
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt, das die Wirtschaftsleistung des Landes misst, schrumpfte zwischen Juli und September um eine hochgerechnete Jahresrate von real 1,6 Prozent, wie die Regierung am Montag bekanntgab. Eine Erhöhung der Verbrauchssteuer zum 1. April von 5 auf 8 Prozent hatte der Wirtschaft bereits im ersten Quartal einen so schweren Dämpfer zugefügt, dass die Wirtschaft um 7,3 Prozent eingebrochen war.
Japanische Wirtschaft stürzt in die Rezession. Neuwahlen und Aus für Steuererhöhungen nun sehr wahrscheinlich. http://t.co/Vltfxbe4U7— WSJ Deutschland (@WSJDeutschland) November 17, 2014
Japaner konsumieren nicht genug
Schrumpft eine Wirtschaft wie nun im Falle Japans in zwei Quartalen in Folge, sprechen Volkswirte von einer Rezession. Die meisten Ökonomen hatten mit einem Wachstum von gut zwei Prozent gerechnet.
Die Auswirkungen der Steueranhebung im April seien größer gewesen als gedacht, erklärte der Minister für Wirtschafts- und Fiskalpolitik, Akira Amari. Die private Nachfrage, die in Japan zu rund 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes beiträgt, habe sich nicht so erholt wie erwartet. Der private Konsum erhöhte sich ebenfalls nur geringfügig um real 0,4 Prozent, nachdem er im Vorquartal um 5,0 Prozent eingebrochen war.
Schreck für Investoren
Investoren reagierten auf die Zahlen verschreckt: Der Nikkei-Index sank um 1,5 Prozent und sackte wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 17.000 Punkten. Der Yen fiel im Vergleich zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit sieben Jahren.
Für die Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe ist die Nachricht ein Rückschlag. Ein Vertrauter Abes sagte, dass der Regierungschef die zweite Stufe der Mehrwertsteuererhöhung wohl verschieben wolle. Außerdem könnte er Wahlen vorziehen, um mehr Rückhalt für seine Politik zu bekommen.
Japan steckt seit Jahren in der Krise
Japan steckt seit Jahren in der Krise. Erst Ende Oktober verkündete die japanische Zentralbank, 80 Billionen Yen, etwa 570 Milliarden Euro, in die Wirtschaft pumpen zu wollen - jährlich. Das Problem: Die Geldpolitk half bislang vor allem der Börse, schwächte jedoch den Yen, was den Verbrauchern schadet. So hatte die durchschnittliche japanische Familie spürbar weniger in der Haushaltskasse als vor zwei Jahren.
(tzi/stfr)