seinen ersten Profi-Vertrag. Sein Debüt in der 2. Liga feierte er dann Anfang Mai.
Da war aber noch eine Sache, von der er wusste, dass er sie tun müsste. Nämlich der Öffentlichkeit zu sagen, dass er homosexuell ist. Das hat Daniels jetzt nachgeholt.
Unterstützung von Verein und Mitspielern
"Ich möchte einfach nicht mehr lügen", sagt der 17-Jährige in einem Interview mit dem britischen Sender Sky Sports. "Jetzt ist die richtige Zeit. Ich bereit, ich selbst zu sein, frei zu sein und selbstbewusst mit allem umzugehen."
Zuerst habe er es seiner Mutter und seiner Schwester erzählt. Dann folgte die Mannschaft. "Meine Mannschaftskameraden haben mich sehr unterstützt. Natürlich waren sie ein bisschen schockiert und haben gefragt: ‚Warum hast du uns das nicht früher gesagt?‘ Das war eine tolle Reaktion, weil sie zeigt, wie sehr sie sich sorgen."
Daniels will Vorbild sein
Er freue sich darüber, dass seine Teamkameraden ihm so viele Fragen stellen. Er wolle seine Geschichte erzählen - auch, um als Vorbild für andere zu dienen.
Ich denke, dass viele Fußballer als männlich wahrgenommen werden wollen und viele Menschen vergleichen ‚Schwulsein‘ mit ‚Schwachsein‘. Aber das ist nicht der Fall. Viele wollen sich nicht outen, weil man sich damit auf dem Feld angreifbar machen könnte. Ich möchte das Vorbild sein, um Menschen dazu zu ermutigen, ihr Coming-out zu haben.
Das gelte auch für ältere Spieler in der Premiere League, die sich bisher nicht getraut hätten. Er stehe jederzeit bereit, um ihre Fragen zu beantworten und zu helfen, so Daniels.
Zuspruch von Harry Kane
Für diese Offenheit und seinen selbstbewussten Umgang bekommt Daniels viel Zuspruch von Verbänden, Vereinen und Spielern. "Jake, du bist eine Inspiration für alle von uns und wir unterstützen deine Entscheidung", schreibt zum Beispiel der britische Fußball-Verband.
Auch Englands Kapitän Harry Kane zollte Tribut.
"Das sind natürlich wichtige Signale, dass gerade diese Persönlichkeiten ihn jetzt in der Öffentlichkeit unterstützen", sagt Christian Rudolph, der im Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes sitzt und auch Ansprechperson beim Deutschen Fußballbund (DFB) für diese Themen ist.
"Raum schaffen für Coming-out"
"Ich glaube, eine der größten Schwierigkeiten, wenn wir über das Thema Coming-Out in der Öffentlichkeit sprechen, ist, dass die Menschen, die im Sport aktiv sind, sehr viel nahbarer sind und stärker in der Öffentlichkeit stehen. Und das macht es natürlich schwierig für sie", so Rudolph gegenüber dem Deutschlandfunk.
Im Großen und Ganzen sei die Unterstützung aber da. Dies hätten auch schon die Beispiele von anderen Sportlern gezeigt, wie zum Beispiel Josh Cavallo, dem ersten Fußballer in Australien, der sich geoutet hat.
Rudolph hofft, dass es auch in Deutschland vorangeht. Auch sechs Jahre nach dem Coming-out von Thomas Hitzlsperger hat sich noch kein aktiver Profi-Fußballer in Deutschland öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt.
Rudolphs Ziel sei, Netzwerke zu schaffen, "um den Raum zu schaffen, damit solche Coming-outs möglich sind. Ob es jetzt am Arbeitsplatz ist, auf dem Fußballplatz oder auch im Präsidium. Da gibt es ja wirklich viele Bereiche und daran müssen wir arbeiten."