Es hört sich fast an wie immer, sieht auch fast so aus wie bei einem normalen Baseballspiel im Stadion von Yokohama bei Tokio. Und dennoch ist alles anders. Die Geräuschkulisse kommt aus den Boxen, nicht von den Fans. Die sind gehalten, den Mund und still zu halten. Es gibt schließlich auch in Japan Corona.
Viruseindämmung per Gesichtserkennung
Ansonsten ist es im Stadion ein bisschen wie in China, will heißen: Kameras überwachen alles und jeden. Hiro Morimoto vom Elektronikkonzern NEC ist für die Gesichtserkennung zuständig.
"Bei diesem Experiment können wir mit der Bilderkennungssoftware die Anzahl der Besucher zählen oder feststellen, wie lange sich jemand an einem Ort aufgehalten hat und ob Masken getragen wurden. Die gesammelten Daten geben wir an den Stadionbetreiber weiter und bekommen Feedback und analysieren, wie man eine Ausbreitung des Virus bestmöglich eindämmen kann."
Ins Stadion reingelassen wurden an den drei Tagen am Schluss fast 30.000 Fans, Stehplätze gab es nicht. Die Ticketpreise wurden um 35 Prozent gesenkt, damit möglichst viele Menschen trotz Corona das Experiment mitmachen. Wer die Yokohama Baystars gegen die Hanshin Tigers aus Osaka sehen wollte, wurde nicht nur im Gesicht gescannt, sondern musste sich auch noch zwei Apps herunterladen.
Gedränge vermeiden mithilfe einer App
Die eine zeigt, ob man Kontakt mit einem coronainfizierten Menschen hatte, die andere erklärt Sho Hachiguchi von Line, dem japanischen WhatsApp, mit seinem Smartphone in der Hand: "Auf einer Karte wird jetzt hier angezeigt, dass sich dichtes Gedränge wieder gelegt hat. Man könnte also diesen Moment abpassen. Oder man guckt, wo es nicht so voll ist und geht dort auf die Toilette."
Geräte messen Kohlendioxidausstoss
Dafür nutzt Line einen kleinen Sender, auch Beacon genannt, der über Funkwellen mit kurzer Reichweite jederzeit erfasst, ob der Zuschauer gerade auf Toilette ist oder am Wurststand wartet. Außerdem messen weitere Geräte den Kohlendioxidausstoss und die Windgeschwindigkeit. Yota Kimura, Präsident der Yokohama Baystars, die das Stadion betreiben, ist zuversichtlich: "Ich glaube, wenn wir uns an die täglichen Coronaregeln halten und die Besucher kooperieren, können wir das Risiko in Grenzen halten."
Trotz Maskenzwang, Desinfektionsmitteln und viel Kontrolle - diesem Zuschauer war nicht ganz wohl: "Beim Einlass gab es kleinere Staus von Gruppen. Weil mir das Sorgen gemacht hat, habe ich meinen Platz mit anderen getauscht, so konnte ich dem Gedränge entgehen."
Test für die Olympischen Spiele in Tokio
Der dreitätige Test war vor allem auch einer für Olympia. In dem Stadion soll nächstes Jahr Baseball und Softball gespielt werden – aber wohl kaum vor vollen Rängen, hoffen diese beiden Fans: "Ich möchte, dass die Olympischen Spiele stattfinden, aber in einem vollbesetzen Stadion ist das ein bisschen gruselig."
"Selbst wenn die Olympischen Spielen stattfinden, dürfte das in einem ausverkauften Stadion schwierig werden."
Sponsoren sind skeptisch
Skepsis gibt es übrigens nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch bei den Sponsoren. Nach einer Umfrage der Tageszeitung Mainichi sind sich die meisten der befragten Unterstützer noch nicht sicher, ob sie ihr finanzielles Engagement auch im kommenden Jahr fortsetzen wollen.